Serviceroboter in der Gastronomie - Wird nie krank, kann 16 Stunden am Stück arbeiten und ist immer freundlich

So 29.05.22 | 07:28 Uhr | Von Björn Haase-Wendt
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Restaurant- und Hotelchefin Lysann Gutenmorgen mit Service-Roboter Betty. (Foto: rbb/Haase-Wendt)
Audio: 25.05.2022 | Antenne Brandenburg | Björn Haase-Wendt | Bild: rbb/Haase-Wendt

Fachkräfte sind in der Gastronomie mittlerweile selten wie Goldstaub. Jetzt gehen einige Restaurantbesitzer einen neuen Weg: Sie setzen auf Serviceroboter, um das verbliebene Personal zu entlasten - auch in Brandenburg. Von Björn Haase-Wendt

"Guten Tag! Ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt. Ihre Betty Gutenmorgen." Freundlich ist sie schonmal – die neuste Mitarbeiterin im Hotel Gutenmorgen in Flecken Zechlin. Seit Ostern düst hier Betty durch das Restaurant und hilft den Servicekräften und Kellnern bei der Arbeit.

"Am Anfang war das eine Umgewöhnung, nicht selbst zu laufen. Betty soll ja nicht rumstehen, sondern arbeiten", sagt Restaurantfachmann-Azubi Oliver Menger. Aber der Serviceroboter sei eine extreme Erleichterung bei der Arbeit: Ein leerer Teller allein wiegt gut 1,3 Kilo. Das übernimmt jetzt der Roboter für den 21-Jährigen und seine Kollegen. "Betty kann um einiges mehr tragen", sagt Oliver Menger.

Ist der Weg für Betty blockiert, zieht sie ein trauriges Gesicht und bittet den Gast höflich den Weg freizumachen. (Foto: rbb/Haase-Wendt)
Ist der Weg blockiert, zieht Betty ein trauriges Gesicht | Bild: rbb/Haase-Wendt

"Ich weiß, dass ich attraktiv bin"

Roboter Betty sieht aus wie ein großer Servierwagen mit drei Ebenen, auf denen Teller und Gläser transportiert werden können. Über ein Display, auf dem Betty den Gästen und Mitarbeitern auch mal zuschmunzelt, können die Kellner ihr die Arbeit und Tische zuweisen.

"Dem Roboter wurden bestimmte Stationen einprogrammiert," sagt Restaurant- und Hotelchefin Lysann Gutenmorgen. So kann Betty gezielt die Bar, die Küche, das Buffet oder die Tische mit den Gästen ansteuern. Dazu wurde das Restaurant zuvor ausgemessen und als eine Art Landkarte in das System programmiert. Sorge, dass der Roboter jemanden umfährt, muss niemand haben. Betty beobachtet mit Sensoren ihr Umfeld und legt im Ernstfall eine Notbremsung mit einem charmanten Spruch ein: "Ich weiß, dass ich attraktiv bin, aber ich muss gehen. Könnten Sie mir bitte den Weg freimachen." Notfalls sucht sie sich einen neuen Weg und fährt um das Hindernis herum.

Serviceroboter Betty ist seit Ostern im Hotel Gutenmorgen im Einsatz. (Foto: rbb/Haase-Wendt)
Serviceroboter Betty ist seit Ostern im Einsatz | Bild: rbb/Haase-Wendt

"Er entlastet mein Fachpersonal"

Die Anschaffung von Betty ist eine Reaktion auf den Fachkräftemangel in der Hotel- und Gastronomiebranche. Neue Mitarbeiter zu bekommen sei äußerst schwer, gerade im ländlichen Raum, sagt die Restaurantchefin. Betty soll deshalb dabei helfen, die verbliebenden Mitarbeiter zu entlasten, und ihnen die Arbeit so angenehm wie möglich zu machen. Keinesfalls sei der Roboter eine Maßnahme, um Personal einzusparen, macht Lysann Gutenmorgen deutlich. "Personal sparen – wenn ich das immer höre, denke ich mir, okay ihr lebt im Steinzeitalter", sagt sie. Denn bei dem Fachkräftemangel könne man gar nicht mehr sparen. "Es geht vielmehr darum, die guten Mitarbeiter zu halten."

Die Restaurantchefin zieht den Vergleich zu anderen Branchen. Im Bau würde auch keiner den Einsatz von Baggern hinterfragen. Wenn es also die Roboter für die Gastronomie gibt, warum sollte man ihn nicht einsetzen. "Er ist einfach genial. Er entlastet mein Fachpersonal, das dann den Gast beraten und die Speisen verkaufen kann. Die Hetzerei zwischen Küche, Bar und Gästetischen hat ein Ende", so die Hotelchefin. Etwa 1.000 Euro kostet der Einsatz von Betty monatlich. Natürlich hat der Serviceroboter aber auch Vorteile gegenüber seinen menschlichen Kollegen, räumt Lysann Gutenmorgen ein: Betty wird nie krank, kann locker 16 Stunden am Stück arbeiten und ist immer freundlich.

