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Audio: Inforadio | 26.01.2021 | Interview mit Georg Baum | Quelle: dpa/Fabian Sommer

Britische Mutation erneut aufgetreten

Humboldt-Klinikum meldet weiteren B.1.1.7-Corona-Fall

Im Berliner Humboldt-Klinikum ist erneut eine Corona-Infektion mit der Mutation B.1.1.7 festgestellt worden. Gesundheitssenatorin Kalayci meint, dass sei kein Einzelfall. Sie spricht von einer Steigerung der Fälle in Krankenhäusern.

Im Humboldt-Klinikum ist am Mittwoch eine weitere Corona-Infektion mit der Virusvariante 1.1.7. identifiziert worden. Das sagte der Amtsarzt von Reinickendorf, Patrick Larscheid, am Mittwoch dem rbb. 27 Infektionen mit der britischen Coronavirusmutante 1.1.7. lassen sich aktuell in Berlin auf den Ausbruch im Reinickendorfer Humboldt-Klinikum zurückführen.

Die jetzt neu positiv getestete Person gehört zum Personal des Humboldt-Klinikums und hatte nach Angaben von Larscheid direkten Patientenkontakt. Die Infektion sei deshalb keine Überraschung und er sei weiter vergleichsweise optimistisch, dass der Ausbruch in der Klinik unter Kontrolle ist.

Im Krankenhaus selbst werde weiter getestet. Zweimal pro Woche werden Mitarbeitende sowie Patienten durchgetestet. Zudem werde weiter nach der Ursache des Ausbruchs gesucht. Da gebe es inzwischen eine heiße Spur, sagte Larscheid. Genaueres wolle er dazu aktuell aber noch nicht sagen, dazu reichten die Hinweise nicht. Zum Ende der Woche könnte es Konkreteres geben, sagte der Amtsarzt.

Nach Darstellung von Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) nehme die Zahl der Infektionen mit dem Coronavirus in Berliner Krankenhäusern generell zu. Das Humboldt-Klinikum sei leider kein Einzelfall, sagte sie am Dienstag in Berlin. "Wir haben in den letzten Wochen auch eine Steigerung beobachtet in Berlin, was Infektionen in Krankenhäusern angeht".

Erst kürzlich habe es im Unfallklinikum Berlin einen größeren Ausbruch gegeben. Seit Anfang der Pandemie mussten in Krankenhäusern wegen Ausbrüchen immer wieder Bereiche geschlossen werden. Über den Umgang mit dem Ausbruch im Humboldt-Klinikum habe sie nur Positives gehört, berichtete Kalayci.

Aufnahmestopp im Humboldt-Klinikum

Am Dienstagmittag hatte Larscheid berichtet, dass rund 1.700 Mitarbeiter und knapp 400 Patienten untersucht worden seien. Nach Darstellung von Vivantes am Dienstagnachmittag wurden alle rund 450 Patienten des Reinickendorfer Klinikums getestet. Von den rund 1.700 Mitarbeitern hatten demnach bisher 1.583 einen PCR-Test hinter sich. Bei 11 von ihnen sei die Virusvariante B.1.1.7 nachgewiesen worden. Zudem seien 13 Patienten betroffen. Larscheid hatte zuvor von 14 betroffenen Patienten und zehn Mitarbeitern berichtet. Im Humboldt-Krankenhaus in Berlin-Reinickendorf gilt seit Samstag ein Aufnahmestopp, weil dort eine Mutation des Coronavirus festgestellt wurde.

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Drei Fälle in der Charité

Auch im Vivantes-Klinikum in Spandau wurden zwei Menschen positiv auf die Corona-Mutation B.1.1.7 getestet, beide sind in häuslicher Quarantäne. Zudem haben sich zwei Menschen außerhalb der Krankenhäuser mit der berüchtigten Variante angesteckt, die in Zusammenhang zu Patienten stehen. Beide sind ebenfalls in Quarantäne.

In der Berliner Charité sind bislang drei Personen positiv auf die Variante B.1.1.7 getestet worden.

Der Virus-Typ B.1.1.7 war bisher vor allem in Großbritannien aufgetreten. Die Variante ist Experten zufolge leichter übertragbar und womöglich auch tödlicher als die bislang vorherrschende.

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Die Deutsche Krankenhausgesellschaft forderte Konsequenzen aus dem Corona-Ausbruch im Berliner Humboldt-Klinikum.

Patienten und Personal in den deutschen Krankenhäusern sollten aus Sicht der Träger häufiger auf Mutationen des Coronavirus getestet werden. "Wir müssen, vielleicht auch mit Hilfe des Robert Koch-Instituts, die Teststrategie in den Krankenhäusern offensiver gestalten, weiter aufmachen", sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Georg Baum, am Dienstag dem rbb.

Eine Schließung von Krankenhäusern wie im Fall des Berliner Humboldt-Klinikums müsse die Ausnahme bleiben. Sonst breche die medizinische Versorgung zusammen, warnte Baum. Selbst in einer großen Stadt wie Berlin habe dies deutliche Auswirkungen: "Wir haben über 1.300 Betten, davon sind 375, also mehr als ein Viertel, mit Covid-Patienten belegt."

Für die Behandlung von Covid-19-Patienten in Berlin sei die Humboldt-Klinik eine zentrale Station, sagte Baum. Die Schließung eines zweiten oder dritten Hauses dürfe in Berlin nicht dazukommen.

Testen soll leichter werden

Auf die neue Mutation mit Krankenhausschließungen zu reagieren, könne keine Lösung sein: "Wir müssen alles daran setzen, die infizierten Patienten so schnell wie möglich zu identifizieren." Deshalb müsse die Vermeidung der Weitergabe durch Prävention, also Tests, gestärkt werden.

Zwar könnten stationär aufgenommene Patienten in den Krankenhäusern getestet werden, doch die Kassen seien nicht immer kooperativ: "Wir hören immer wieder aus den Krankenhäusern: Wenn die Krankenhäuser das zwei, drei Mal bei einem Patienten machen, gibt es gleich Schwierigkeiten mit der Bereitschaft der Kassen, die Rechnungen zu übernehmen." Beim Personal wiederum sei die Testung nur auf Anweisung der Gesundheitsämter möglich.

Sobald eine Mutation auch nur vermutet werde, müsse den Krankenhäusern stattdessen freigestellt werden, wie häufig getestet wird.

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