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Video: rbb24 | 08.01.2022 | Material: Abendschau | Quelle: rbb/T. Schwiesau

Schlange stehen für PCR-Test

Was Berliner mit positivem Schnelltest aktuell beachten müssen

Die Ausbreitung der Omikron-Variante bringt die Testzentren des Berliner Gesundheitssenats an ihre Kapazitätsgrenzen. An manchen Standorten müssen die Wartenden mehrere Stunden in der Kälte ausharren - einige werden ohne PCR-Test nach Hause geschickt. Von Roberto Jurkschat

Angesichts rasant steigender Inzidenzwerte durch die Ausbreitung der Omikron-Variante hat der Andrang in den landeseigenen Berliner Testzentren enorm zugenommen. Im Internet und im Gespräch mit rbbl24 berichteten Menschen in der vergangenen Woche über stundenlange Wartezeiten vor den Zentren in Neukölln, Friedrichshain-Kreuzberg und dem Testzentrum in Wedding.

Insbesondere in Neukölln, wo die Sieben-Tage-Inzidenz am Samstag bei 887,3 lag, haben sich Beschwerden über die Teststation der Senatsverwaltung für Gesundheit gehäuft, wie ein Sprecher der Bezirksverwaltung rbbl24 mitteilte.

Auslastung der Labore

Reichen die PCR-Testkapazitäten in der Omikron-Welle?

Die Fallzahlen steigen rapide und ebenso die Zahl der notwendigen Tests. Zudem ist geplant, dass Mitarbeiter der kritischen Infrastruktur künftig mit einem negativen PCR-Test die Quarantänedauer verkürzen können. Reichen dafür die Kapazitäten? Von Thomas Rautenberg

Vier Stunden Wartezeit im Freien

Vor dem roten Backsteingebäude in der Neuköllner Leinestraße reicht die Warteschlange immer wieder rund 300 Meter weit bis vor die Hermannstraße. Manche Wartenden husten, andere sitzen erschöpft auf der Fensterbank des Cafés am Gehweg.

Ein Sprecher der Bezirksverwaltung Neukölln sprach gegenüber rbbl24 von "riesigen Problemen" mit dem Betrieb der landeseigenen Teststelle. Die meisten Beschwerden beträfen die Kapazitäten der Station. "Das Personal reicht nicht ansatzweise aus, um den Bedarf an Schnelltests und an PCR-Tests zu decken, die Wartezeiten betragen hier offenbar manchmal bis zu vier Stunden", heißt es. "Der Andrang war wegen der Ausbreitung von Omikron aber absehbar."

In sozialen Netzwerken berichten Berliner auch mit Verweis auf andere landeseigene Testzentren von langen Wartezeiten.

"Menschen mit Husten oder Fieber sollen weggeschickt worden sein"

Auf Anfrage von rbbl24 erklärte die Senatsverwaltung für Gesundheit, die derzeitigen Kapazitätsprobleme seien bekannt. "Der Gesundheitsverwaltung ist bewusst, dass es derzeit zu langen Schlangen und Wartezeiten vor den senatseigenen Testzentren kommt", erklärte eine Sprecherin. "Das ist kein guter Zustand, den wir sehr ernst nehmen." Denkbar seien deshalb eine Ausweitung der Öffnungszeiten, mehr Personal oder auch eine Beauftragung privater Testzentren.

In Neukölln gibt es allerdings auch immer wieder Verwirrung darüber, wer in der Leinestraße überhaupt getestet werden darf. "Menschen mit Husten oder Fieber sollen schon mehrfach wieder weggeschickt worden sein", sagte ein Sprecher des Bezirks.

Tatsächlich richtet sich das Angebot der Einrichtungen nach Angaben der Gesundheitsverwaltung nur an symptomfreie Menschen - eine Sonderregel, die viele offenbar nicht kennen und die in Neukölln schon häufiger zu Frust von Patienten geführt hat, die etwa mit Fieber und bei frostigen Temperaturen mehrere Stunden draußen gewartet haben. Für einen PCR-Test wurden sie offenbar an einen Hausarzt verwiesen - oder auf die Möglichkeit eines Hausbesuchs durch das mobile Abstrich-Team des Gesundheitsamts in der Neuköllner Blaschkoallee.

