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Audio: Radioeins | 08.08.2022 | Raphael Knop | Quelle: dpa/Fabian Sommer

Brand im Grunewald

Feuerwehr verkleinert Sperrkreis auf 550 Meter - Avus bleibt vorerst gesperrt

In den brennenden Gebieten innerhalb des Grunewalds herrschen teilweise immer noch Temperaturen von weit über 100 Grad. Zwar konnte mittlerweile der Sperrkreis verkleinert werden, die Avus bleibt aber vorerst gesperrt.

- Lage auf Sprengplatz im Grunewald weiter gefährlich

- Avus bleibt voraussichtlich auch am Dienstag gesperrt

- Löschroboter und Löschpanzer nach wie vor im Einsatz

- Sperrkreis auf 550 Meter verringert

Vier Tage nach Ausbruch eines Brandes auf dem Sprengplatz im Berliner Grunewald bleibt die Lage angespannt. Die Autobahn A115 (Avus) blieb auch am Montag weiter gesperrt und wird es wohl auch Dienstag bleiben. "Wir werden aller Voraussicht nach morgen noch nicht die Avus öffnen können", sagte Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) am Montagabend in der rbb-"Abendschau". Zuvor hatte Giffey erneut den Einsatzort besucht und sich von Landesbranddirektor Karsten Homrighausen den aktuellen Stand erläutern lassen.

Die Avus kann erst freigegeben werden, wenn der Radius des Sperrkreises von derzeit noch 550 Meter weiter verringert wird, hieß es. Anfangs hatte er 1.000 Meter betragen. Der Sperrkreis darf nur von Einsatzkräften betreten werden. Zudem wurde ein Sicherheitsbereich eingerichtet, in dem sich auch die Einsatzkräfte nicht ohne weiteres aufhalten dürfen.

Entschärfungsareal mit wenigen Alternativen

Warum im Berliner Grunewald Munition gesprengt wird

Einst der Not geschuldet - heute kaum zu ersetzen: Der Sprengplatz Grunewald wurde 1950 geschaffen, um unweit der Stadt aber fernab von Besiedlung Bomben sprengen und entschärfen zu können. Die Suche nach Alternativen läuft seit Jahren erfolglos.

Die Situation werde mehrmals täglich in Lagebewertungen überprüft, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Man müsse die weitere Entwicklung abwarten und schauen, ob eine Freigabe doch noch im Laufe des Dienstags möglich sei. Der Feuerwehreinsatz wird nach derzeitiger Einschätzung noch viele Tage andauern.

Gefahr von unkontrollierten Explosionen besteht weiterhin

Auf dem Sprenggelände, auf dem die Polizei tonnenweise alte Granaten, Munition und beschlagnahmte Feuerwerkskörper lagerte, herrschten zum Teil immer noch Temperaturen von 140 Grad, so dass weiterhin Explosionsgefahr besteht, wie ein Sprecher sagte.

Die Feuerwehrleute können das Gebiet daher nicht betreten. Nur mit einem umgebauten Panzer, der Wasser verspritzen kann, und mit Löschrobotern können der heiße Boden und die umher liegende Munition gekühlt werden. Weil das Gelände groß, unwegsam, unübersichtlich und von Gebäuden und Zäunen durchzogen ist, gestalte sich dieses Kühlen mit Wasser sehr schwierig, hieß es.

Außerdem gibt es auf dem Sprengplatz immer noch Glutnester, der Wind lässt manche Stellen wieder aufflammen. Weltkriegsbomben und zahlreiche große Patronen seien durch die Explosionen in der Nacht zu Donnerstag überall verstreut worden. Sollte ein Sprengkörper explodieren, könnten Teile davon Menschen verletzen oder auf die Autobahn geschleudert werden, so die Feuerwehr.