Die Gäste reagieren aufgeschlossen auf den Serviceroboter, auch weil die wenigsten so viel Fortschritt in einer abgelegenen Region fernab der Großstadt erwarten. "Aber viele sagen auch, dass sie niemals komplett von dem Roboter bedient werden wollen", sagt Azubi Oliver Menger. Das sieht auch die Hotelchefin so. Der persönliche Kontakt soll weiter erhalten bleiben.

Doch einige Gäste sind so begeistert, dass sie gleich über den Einsatz im eigenen Betrieb nachdenken. Etwa Maik Franke, der in einem Autohaus arbeitet: "Super Idee, der könnte doch die Teile vom Lager zum Mechaniker bringen, wenn er dann noch einen netten Spruch draufhat, dann wäre das doch super."

Und auch im Hotel Gutenmorgen hat sich der Einsatz so sehr bewährt, dass mittlerweile über die Anschaffung eines zweiten Serviceroboters nachgedacht wird.

Sendung: Antenne Brandenburg, 25.05.2022, 17:10 Uhr

Beitrag von Björn Haase-Wendt

32 Kommentare

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  1. 32.

    Wenn ihnen diese "Bananenrepublik" nicht gefällt können sie jederzeit in ein Land ihrer Wahl ausreisen. Gerade in der Gastronomie werden Löhne gezahlt von denen man nicht leben kann. Und meine Wette habe ich auch gewonnen.

    "Hier werden bald die ersten Besserwisser auftauchen die uns erklären werden wir wären selbst schuld, so wegen Mindestlohn und so. "

  2. 31.

    Ja, der Gedanke ist schon etwas komisch, aber...erst letzten Samstag erlebt. Wir wollten im Brauhaus in Spandau ein Bier trinken gehen - ca. 17.30 Uhr - und wurden abgewiesen! Die Angestellte teilte uns mit, dass es zur Zeit einen Eingangsstop gibt, da es sonst zu viele Gäste gäbe und sie zur Zeit zu wenig Personal hätten! Wow, das ist mir noch nie passiert. Sie entschuldigte sich und bat uns, doch in einer halben Stunde nochmal vorbeizukommen.

    Also, in Zeiten von akutem Personalmangel wäre der Roboter sicherlich einen Gedanken wert. Werden wir in Zukunft vielleicht immer mehr in der Gastronomie sehen.

  3. 30.

    Es ist nur ein Hilfsroboter, ich verstehe hier die Kommentare nicht. Es soll niemand komplett ersetzt werden.
    Und warum haben wir eigentlich den Mangel an Arbeitskräften, weil es Millionen von Leuten gibt, die nicht arbeiten wollen, oder können und es ja auch in dieser Bananenrepublik nicht müssen.

  4. 29.

    Woher kennen die mich? So arbeite ich schon seit Jahren. Okay, manchmal sind es nur 10-12 Stünden. Aber dafür zahle ich brav Steuern und Abgaben, gehe ins Theater, kaufe ein ... und schaffe es sogar, meine Wäsche zu machen (s. Beitrag zu den Lieferdiensten). Das nennt man dann Selbstorganisation bzw. Leben ohne Netflix, Computerspiele und weitestgehend ohne soziale Medien (keine Fotos vom Essen ;-). Schwupps, hat man die Zeit raus.
    P.S. Wo bekomme ich Teller, die leer 1,3 kg pro Stück wiegen?

  5. 28.

    Zu kurz gedacht. :D Ein Techniker baut ja nicht viele Roboter allein. In der Produktionskette gibt es noch viele andere Menschen, angefangen von der Förderung der Rohstoffe, über die Herstellung der Teile, den Zusammenbau, den Transport von Rohstoffen und fertigem Produkt, Anlagentechnikern zum Warten der Maschinen und und und. Als die ersten Maschinen in die Fabriken kamen, haben die Menschen auch um ihre Arbeitsplätze gefürchtet und tatsächlich sind viele weggefallen, dafür aber andere entstanden. Als die erste elektronische Musik gespielt wurde, haben auch manche geschrien, dass jetzt die Live-Musik ausstirbt. So ist es aber nicht gekommen und auch wenn kürzlich in London Tausende den Abba-Avataren zugejubelt haben, ist das längst nicht der Trend. Und so wird auch der Roboter den Menschen nicht verdrängen. Zigaretten-, Kaugummi-, Getränkeautomaten haben den Kiosk auch bisher nicht ersetzt.

