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Video: Abendschau | 01.09.2021 | Frank Drescher | Quelle: dpa/Jens Büttner

Alte und kranke Menschen im Fokus

Auffrischungsimpfungen gegen Corona in Berlin gestartet

Während die Debatte noch läuft, für wen eine dritte Corona-Impfung sinnvoll ist, hat Berlin seine Auffrischungs-Impfkampagne gestartet. Zunächst gibt es ein Angebot nur für besonders gefährdete Menschen, etwa Bewohner von Alten- und Pflegeheimen.

In Berlin haben am Mittwoch Drittimpfungen gegen das Coronavirus begonnen. Die Auffrischungsimpfungen richten sich an besonders gefährdete Gruppen und Menschen, die zum Jahresanfang als Erste geimpft worden waren.

Wie die Gesundheitsverwaltung am Mittwoch mitteilte, sollen neue Impfangebote gemacht werden, in vollstationären Pflegeeinrichtungen, Pflege-Wohngemeinschaften, Seniorenwohnanlagen und Tagespflegen. Die Impfaktion startete in einem Senioren- und Therapie-Zentrum in Berlin-Spandau in Anwesenheit von Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD).

Fünf mobile Impfteams der Malteser impfen dort bis Donnerstag die meisten der 417 Bewohnerinnen und Bewohner sowie Personal, insgesamt gab es 462 Anmeldungen. Nach Angaben der Gesundheitsverwaltung wird der Impfstoff von Biontech/Pfizer verwendet.

Erste Phase mit bis zu 200.000 Menschen

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) plädierte für eine offizielle Richtlinie, welche Personen sich ein drittes Mal impfen lassen sollten. KBV-Chef Andreas Gassen sagte im rbb-Inforadio, er hoffe, dass die Ständige Impfkommission (Stiko) bald eine Empfehlung formuliere. Das würde auch die Diskussion mit Patienten erleichtern.

Gesundheitsstaatssekretär Martin Matz (SPD) hatte im Gesundheitsausschuss des Abgeordnetenhauses angekündigt, dass vorrangig über 80-Jährige, Pflegebedürftige und immungeschwächte Personen das Impfangebot erhalten. Insgesamt könnten in dieser ersten Phase bis zu 200.000 Berlinerinnen und Berliner die Auffrischungsimpfung bekommen.

"Die angebotene Drittimpfung soll den Immunschutz der Bewohnerinnen und Bewohner weiter stärken", begründete die Gesundheitsverwaltung in einer Mitteilung die Aktion. Gesundheitssenatorin Kalayci teilte mit: "Wer hätte das gedacht, dass wir alles in allem in kürzester Zeit so viel Impfstoff zur Verfügung haben, dass wir insbesondere den Schutz unserer hochbetagten Mitbürgerinnen und Mitbürger, der Immungeschwächten und der vulnerablen Gruppen in den Pflegeeinrichtungen stärken können."

Dritte Spritze gegen Corona

Brandenburg will im September mit Auffrischungsimpfungen starten

Ab September sollen über 80-Jährige und andere vulnerablen Gruppen aus Brandenburg eine Auffrischungsimpfung gegen das Corona-Virus erhalten. Der Grund: Ersten Studien zufolge lässt der Impfschutz bei bestimmten Gruppen nach.

Noch keine offizielle Empfehlung

Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatten sich Anfang August darauf geeinigt, dass bestimmte sogenannte vulnerable Gruppen ab September eine Auffrischungsimpfung gegen Covid-19 erhalten sollen, sofern der Abschluss der ersten Impfserie mindestens sechs Monate zurückliegt.

Die Coronavirus-Impfverordnung des Bundes wurde entsprechend angepasst. Sie wurde am Dienstag im Bundesanzeiger veröffentlicht und ist am Mittwoch in Kraft getreten. Eine offizielle Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) steht bislang allerdings noch aus. Am Mittwochmittag hieß es allerdings, die Aufarbeitung der vorliegenden Daten sei in vollem Gange, so Stiko-Chef Thomas Mertens. Lange werde es nicht mehr dauern, auf ein genaues Datum für die Empfehlung könne er sich aber noch nicht festlegen.

Neben Berlin beginnen auch andere Bundesländer nun mit den Auffrischungsimpfungen, etwa Bayern, Thüringen oder Sachsen. Ein Sprecher des Brandenburger Gesundheitsministeriums (MSGIV) teilte dem rbb mit, dass auch hier mit den Drittimpfungen begonnen werden könne. Das müsse allerdings nicht direkt am Mittwoch, sondern könne ganz generell in diesem Monat sein. Viele Ärzte würden noch auf die Stiko-Empfehlung warten.

Es gibt auch Kritik daran, dass Menschen eine erneute Impfdosis erhalten, während in ärmeren Ländern viele Menschen noch gar nicht geimpft sind. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mahnt, der Fokus der weltweiten Impfkampagne müsse darauf liegen, dass ärmere Länder mehr Impfstoff für Erst- und Zweitimpfungen erhalten.

Kassenärzte fordern Stiko-Empfehlung für Drittimpfung

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hatte am Mittwochfrüf eine schnelle, offizielle Empfehlung gefordert, ob sich Risikogruppen ein drittes Mal gegen Corona impfen lassen sollen. Der Chef der KBV, Andreas Gassen, sagte am Mittwoch im rbb-Inforadio, er hoffe, dass die Ständige Impfkommission hier relativ zeitnah eine entsprechende Empfehlung formuliere. Das würde es allen einfacher machen - auch in der Diskussion mit Patientinnen und Patienten.

Zum Thema, wer für eine dritte Impfung in Frage kommt, sagte Gassen: "Im Grundsatz geht man davon aus, dass Auffrischimpfungen für alle Menschen Sinn machen, die eine schwächere Immun-Antwort hatten und deshalb möglicherweise auch eine abfallende Impfwirkung. Das sind in der Regel hochbetagte oder immungeschwächte Personen. Dazu gibt es allerdings bisher noch keine klare wissenschaftliche Positionierung."

Sendung: Inforadio, 01.09.2021, 10:00 Uhr

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