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Video: Abendschau | 17.02.2021 | Andrea Everwien | Quelle: dpa/Soeren Stache

Antikörper-Studie in Berlin-Mitte

Möglicherweise doppelt so viele Corona-Infektionen in Berlin wie bekannt

Ende vergangenen Jahres nahmen rund 2.200 Menschen in Berlin-Mitte an einer Corona-Studie teil - jetzt liegen die Ergebnisse vor. Danach waren deutlich mehr Personen an Covid erkrankt als bekannt. Und: Auch ehemals Erkrankte sollten sich besser impfen lassen.

Zum Beginn der zweiten Corona-Welle waren in Berlin womöglich mehr als doppelt so viele Menschen infiziert als offiziell bekannt. Darauf lassen Ergebnisse einer Studie schließen, die das Robert-Koch-Institut (RKI) zwischen dem 17. November und 5. Dezember vergangenen Jahres im damals stark betroffenen Bezirk Mitte durchgeführt hat. An der Studie hatten rund 2.200 repräsentativ angeschriebene Erwachsene teilgenommen. Am Mittwoch wurde das Studienergebnis veröffentlicht.

Demnach konnten bei den 2.200 Testpersonen 2,2-mal mehr akute Infektionen nachgewiesen werden als die offiziellen Meldezahlen damals anzeigten. Bei dem diffusen Ausbruchsgeschehen, wie es damals in Mitte geherrscht habe, sei dieser Wert einer möglichen Dunkelziffer jedoch nicht hoch, hieß es von RKI-Präsident Lothar Wieler, der gemeinsam mit Mittes Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) die Studienergebnisse vorstellte. Laut von Dassel sind diese Dunkelzifferwerte nicht überraschend, man habe sogar mit einem vierfachen Faktor gerechnet, sagte er am Mittwochnachmittag dem rbb-Sender Radioeins.

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"Das Ergebnis spricht für eine Impfung"

Zudem hat die Studie ergeben, dass sich auch ehemals an Covid-19-Erkrankte gegen das Coronavirus impfen lassen sollten. Denn die schützenden Antikörper gegen das Coronavirus sind im Blut von ehemals Infizierten nach einiger Zeit oft nicht nachweisbar. Bei rund der Hälfte (48 Prozent) der Erwachsenen, die nach eigenen Angaben vor dem Studienstart positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurden, waren keine sogenannten neutralisierenden Antikörper nachweisbar.

Das Ergebnis spreche einmal mehr für eine Impfung, sagte Wieler am Mittwoch. Es sei bei Cororaviren generell nicht untypisch, dass der Antikörperschutz schneller erlösche als bei anderen Viren.

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Fünf Prozent der Probanden waren infiziert

Im Ergebnis wurden während der Untersuchung unter den 2.200 Teilnehmern 21 akute SARS-CoV-2-Infektionen nachgewiesen. Das entsprach rund einem Prozent aller Studienteilnehmer. Antikörper als Nachweis einer durchgemachten Infektion konnten generell bei 4,4 Prozent der Teilnehmer entdeckt werden, neutralisierende Antikörper gegen SARS-CoV-2 wurden jedoch nur bei 2,4 Prozent nachgewiesen. Insgesamt zeige die Studie, dass damals rund fünf Prozent der Teilnehmer akut angesteckt waren oder eine Infektion bereits durchgemacht hatten.

Bezirksbürgermeister von Dassel war vor zehn Monaten ebenfalls an Covid-19 erkrankt. Er selbst nahm auch an der Studie teil. Bei ihm seien auch einige Monate später noch Antikörper gefunden worden, berichtete er im Radioeins-Interview. “Zwar war etwa die Hälfte der Covid-Erkrankten noch einigermaßen immun. Aber trotzdem sollten auch sie sich impfen lassen, sobald die Prioritätsgruppen durch sind", rät er.

Sendung: Radioeins, 17.02.2021, 17:04 Uhr

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