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Quelle: imago images/Gueffroy

Der Absacker

Entschuldijen Se, dit heißt Schrippe!

Inne Pandemie kann man uff de blödesten Ideen kommen. Da juckt dit hinten im Kopp und dann muss dit raus. So jeht es Lisa Schwesig, die Se mit uffe Reise inne Verjangenheit nimmt und mit Ihnen durchn Tierpark flaniert.

Heut is jenau der rischtije Tach für een von Ihnen lang jewünschten Absacker: Der olle Tierpark in Friddrichsfelde feiert 65. Jeburtstach und dit is mir Anlass jenuch, um eene Berlin-Ausjabe vom Absacker inne Tasten zu haun. Ick jebe zu, bei die Rechtschreibung tun mir als eene von de Journaljie een bisschen de Oogen weh, aber dit muss so.

Als innen Prenzlberch uffgewachsene Jöre bin ick natürlisch oft durchn Tierpark jelatscht und mach et mit meenen Nachwuchs nun jenauso. Eenmal in Monat jehn wa übern Damm zun Tierpark und daher weeß ick janz genau, wat et Neuet zu kiekn jibt bei Ihmchen. Ick jenieße die Flaniererei mit de Mischpoke zwischen de schmucken Alleen und kann et kaum erwarten, bis wa endle wieder bei de Elefanten und de Tijer glotzen können.

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1. Wat vom Tach bleibt

Stehen statt jehen mussten de Berliner heut, denn et jab drei jroße Demos inne Stadt: Erst ham de Schausteller protestiert, weil denen ihr Rummel wegen den ollen Virus immer noch nich wieder uff hat. Dann ham welche vonne Flugbrangsche demonstriert, weil unter anderem Easyjet am Mittwoch jesagt hat, dat se Flüje inne Republik und de halbe Berliner Flotte streichn werdn. Dit stand allet unter dem Motto "Ihr fliegt in den Urlaub - Wir fliegen raus! Wer rettet uns?". Und dann ham die von "Fridays for Future" noch wejen den Kohleausttiegsjesetz Rabatz vor Merkels Waschmaschine jemacht.

Hamm Se dit vonne Muschel inne Krumme Lanke jelesen? Dit Ding heißt Quagga-Dreikantmuschel und stammt von Janzweitwech in Schwarzen Meer. Dit macht zwar de Seen sauba, aber sorcht ooch dafür, dat so ne fiese Alje wächst. Da müssen de Wasserwerke ständich malochen und allet abfischen, weil dit sonst wien Stöppel inne Rohre is. Und dazu piekst dit olle Jelabber ooch de Schwimma.

Rejen, Rejen, Rejen, inne letzen Tage patscht man ständich durch de Pampe. Reichn tut dit trotzdem nich, zeigt eene Datenrechersche von unsern Laden. Für de Landwirte is dit olle Wetter zu spät. De Böden sinn trocken und der Wald brennt wie Zunder.

2. Abjeschaltet

Als ick noch een Piepel war, da jab et so een Lied, dit hat meene Omma mir beijebracht. Ick schreib dit jetz ma uff, vielleicht kennen Se dit ja ooch. Noch ne Warnung für die Fröileins, dit is nen bisschen vulgär:

"Bin jeboren Ackerstraße und jetauft mit Jauchespree,
meines Vaters Jrünkramladen, der stand an de AEG,
und im Kloptzpantinenviertel weht nen janz bestimmter Duft,
ach ick könnte jlatt verjehn vor lauter Lust.

Nebenan da wohnt nen Doktor, hat ne Bimmel an sein Haus,
wenn die Leute nachts dran bimmeln, kiekt der Olle oben raus,
ick hab och mal dran jebimmelt, wie man immer bimmeln tut,
und natürlich hat ick glei wat uffn Hut.

Und aus Rache band ick ihm een Knochen an dit Ding,
und die Hunde, die dran schnupperten, bimmelbammel jing dit Ding,
bimmelbammel, bimmelbammel, bimmelbammel jing dit Ding,
bimmelbammel, bimmelbammel, bimmelbam."

Dit Liedchen is so Asbach, dit jibt et nich bei Youtube. Aber damit Se ooch noch wat uffe Ohrn kriejen, hab ick Rainald Jrebe rausjesucht. Der jet imma.

