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Audio: Radioeins | 20.04.2023 | Bastian Sorge | Quelle: dpa/Christophe Gateau

Bilanz der endenden Saison

Kältehilfe fordert mehr Unterstützung zur Betreuung Obdachloser

Träger der Berliner Kältehilfe-Einrichtungen fordern eine bessere Finanzierung, geeignete Immobilien und Qualitätsstandards für die Unterbringung obdachloser Menschen.

Die Vorständin der Diakonie Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Andrea Asch, sagte am Donnerstag, Kältehilfe könne nicht mehr ausschließlich von Ehrenamtlichen getragen werden: "Der Bedarf an Kältehilfeplätzen steigt."

Kältehilfe warnt vor Lebensgefahr

Diese Hilfsangebote für Obdachlose gibt es in Berlin und Brandenburg

Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt und das über mehrere Tage: Die Kältehilfe macht deshalb auf die lebensgefährliche Situation für Obdachlose aufmerksam. rbb|24 bietet einen Überblick über die Hilfsangebote in der Region.

Auslastung so hoch wie zuletzt 2016

Der vergangene Winter habe gezeigt, dass das Kältehilfesystem zwar gut organisiert, aber überfordert sei. Die diesjährige Berliner Kältehilfesaison endet am 30. April. In den vergangenen sieben Monaten stellten soziale Träger und kirchliche Organisationen in Kooperation mit den Bezirken nach eigenen Angaben im Durchschnitt täglich 1.043 Plätze zur Übernachtung für obdachlose Menschen zur Verfügung. Die Auslastung sei so hoch gewesen wie seit 2016 nicht mehr, hieß es.

Zwar sei die Zahl der Plätze aufgestockt worden, doch auf dem angespannten Berliner Immobilienmarkt hätten die Träger weniger Raum als in der Vorsaison gefunden. So seien einige Einrichtungen in besonders kalten Nächten erheblich überbelegt gewesen. Zudem seien in diesem Winter wieder vermehrt Menschen mit psychischen Erkrankungen und Suchterkrankungen sowie pflegebedürftige und rollstuhlfahrende Menschen in den Kältehilfe-Einrichtungen versorgt worden.

Bis 80 Prozent der Obdachlosen psychisch beeinträchtigt

Asch forderte für die Kältehilfe "dauerhaft sichere geeignete Räumlichkeiten". Zudem sei eine auskömmliche Finanzierung nötig, betonte sie: "Es kann nicht sein, dass Ehrenamtliche schwer pflegebedürftige Wohnungslose versorgen müssen." Nötig sei eine Professionalisierung des Systems. Sabrina Niemietz von der Koordinierungsstelle sagte bei der Vorstellung der Bilanz der Kältehilfe, es gebe zudem vermehrt obdachlose Menschen, die keinen Zugang zur Kältehilfe fänden, da sie aufgrund psychischer Einschränkungen nicht ansprechbar seien. Zudem würden Betroffene teils aus Kliniken "in die Obdachlosigkeit" entlassen.

Die Sprecherin der Berliner Stadtmission, Barbara Breuer, sagte, bis zu 80 Prozent der Menschen, die auf der Straße lebten, hätten psychische Beeinträchtigungen: "Niemand fährt freiwillig mit einem amputierten Bein in seinem eigenen Kot sitzend den ganzen Tag im Rollstuhl herum."

Sendung: Radioeins, 20.04.2023, 14 Uhr

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