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Audio: Radioeins | 15.03.2021 | Chiara Kempers | Quelle: rbb/Chiara Kempers

Reportage | Naturkundemuseum

Ich bin drin! - der erste Museumsbesuch seit dem Lockdown

Seit letzten Freitag hat das Naturkundemuseum als eines der ersten in Berlin seine Türen wieder für das Publikum geöffnet. Reporterin Chiara Kempers hat den verregneten Samstagnachmittag für einen Museumsbesuch genutzt.

Ich weiß nicht, wie oft ich schon im Naturkundemuseum war. Ich erinnere mich an zahlreiche Besuche mit meinen Eltern, mit der Schule, wenn Familienbesuch kam. Ich erinnere mich natürlich an das Tyrannosaurus Skelett, an den dunklen Raum voller toter Tiere, die in einer gelben, dicken Flüssigkeit schwammen – und besonders erinnere ich mich an die immer lange Schlange mit Wartenden am Einlass.

Die fehlt, als ich an diesem Samstagnachmittag vor dem Museum stehe. Seit Freitag kann man das Naturkundemuseum wieder besuchen. Allerdings muss man sich dafür vorher online registrieren und einen Besuchszeitraum reservieren, entweder vormittags, oder nach 14 Uhr. 250 Personen dürfen pro Buchungszeitraum ins Museum, damit soll das Ansteckungsrisiko minimiert werden.

Und tatsächlich scheinen sich die Menschen in dem riesigen Gebäude gut zu verteilen. Denn als ich in den Lichthof mit den Dinosaurier-Skeletten trete, sind dort nur zwei andere Museumsbesuchende – und das, obwohl mir Gesine Steiner, Pressesprecherin des Naturkundemuseums erzählt, dass die Online-Tickets für die drei kommenden Wochenenden bereits ausgebucht sind. Abstandhalten im Museum ist definitiv kein Problem.

Die Rückkehr zum Normalbetrieb wird dauern

Vor der Pandemie hatte das Museum am Wochenende zwischen drei- und viertausend Besuchende, erzählt Gesine Steiner stolz. “Regelmäßig waren wir eines der bestbesuchten Museen der Stadt”. Auf solche Zahlen wird das Haus wohl noch etwas warten müssen. Auch Gruppenbesuche, etwa von Schulklassen, sind zurzeit nicht möglich.

Die Regeln des Museums orientieren sich an den allgemeinen Vorschriften des Landes Berlin, das heißt, zur Zeit dürfen maximal fünf Personen aus zwei Haushalten das Museum gemeinsam besuchen.

Außer begrenzter Publikumszahlen setzt das Museum auf Kontaktnachverfolgung und medizinische Masken. Da aus hygienischen Gründen keine Audioguides mehr ausgeliehen werden können, stellt das Museum einen “Digital Guide” zur Verfügung, auf den die Besuchenden per QR-Code mit ihren eigenen Handys zugreifen können. Das Angebot kommt gut an. In jedem Raum sehe ich, wie sich Menschen ihr Handy ans Ohr halten, um die Audioerklärungen zu den Exponaten zu hören.

Dr. Gesine Steiner vom Naturkundemuseums, hofft, dass diese Öffnung länger hält als letzten Sommer. | Quelle: rbb/Chiara Kempers

Mal wieder was Anderes sehen

Eine junge Mutter ist ohne Audioguide unterwegs, dafür mit Säugling im Tragetuch und Kleinkind im unteren Stockwerk des Museums. Während sie ihr Baby wiegt, erzählt sie von der Erleichterung, endlich mal wieder etwas mit den Kindern unternehmen zu können: “Es ist wirklich zu hundert Prozent entlastend, alleine eine Kleinigkeit wie ein Museumsbesuch hilft schon so viel; ein paar Eindrücke sammeln und schon gehen die Kinder etwas zufriedener ins Bett. Mein Kleiner hat sich echt riesig auf diesen Besuch heute gefreut.”

Den “Digital-Guide” gibt es in elf Sprachen und einer extra Version für Kinder. | Quelle: rbb/Chiara Kempers

Das Publikum fühlt sich sicher

Aber nicht nur Familien mit Kindern sind an diesem regnerischen Samstagnachmittag im Museum unterwegs. Während ich durch die Räume spaziere, immer den Laufrichtungsmarkierungen auf dem Boden folgend, spreche ich mit einem jungen Pärchen, das zum ersten Mal überhaupt im Naturkundemuseum ist. Auch sie freuen sich sehr, mal wieder etwas erleben zu können und fühlen sich durch die begrenzte Einlasszahl und Maskenpflicht sicher.

Ein Mann, Mitte 20 mit hochgekrempelter Hipster-Mütze, meint sogar: “Ich finde, man könnte überlegen, ob man das beibehält mit der Reservierung von Time-Slots, so ist der Besuch viel entspannter als früher!”

Das Schlangestehen vermisst er nicht.

Sendung: Radioeins, 15.03.2021, 11:10 Uhr

Beitrag von Chiara Kempers

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