rbb24
  1. rbb|24
  2. Panorama
Video: rbb|24 | 14.05.2021 | Material: Abendschau | Quelle: dpa/Bernd von Jutrczenka

Ohne Termin in Neukölln

Impfungen in Kiezen mit hohen Ansteckungszahlen starten

Anwohner in Neuköllner Stadtteilen mit besonders hohen Corona-Fallzahlen können sich seit Freitag unkompliziert in einer Turnhalle impfen lassen können: Ohne Termin gibt es eine Spritze von Johnson & Johnson oder von Moderna. Die Warteschlange ist lang.

In einigen Neuköllner Stadtteilen wird seit Freitag verstärkt geimpft. Ärzte impfen dabei in einem Modellversuch zu sogenannten Schwerpunkt-Impfungen.

Eingeladen sind nach Angaben der Senatsgesundheitsverwaltung mehr als 10.000 Erwachsene aus Neuköllner Kiezen mit hohen Ansteckungszahlen. Geimpft wird in der Turnhalle der Schule an der Köllnischen Heide. Dort bildete sich nach rbb-Informationen seit dem Morgen eine sehr lange Warteschlange. Auf einem Video auf Twitter ist zu sehen, wie Hunderte Menschen anstehen und warten.

Gesundheitsverwaltung: überrascht vom Interesse

Nach Angaben der Senatsverwaltung für Gesundheit sei man positiv überrascht vom großen Interesse. Es gebe für Freitag jedoch nur 400 Impfdosen. Für Samstag und Sonntag gebe es jeweils die gleiche Menge.

Über Aushänge informiert

Die Bewohner wurden über Aushänge an den Haustüren und über Sozial- und Bildungseinrichtungen informiert - in der High-Deck-Siedlung, der Weißen Siedlung und im Harzer Kiez. Das sagte der Gesundheitsstadtrat von Neukölln, Falko Liecke (CDU), am Freitag auf Radioeins vom rbb. Wer sich impfen lassen will, müsse keinen Termin vereinbaren. Es sollen aber Ausweis mit Meldeadresse, FFP2-Maske und der Impfpass mitgebracht werden.

Hintergrund

Senatssitzung

Müller kündigt Schwerpunkt-Impfungen in sozialen Brennpunkten an

"Johnson & Johnson Billigimpfstoff"

Liecke erklärte die Aktion so: "Wir wissen, dass durch die sehr beengte Wohnsituation, auch durch prekäre Arbeitsverhältnisse, auch durch ein gewisses niedriges Bildungsniveau, dass dort die Impfbereitschaft nicht so groß ist." Es gebe eine große Skepsis, wie man festgestellt habe. "Die Leute sagen: 'mit Johnson & Johnson zu impfen, das ist der Billigimpfstoff. Die Deutschen kriegen den Schampus, nämlich Biontech, und wir die Reste.'" Diese Skepsis sei auch der öffentlichen Debatte um den Impfstoff geschuldet.

Laut Liecke sind dies aber Vorurteile, "die Quatsch sind". Man sei mit Ärzten vor Ort, um zu aufzuklären, dass das nicht so sei. Liecke sei optimistisch: "Das kriegen wir hin."

Beratung in mehreren Sprachen

Impfungen für Geflüchtete in Berlin werden fortgesetzt

In der Regel soll der Impfstoff von Johnson & Johnson bei Menschen über 60 Jahren eingesetzt werden. Dies hatte die Ständige Impfkommission vorgeschlagen. Analog wie bei Impfungen mit dem Vakzin von Astrazeneca gab es nach der Verabreichung des Impfstoffs sehr seltene Fälle von Hirnvenen-Thrombosen.

Eine Impfung damit soll aber nach ärztlicher Aufklärung und individueller Risikoanalyse auch bei unter 60-Jährigen möglich sein. Zwischenzeitlich waren Impfungen mit Johnson & Johnson in Unterkünften für Obdachlose und Geflüchtete ausgesetzt, dann aber wieder aufgenommen worden.

Weitere Infos

Video | Dr. Julia Fischer erklärt

Impfstoffe im Vergleich: Biontech und Moderna

Nur eine Impfung notwendig

Das Besondere am Impfstoff von Johnson & Johnson ist, dass anders als bei den bisher zum Einsatz kommenden Corona-Impfstoffen nur eine Spritze davon zum vollen Schutz ausreicht. In den Kiezen mit hohen Ansteckungszahlen soll auch mit dem Impfstoff von Moderna geimpft werden, wie Stadtrat Liecke sagt. Er ist ab 18 zugelassen und unterliegt keiner Altersempfehlung.

Laut dem Gesundheitsstadtrat könne die Aktion in den nächsten Tagen und Wochen ausgeweitet werden, eventuell dann auch mit mobilen Impfteams. Nach Angaben der Senatsverwaltung für Gesundheit werden Angebote voraussichtlich in Mitte und in Spandau gemacht, dafür könne es wieder lange Wartezeiten geben.

Die Kommentarfunktion wurde am 14.05.2021 um 14:05 Uhr geschlossen

Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.

Artikel im mobilen Angebot lesen