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Quelle: dpa/K. Nietfeld

Der Absacker

Es bleibt dynamisch

In der Hauptstadt öffnen die Freibäder wieder, gleichzeitig springt die erste Berliner Corona-Ampel auf rot. Die ersten Bundesländer wollen einen Corona-Paradigmenwechsel, der Bund eine Verlängerung der Kontaktbeschränkungen. Und jetzt? Von Sarah Mühlberger

Vielleicht haben Sie es gehört: Am Samstag ist eine Eurowings-Maschine von Düsseldorf nach Sardinien geflogen - und unterwegs wieder umgedreht (wdr.de): Der Flughafen in Olbia war noch gar nicht wieder geöffnet. Ärgerlich für die beiden Passagiere (Sie lesen richtig: An Bord des Airbus A320 waren ZWEI Fluggäste). Aber vor allem natürlich: Was zur Hölle? Wie kann so etwas passieren?

Schon klar, die kurze Antwort ist in solchen Fällen immer: Menschen machen Fehler. (Maschinen auch.) Und manche Schwachstelle zeigt sich eben erst dann, wenn etwas schief geht. Aber ich denke den ganzen Tag an diese kleine Geschichte, weil sie so demütig macht. Wer hätte gedacht, dass es in einem so durchorganisierten System wie dem Flugverkehr Hunderte Routine-Checks gibt, um zu überprüfen, ob die Maschine sicher abheben kann - aber mal eben die Frage durchrutscht, ob der Zielflughafen eigentlich angeflogen werden kann.

Das gilt natürlich auch in Sachen Corona. Auch in Monat 3 der Pandemie haben wir im Großen und Ganzen noch keinen blassen Schimmer, welche Einschränkungen sich vielleicht als übertrieben und welche Lockerungen sich als möglicherweise verheerend erweisen werden. Wir haben es mit einem dynamischen Geschehen zu tun, wie es immer so schön heißt, und - gestatten Sie mir die Dellingsche Überleitung - heute mit einem dynamischen Nachrichtentag:

1. Was vom Tag bleibt

Die bisher geltenden Kontaktbeschränkungen sollen um einen Monat bis zum 5. Juli verlängert, gleichzeitig aber gelockert werden. Das zumindest sind die Pläne der Bundesregierung, unterdessen preschen aber Sachsen und Thüringen mit ihren eigenen Ideen vor, die einen Paradigmenwechsel bedeuten würden - was in Berlin und Brandenburg auf politischer Ebene zu Besorgnis führt, dem andere aber auch Respekt zollen.

In Berlin ist die erste von drei Corona-Ampeln auf "rot" gesprungen: Die Reproduktionszahl (R) liege zum dritten Mal in Folge über dem kritischen Wert von 1,20, sagte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) heute, das könne ein Indiz für einen Trendwechsel sein. Wie genau der Senat seinen R-Wert berechnet, ist jedoch nach wie vor unklar, wie mein Kollege Haluka Maier-Borst kürzlich erläutert hat. rbb|24 kommt auf aktuelle Reproduktionszahlen unterhalb von 1.

Ungeachtet einer möglichen Trendwende und ungerührt vom Wetter sind die Berliner Freibäder heute in die Saison gestartet, zumindest vier von ihnen. Keine Lockerung ohne Abstands- und Hygieneregeln, hier können Sie nachlesen, wie ein Schwimmbadbesuch in Corona-Zeiten aussieht.

Haufenweise neue Regeln gibt es auch für die Berliner und Brandenburger Hotels, die seit heute wieder Gäste begrüßen dürfen. Wie das in der Praxis aussieht und was sich manche Hotelliers einfallen lassen, um ihre Gäste trotz Maske anzulächeln, zeigt dieses Video.

