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Vieo: rbb24 Brandenburg aktuell | 20.05.2023 | Marcus Woller | Quelle: dpa/Patrick Pleul

Einsatzkräfte nur bedingt vorbereitet

Brandenburger Feuerwehr drängt auf verstärkte Schulungen zu Waldbränden

Die Zahl der Waldbrände in Brandenburg steigt voraussichtlich. Um die Feuerwehren dafür vorzubereiten, braucht es neue Lehrgänge und mehr Ausbildungsplätze. Aber das Land bringt die seit Jahren angekündigten Investitionen dafür nicht auf den Weg. Von Nico Hecht

521 Waldbrände hat das Innenministerium im letzten Jahr in Brandenburg gezählt – so viele wie in keinem anderen Bundesland, mit weitem Abstand. Darunter waren gleich fünf Großbrände, bei denen die Feuerwehren tagelang im Einsatz waren, wie zum Beispiel bei Treuenbrietzen (Potsdam-Mittelmark). Mehr als 170 Hektar Wald standen dort in Flammen. Einsatzkräfte hatten von haushohen Feuerwänden berichtet, die dem Ort schnell immer näherkamen. Daraufhin wurden mehrere Ortsteile evakuiert.

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Auf genau dieses Verhalten eines Feuers - der aktuelle Waldbrandbericht des Landesinnenministeriums nennt es Brand-Dynamik und progressive Flächenausbreitung - sind Einsatzkräfte in Brandenburg aber nur bedingt vorbereitet. Denn Feuerwehr-Angehörige werden bislang vor allem für sogenannte statische Einsatzlagen ausgebildet. Das sind etwa Brände in Gebäuden oder bei Verkehrsunfällen.

Nachholbedarf bei Vegetationsbrand-Übungen

Wie Brände bekämpft werden, lernen Feuerwehrführungskräfte in Brandenburg an der Landesfeuerwehrschule am Stadtrand von Eisenhüttenstadt, mit Übungsgelände und 110 Ausbildungsplätzen. Welche Strategien gegen Feuer angewendet werden, hängt auch davon ab, was brennt, erklärt dort der Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Rolf Fünning. "Ein Waldbrand ist was ganz anderes als ein Wohnungsbrand. Da haben wir in den letzten Jahren auch nicht so viele Ausbildungskapazitäten drauf verwendet. Das müssen wir jetzt alles nachholen", sagt Fünning. Das Üben von sogenannten Vegetationsbränden - also von Feuern im Wald, auf Wiesen oder Äckern - ist ein neuer wichtiger Schwerpunkt der Ausbildung.

Das ist eine Erkenntnis aus den letzten Brandsommern, mit immer mehr solchen Feuern. Die Führungskräfte müssen dazu in Eisenhüttenstadt lernen, wie die Einsatzkräfte in diesen Lagen koordiniert werden oder auch wie Gegenfeuer gelegt werden. "Wir arbeiten bei Waldbränden auch viel mit Hilfen aus der Luft. Mit Hubschraubern und Drohnen", berichtet Fünning. Aber auch das will gelernt sein. Die Landesfeuerwehrschule hat deswegen auch einen ganz neuen Lehrgang zum Luftkoordinator aufgelegt.

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Landesfeuerwehrschule mit weniger Ausbildungsplätzen als nötig

Ein neuer Lehrgang braucht allerdings auch Kapazitäten, die die Schule eigentlich für die grundlegende Ausbildung von Führungskräften benötige, gibt Leiter Heinz Rudolph zu bedenken. Denn die Feuerwehren und ihre Landesschule stehen gerade vor einer weiteren großen Herausforderung: die Demografie.

Bei Wehren im ganzen Land stehen Generationenwechsel ins Haus. Viele ältere Einsatzkräfte werden wegen des Alters bald die Helme an die Nägel hängen müssen. Deutlich mehr als nachrutschende Führungskräfte ausgebildet sind. Rudolph erklärt, dass die Ausbilder bereits teilweise zu den Feuerwehren reisen, um bestimmte Übungen durchzuführen. Andere Inhalte können auch online vermittelt werden.

Seit der Pandemie sei das eine geübte Ausbildungspraxis. Aber für vieles sei die Lehre vor Ort notwendig. Doch dafür reichen die bisherigen Ausbildungsplätze an Brandenburgs Landesfeuerwehrschule nicht aus, sagt Heinz Rudolph. Eigentlich bräuchte es längst den Ausbau des einzigen weiteren Standorts der Schule, einer Behelfseinrichtung in Wünsdorf mit bisher 20 Plätzen. In Eisenhüttenstadt hätte Rudolph Kapazitäten für 20.000 Tagesschulungen. Nötig wäre aber in der jetzigen Situation mindestens das Doppelte. Deswegen müsse der Standort in Wünsdorf endlich zu einem regelmäßigen der Landesfeuerwehrschule ausgebaut werden, mit wenigstens 97 Plätzen, sagt Schulleiter Rudolph. So hatte es die Landesregierung 2019 versprochen, als der Behelfsstandort eingerichtet wurde.

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Streit ums Geld für einen neuen Schulstandort

Doch so schnell wird das mit den dringend nötigen weiteren Feuerwehr-Ausbildungsplätzen wohl nichts werden. Und das, obwohl ein zweiter Landesschul-Standort in Wünsdorf (Teltow-Fläming) seit Jahren im Gespräch ist. Die rot-schwarz-grüne Regierung in Brandenburg hatte sich darauf sogar im Koalitionsvertrag verständigt. Jetzt müsse sie auch liefern, fordert der Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Rolf Fünning. "Die Landesregierung muss endlich entscheiden, dass wir den zweiten Standort bauen können. Gelder müssen zur Verfügung gestellt werden."

Doch genau da klemmt es. Gut 25 Millionen Euro sollen dafür in Wünsdorf investiert werden. Aber wann, kann oder will der Staatssekretär im Innenministerium, Markus Grünewald, nicht genau benennen. "Ich werde da der Finanzministerin nicht vorgreifen", so Grünewald.

Immerhin verspricht der Staatssekretär: Der zweite Landesfeuerwehrschul-Standort in Wünsdorf werde kommen. Allerdings könnte der hinter anderen dort geplanten Institutionen zurückstehen. In Wünsdorf soll ein ganzes Feuerwehr-Quartier entstehen mit Waldbrand-Kompetenzzentrum und einem Landesamt für Katastrophenschutz.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 19.05.2023, 19:30 Uhr

Beitrag von Nico Hecht

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