  6. 27.

    Wenn man die Überschrift im Umkehrschluss liest kommt folgendes raus: Die Beschäftigten der Gastronomie sind ständig krank, faul und unfreundlich. Diese Überschrift ist widerlich und skizziert eine Weltanschauung,in der anscheinend nur Schwarz-Weiß gedacht wird.

    Schlechte Bezahlung, arbeiten an Feiertagen und Dauerstress gehören zum Alltag jener, die hier so herrab gewürdigt werden um endlich durch Seelenlolse Roboter ersetzt zu werden. Bei aller Liebe zum Fortschritt, dies lehne ich ab.

  7. 26.

    Vll. sollte man dann immer ein paar Knopfzellen für Betty dabeihaben.

  8. 25.

    Das glauben Sie nicht wirklich.

    Der Kellner oder Pfleger in menschlicher Ausführung wird dann ganz eingespart.
    Läuft doch im Supermarkt, Baumarkt, bei der Bank auch schon.
    Als Kunde mache ich die Arbeit der eigentlichen Angestellten,
    in der Gastro macht's dann Roboti ... der fährt demnächst auch die U Bahn und den Bus.
    Ggggrrrrr mich gruselt es vor diesen Gestalten.

  9. 24.

    Zu kurz gedacht. Wenn ein Techniker für hundert Roboter zuständig ist, die hundert oder mehr Kellner einsparen...

  10. 23.

    Hier werden bald die ersten Besserwisser auftauchen die uns erklären werden wir wären selbst schuld, so wegen Mindestlohn und so. Siehe den thread zu den Lieferdiensten. Wetten?

  11. 22.

    Dieser Roboter ist der erste Schritt.
    Als nächstes werden Verkaufsautomaten mit den Gerichten der Speisekarte aufgestellt.
    Dann werden auch der Roboter und die gesamte Küche eingespart und alles kommt in Warmhalteboxen aus Großküchen aus Fernost und der lästige Gast kann sich gefälligst selbst bedienen.
    Und die Preise werden aufgrund dieser Innovativen Investitionen gleich auch noch kräftig erhöht.
    Wem das gefällt, bitte schön.
    Ich muss mir das nicht antun.

  12. 21.

    In Japan, richtig in Japan hat ein Hotel versucht Service Leistungen grundsätzlich Robotern zu überlassen und es schlug voll daneben. Sie wurden wieder abgeschafft.

  13. 20.

    Bitte lest den kompletten Text.
    Als Unterstützung finde ich einen Roboter sehr gut . Wie es im Text beschrieben ist, bleiben menschliche Angestellte, die sich dann um Fragen und das andere wichtige kümmern können. In der Pfege könnte man diese bei einigen Aufgaben gut gebrauchen, dann könnte die Pflegekraft sich intensiv um die Patienten kümmern.

  14. 18.

    Für entlastende Tätigkeiten ohne direkten Kundenkontakt ganz ok. Aber am Tisch möchte ich aber gern auf ein ...
    "Ver zeih ung der Bal sa mi co ist lei der Schmier öl. Ich fah re zum Ser vice."
    ... verzichten "dürfen".

  15. 17.

    Wollen wir wirklich von Menschen BEDIENT werden? Wenn ein Roboter dem Wirt und den Kellnern einige Arbeit abnimmt und diese dafür Zeit für ein Schwätzchen mit den Gästen haben, ist das doch auch schön.

  16. 16.

    Zu kurz gedacht, So lange sich die Roboter nicht selbst entwickeln und bauen, hängen da eine ganze Menge Berufe dran und Leute, die Sozialabgaben zahlen und irgendwo Umsatz machen. Ein Programmierer oder ein Techniker dürfte sogar mehr Abgaben leisten als ein Kellner, zumal in der Gastro sowieso viele Minijobber tätig sind, für die keine Sozialbeiträge (außer RV) fällig werden.

  17. 15.

    Ich kann die Gastro verstehen. Aber ein Vorteil hat der Roboter auch nur für den Kunden.....es braucht kein Trinkgeld gezahlt werden.

  18. 14.

    Die neue Art um keinen Mindestlohn zu zahlen.Warum haben sich den so viele Fachkräfte dauerhaft anderweitig orientiert,nur weil es da so einfach ist? Zuvor meist schlecht oder nur Saisonkräfte, jetzt dauerhaft.Leute werden in jeder Branche gesucht,nun müssen sich die Arbeitgeber Mal was einfallen lassen,ob Lohn,Kindergarten,Arbeitszeit, Wohnung,etc .

  19. 13.

    Hallo Wassernixe, das gleiche denke ich auch. Was wäre das für ein Essen ohne eines freundlichen Lächeln des Kellners/Kellnerin. Geht gar nicht.

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