Beschränkungen wegen Corona

Was in Berlin derzeit erlaubt ist - und was nicht

In Berlin gelten weiterhin die sogenannten Basis-Schutzmaßnahmen. In öffentlichen Verkehrsmitteln ist das beispielsweise die FFP2-Maskenpflicht, in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen Test- und Maskenpflicht. Ein Überblick, was sonst aktuell noch gilt.

Was tun bei positivem Corona-Schnelltest?

Nicht ganz unkompliziert zu beantworten ist die Frage, wie es weitergeht, wenn ein positiver Schnelltest vorliegt. Grob geregelt ist das Ganze in der Corona-Verordnung des Landes. Die besagt, dass auf einen positiven Schnelltest möglichst schnell ein PCR-Test folgen sollte.

Zunächst stellt sich aber die Frage, ob abgesehen vom positiven Schnelltest auch Corona-Symptome im Spiel sind. Wenn nicht, ist ein kostenloser PCR-Test unter Vorlage des Testergebnisses in einer Covid-19-Hausarztpraxis oder eben in einer der elf landeseigenen Teststationen (berlin.de) möglich.

Auch wer eine rote Warnmeldung in der Corona-App vorweisen kann, nachweislich als Kontaktpersonen von Infizierten identifiziert worden ist oder Transferleistungen bezieht, muss für einen PCR-Test nicht selbst zahlen.

Wer allerdings Corona-Symptome wie Fieber, Halsschmerzen oder Husten hat, kann zwar einen kostenlosen PCR-Test bekommen; offiziell aber nur in den von der Kassenärztlichen Vereinigung gelisteten Covid-19-Hausarztpraxen (kvberlin.de). "Verschiedene Berliner Hausarztpraxen haben sich bereit erklärt, Patient:innen, die COVID-19 typische Symptome haben und eine mögliche Erkrankung vermuten, zu behandeln, sofern sie sich nicht an die eigene Hausärztin oder den eigenen Hausarzt wenden können", heißt es aus der Berliner Gesundheitsverwaltung auf Anfrage von rbbl24.

Beschluss der Bund-Länder-Runde

Zugangsregel für Gastronomie wird verschärft - Quarantänedauer wird verkürzt

Vorfahrt für Geboosterte: Dreifach Geimpfte dürfen weiterhin ohne Testergebnis in Restaurants, zugleich können sie auf eine Quarantäne verzichten. Die Bund-Länder-Runde hat am Freitag entsprechende Regelungen beschlossen.

Keine Quarantänepflicht mehr für Geboosterte

Die Quarantänebestimmungen werden sich in Berlin (aktuelle Regelungen der Bezirke) nach der Konferenz der Bundesregierung mit den Ministern der Länder demnächst wieder ändern. Am Freitag beschlossen die Teilnehmer, dass geboosterte Kontaktpersonen künftig von der Quarantäne-Pflicht ausgenommen werden.

Das gilt auch nach einer frischen Zweitimpfung und für frisch Genesene, wenn Impfung oder durchgestandene Infektion nicht länger als drei Monate zurückliegen. Für andere soll die Quarantäne von 14 Tagen auf zehn Tage verkürzt werden. Sie können sich nach einer nachgewiesenen Infektion oder als Kontaktperson nach sieben Tagen durch einen PCR- oder zertifizierten Antigen-Schnelltest freitesten. Damit werde auch den Herausforderungen für die kritische Infrastruktur Rechnung getragen, heißt es in dem Beschlusspapier.

Um vulnerable Gruppen zu schützen, kann sich das Personal bestimmter Einrichtungen, etwa in Krankenhäusern und Pflegeheimen, grundsätzlich nur mit einem PCR-Test freitesten. Schülerinnen und Schüler sowie Kita-Kinder sollen sich bereits nach fünf Tagen freitesten können. "Diese Regelungen sind streng, aber pragmatisch", erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dazu.

 

Sendung: Abendschau, 08.01.2022, 19.30 Uhr

Beitrag von Roberto Jurkschat

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