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Quelle: imago images

Der Absacker

Alles für die Katz? Mitnichten

Bis sich die Wirkung der neuen Maßnahmen gegen Corona abzeichnet, wird es dauern. Das wird Geduld erfordern, von den Kleinen, Großen und den Flauschigen. Aber es gibt für die Zwischenzeit gute Nachrichten. Von Haluka Maier-Borst

Mein Schädel brummt. Ich musste so viel lesen und lernen wie lange nicht mehr. Aber Ihnen geht es sicher nicht viel anders. Denn wer kennt das schon: den drohenden Katastrophenfall? Wie soll man funktionieren, wenn man von jetzt auf gleich das Leben auf Sparflamme umstellt?

Wie gesagt, mein Kopf brummt und ich kann keine Antworten auf die ganzen Fragen geben. Und viele Antworten gibt es sicher noch nicht. Aber vielleicht können wir uns gemeinsam ein bisschen Klarheit erarbeiten.

Zusammen mit Kollegen habe ich an den zwei Grafiken gefeilt, die Sie unten sehen. Sie zeigen stets die aktuelle Verdopplungszeit, also die Zeit mit der die Fälle in Berlin und Brandenburg gerade verdoppeln. Die Details dazu finden Sie hier, aber eins ist wichtig: Der Wert muss dringend höher werden. Denn nur dann nimmt das Wachstum der Neuinfektionen ab. Und wir alle können gemeinsam dazu beitragen, indem wir auf Sparflamme leben.

1. Was vom Tag bleibt

Gemeinsam ist das Stichwort. Wir alle hoffen, dass sich das gemeinsame Handeln möglichst bald widerspiegelt in einem Ansteigen der Verdoppelungszeit und dem Sinken der neuen Fallzahlen. In der Zwischenzeit gibt es aber eine gute Nachricht. Nachdem Anfang der Woche noch ein drastisches Abfallen der Blutspenden beklagt wurde, habe es eine "überwältigende Resonanz" gegeben, sagt der Blutspendedienst Nordost. Es kann also doch gehen mit der Solidarität.

2. Abschalten.

Ich freue mich sehr auf heute Abend. Denn ich treffe mich mit meiner früheren WG und wir kochen etwas und trinken ein, zwei Drinks. Also virtuell. Das wird ein wenig merkwürdig sein, aber es ist das Beste, das geht unter den Umständen. Ich weiß zwar schon, was ich kochen werde. Aber falls Sie noch Inspiration für Ihren Gemeinschaftskochabend suchen, dann könnten Sie ja ganz vegan und hipster sich hier inspirieren lassen [mitvergnügen]. Oder hier:

Oder Sie probieren mal beim "Restegourmet" aus, was man aus dem übrig gebliebenem Spekulatius von Weihnachten und dem letzten Rest Blattsalat zaubern kann.

3. Und, wie geht’s?

Bei mir dröhnt der Kopf, aber bei der Kollegin Sabine ist es der Nacken, der sich anders anfühlt als sonst.

Quelle: privat

"Die Katzen (wir haben zwei) findens wirklich gaaaanz toll, dass wir so viel zu Hause sind. Aber für unser Kind, das sonst ein SEHR soziales Leben (Freunde treffen, Fussballverein etc.) lebt, wird das sicher noch eine schwierige Zeit mit dem Drinnenbleiben" ,sagt Sabine.

Wir haben viele Kollegen, die das gerade durchmachen und einige von Ihnen da draußen haben uns schon Ähnliches geschrieben (dazu in der nächsten Folge mehr). Versuchen wir alle das Beste, ohne all zu großen Familienkrach. Schreiben Sie mir doch, wie es Ihnen in diesen Zeit geht unter: haluka.maier-borst@rbb-online.de. Und wenn Sie bessere Tipps für die Ablenkung haben als ich (da bin ich mir ganz sicher), schreiben Sie mir auch.

Wer ich bin

Großstadtchaos statt Alpenpanorama, Brandenburger Seen statt britisches Meer. Haluka Maier-Borst war schon an ein paar Orten und hat immer die falsch-richtige Wahl getroffen. Für Berlin. Jetzt sitzt er im Wedding - und fest. Denn nach einer Reise in die Schweiz ist er in Heimquarantäne. Jeden Tag gegen acht genehmigt er sich einen Absacker und eine kleine Pause von der Nachrichtenlage.

4. Ein weites Feld

Wir lernen gerade alle, nur eben die einen schneller als die anderen. Aber wir lernen und hoffentlich am Ende genug, um die Krise noch in den Griff zu kriegen. Klar, es ist gerade frustrierend für die, die vernünftig sind und zu Hause bleiben. Sowohl aus meiner persönlichen Sicht als auch aus der von Epidemiologen wäre es besser, wenn die Gruppenbummler und -griller früher als später begreifen würden, dass jetzt keine Zeit mehr für Parties ist.

Aber ich will ehrlich sein. Vor einer Woche saß ich selbst im Zug Richtung französische Alpen in den geplanten Skiurlaub - wenn auch mit mulmigen Gefühl. Ich hatte noch einen Text abgegeben dazu, was man von Asien in Sachen Corona lernen kann. Und dann selbst nicht viel gelernt.

Am Ende war es eine (wie so oft) weibliche Stimme der Vernunft, die die Reißleine zog. Eine Freundin stoppte den Großteil unserer Reisegruppe, der nachkommen wollte. Sie sagte, dass bald nicht mehr an Skifahren und Snowboarden zu denken sei, wenn Frankreich erstmal zu mache. Der Rest der Gruppe blieb in Berlin und das war das einzig Richtige. Dank ihr sind zwei Ärzte ihren Urlaub zwar los, aber dafür derzeit für den Einsatz bereit. Nur ich, der ich schon in der Schweiz war, bin vorsorglich in Einzelquarantäne, auch Isolation genannt. Statt also nur zu schimpfen, versuchen Sie doch auch die Stimme der Vernunft zu sein. Ich versuche es gerade auch in meinem Freundeskreis.

Bis morgen, bleiben Sie drinnen und prost, sagt

Haluka Maier-Borst

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