Einschätzung des Forstamts

Wohl keine Wildschweine im Grunewald verbrannt

Einsatzkräfte versuchen weiter den Sprengplatz zu kühlen

Die Bereiche müssten auf unter 60 Grad gekühlt werden, um die Explosionsgefahr zu bannen, hätten die Sprengstoffexperten angeordnet, hieß es. Einen vergleichbaren Einsatz einer Feuerwehr habe es wohl im Nachkriegsdeutschland so noch nicht gegeben, sagte der Sprecher. Am Montag waren insgesamt rund 250 Einsatzkräfte vor Ort.

"Aber, ich sage es ganz deutlich: Wir gehen besonnen vor. Die Gefahr, die noch durch die Munition und Kampfmittel besteht, ist nicht zu unterschätzen", erklärte Thomas Kirstein. Pressesprecher der Berliner Feuerwehr. Geduld sei gefragt. Sollte ein Sprengkörper explodieren, könnten Teile davon Einsatzkräfte verletzten oder auf die Autobahn geschleudert werden und dann Autofahrer in Mitleidenschaft ziehen.

Im Wald um den Sprengplatz herum lodern laut Kirstein weiterhin kleinere Bodenbrände. "Die bereiten uns nicht unbedingt Bauschmerzen, aber sie müssen im Laufe des Tages bearbeitet werden. Das ist das große Ziel, dass wir dann auch näher an den Sprengplatz heranrücken."

Diskussionen um Standort Grunewald

Brandenburg "gesprächsbereit" für gemeinsame Lösung bei Sprengplatzsuche

Der Standort des Sprengplatzes im Grunewald war schon häufiger Streitthema. Die Berliner Regierende Bürgermeisterin denkt laut über eine Verlegung ins Nachbarland Brandenburg nach. Dort zeigt man sich am Freitag "gesprächsbereit".

Sprengmeister kann technisches Material bergen

Am Sonntag war erneut ein Sprengmeister in einem gepanzerten Fahrzeug auf den Sprengplatz gefahren. Dabei konnte er wichtiges technisches Material bergen. Mittlerweile kann die Feuerwehr zwei Löschroboter und einen Löschpanzer einsetzen, die auf dem Gelände definierte Hotspots kühlen.

Die Kühlmaßnahmen mit Wasser auf dem Sprengplatz werden nachts ausgesetzt, weil für die eingesetzten Roboter und Panzer Licht und Übersicht nicht ausreichen. In dieser Zeit fährt laut der Feuerwehr ein Bereitschaftsdienst regelmäßig Streife auf dem Gelände.

Schafherde in Sicherheit

Während die Lage weiterhin angespannt bleibt, hat es für eine Schafherde aber ein gutes Ende genommen. "Die Schafe sind in Sicherheit!", twitterte die Feuerwehr. Die Herde überstand zwar die Flammen und die Explosionen auf dem Sprengplatz der Polizei äußerlich unbeschadet. Allerdings hielt sie sich anschließend tagelang in einem Berteich auf, der von den Einsatzkräften nicht ohne weiteres betreten werden konnte.

Der Schäfer hatte laut Feuerwehr für einen Wasservorrat von zwei Tagen gesorgt. Als der aufgebraucht war, drangen einzelne Feuerwehrleute und Polizisten mit Hilfe schweren Geräts zur Herde vor, um die Schafe mit neuem Wasser zu versorgen. Am Montag nun habe die Herde den Sperrkreis zum Teil selbstständig, zum Teil mit Unterstützung von Helfern verlassen, so die Feuerwehr.

Brandursache weiter unklar

Das Feuer war in der Nacht zu Donnerstag auf dem Sprengplatz der Polizei ausgebrochen. Tonnenweise alte Granaten, Munition und beschlagnahmte Feuerwerkskörper lagerten in Gebäuden auf dem Gelände. Explosionen waren zu hören, der Brand weitete sich im Lauf des Tages in dem trockenen Waldgebiet aus.

Zur Ursache des Brandes und der Explosionen konnte die Polizei weiter keine Angaben machen.

Sendung: Radioeins, 08.08.2022, 8 Uhr

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