Wer bin ich

Als Ur-Berlinerin ist Lisa Schwesig nie wirklich aus dieser Stadt herausgekommen, eigentlich nicht einmal aus ihrem Kiez. Zwar lebt sie nicht mehr im Prenzlauer Berg, wo sie aufgewachsen ist, fühlt sich aber im Berliner Norden zu Hause. Sie steht kurz vor ihrer Einjahresfeier beim rbb und wenn sie nicht Ihre Nachrichten auf Facebook beantwortet, produziert sie Nachrichten auf unserer Website.

3. Tach, wie jeht's, wie steht's?

Wie de Faust uffs Ooge passt heut de Mail zum Absacker von meen Keule Haluka Maier-Borst von Dienstach, die bei uns rinjeschneit is.

Regina schreibt: "Seit 1981 bin ich in Berlin (damals West) aus Berlin (damals Ost) angekommen. Dieses Berlin war kulturell spannend und es gab Wegweiser wie Zitty und die Konkurrenz Tip, aber dann auch das Highlight: Radio Multikulti. Mir blutet noch immer das Herz, wenn ich den Namen nur schreibe. Dafür habe ich gern die 'Rundfunk- und Fernsehsteuer' bezahlt. Was danach kam, hatte dann immer den Asche-Geschmack.

Die Berliner Stimmung war rund um die Uhr präsent, Kulturtips aktuell und vertrauenswürdig. Was habe ich alles an neuer Musik durch Radio Multikulti kennengelernt und dann, rechtzeitig benachrichtigt, original erlebt. Die massiven Proteste haben damals leider nichts gebracht. Zur Erinnerung bleibt mir die CD. Gleich als Erstes P.R. Kantate.

Das Haus der Kulturen der Welt (mit dem damaligen Programm) und das Tipi daneben. Mit den 'Heimatklängen'. Was nicht Bayrische Hackbrettmusik meinte, sondern Musik aus vielen Heimaten der Welt. Da hat in dem winzigen Zelt Rio Reiser gespielt, Santana auf der kleinen Bühne draussen. Eine kubanische Band ohne Instrumente, weil sie ihre erlernten Instrumente vokal darstellten: Vocal Sampling. Und immer war es selbstverständlich, dass die Kinder dabei waren. In die Innenräume hatten sie freien Eintritt. Santana hat meiner damals Zehnjährigen eine Rose zugeworfen, nachdem sie zu schüchtern war, auf die Bühne zu kommen.

Ist das alles vorstellbar in einem Beton-Tipi am Anhalter Bahnhof? Das Tacheles, da muss ich nicht viel sagen. Für die einen der Kulturort, die anderen haben nur eine Ruine wahrgenommen. Ja, das Yaam gehörte auch dazu. Wehren sollte man sich immer, wenn es um solche Herzorte geht. Und Hilfe suchen und geben, wenn es z.B. um bauliche Auflagen geht. Denn zum Kulturdenkmal erklären lassen (so ähnlich wie heilig sprechen lassen) ist schwierig. Es lohnt sich definitiv,viel Energie einzusetzen, um gewachsene kulturelle Highlights zu schützen und zu retten. Und auch die ins Boot zu holen, die erstmal nur die Ruine sehen."

Und denn schreibt Regina noch ein duftet Jedicht den ollen Zille uff: "Wenn dat Leben dich bufft, nicht weine, Lach dir`n Ast, setz dir druff un' baumle mit de Beine."

Kennen Se ooch so een schnieket kleinet Jedichtchen? Schreibn Se uns dit doch ma an absacker@rbb-online.de.

4. Een weitet Feld...

Ick jeb zu, mene Berliner Schnauze is ooch jentrifiert worden und nicht mehr einmanfrei, aber ick habe meen Bestet jejeben, damit dit hier ne richtich dufte Numma wird. In so ne olle Pandemie kann man ja nich nur de Beene hochpackn. Deswejen hab ick jegrübelt, warum man in de Hauptstadt wie de feinen Pinkel quaken soll und beschlossen, nun tachein tachaus an meine Mundart zu arbeiten, obwohl ick dit Berlinerische immer abjelehnt hab. Dit klang immer so nach Josse und nirgends hat eener verstanden, wenn ick ne Schrippe jeordert hab.

Ick jönn mir jetz nen Rachenputzer und mach nen Abjang,

Lisa Schwesig

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