2. Abschalten.

Während die meisten von uns einfach nur versuchen, irgendwie durch diese Zeit zu lavieren und unterwegs nicht durchzudrehen, nutzen andere die Zeit: sortieren ihre Küchenschubladen, lernen Chinesisch, gründen ein Unternehmen. Oder werden zu Social-Media-Stars, wie der US-amerikanische Nachwuchskoch und Käsefan Kobe, der mit seinem enthusiastischem "Gugugaga!" und weitgehend zahnlosen Lächeln 1,5 Millionen Follower auf Instagram begeistert. Hier sein Rezept für Chocolate Chip Cookies:

Wer ich bin

Mit 11 Jahren hat sie das erste und einzige Interview ihres Lebens gegeben: Sarah Mühlberger ist im Berliner Südwesten Tür an Tür mit Kaufhauserpresser "Dagobert" aufgewachsen. Damals hat sie beschlossen, Fragen lieber selbst zu stellen. Seit ihrer Rückkehr von einem mehrjährigen Bayern-Aufenthalt sind die Antworten ihrer Interviewpartner für sie auch wieder leichter zu verstehen.  

3. Und, wie geht's?

Wir haben eine sehr nette Mail von Hannes bekommen. Er ist Fußball-Jugendtrainer beim VfB/Einheit zu Pankow und hat sich für seine Spieler einiges einfallen lassen:

Seit dem letzten Freitag nun dürfen wir wieder trainieren. Zwar nur in Kleingruppen und mit Abstand halten, also ohne richtiges Fußballspielen, aber immerhin. Die zwei Monate seit Mitte März, die wir nicht auf dem Platz trainieren oder gar spielen durften, waren wir trotzdem nicht ganz untätig. Zwei Mal in der Woche haben wir ein je 60-minütiges kleines Fitness-Workout via Zoom gemacht. 

Das haben die Jungs auch wirklich gut mit durchgezogen und sorgte dafür, dass sowohl die Spieler als auch ich selbst einigermaßen fit durch die Zeit gekommen sind. Neben dem sportlichen Part war es vor allem die Tatsache, dass man sich (wenn auch nur digital) dann doch wenigstens zwei Mal die Woche gesehen hat und ein paar Worte wechseln konnte. Dieser soziale Aspekt erschien in dieser Zeit der starken Kontakt-Einschränkungen sogar noch wichtiger als der sportliche. Außerdem gaben die festen Termine den Wochen, wo auch noch Schulen geschlossen waren, zumindest etwas mehr Struktur.

Im April kamen wir dann durch ein ähnliches Video einer Fußballmannschaft aus Süddeutschland auf die Idee, ein kleines YouTube-Video zu drehen. Das Ergebnis sehen Sie hier:

Mittlerweile haben wir nach 7 Tagen fast 800 Aufrufe und viel positives Feedback erhalten. Vielleicht sorgt es ja auch bei Ihnen in der Redaktion für ein paar Schmunzler.

Nun freuen wir uns, dass wir uns auch wieder real auf dem Platz sehen können und hoffen, dass wir das bald auch wieder als ganzes Team tun können!

Wie sportlich ertragen Sie die Krise bisher? Hat sich auch in Ihrem Umfeld jemand etwas Kreatives einfallen lassen? Was vermissen Sie am meisten? Schreiben Sie uns gern: absacker@rbb-online.de

4. Ein weites Feld...

Mein Kollege Haluka hatte am Wochenende beschrieben, dass Berlin gerade anders lärmt als sonst. Die Kollegen der New York Times hatten offenbar einen ähnlichen Eindruck und haben an mehreren Kreuzungen und Parks der Stadt den Sound aus dort installierten Mikrophonen analysiert, um dieses Phänomen akustisch festzuhalten. Interessanter Fakt aus dem tollen Beitrag: 29 der 30 ruhigsten Tage der vergangenen drei Jahre in New York City waren während der Corona-Krise.

Mir persönlich scheint Berlin schon wieder ziemlich normal zu klingen. Ist das jetzt gut? Entscheiden Sie. 

Bleiben Sie munter!

Sarah Mühlberger

Beitrag von Sarah Mühlberger

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