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Audio: Inforadio | 11.04.2021 | Robin Marienfeld | Quelle: dpa/A. Riedl

Corona-bedingte Lernrückstände

Lehrerverband für freiwilliges Zusatz-Lernjahr

Der Deutsche Lehrerverband will die corona-bedingten Lernrückstände mit einer individuellen Zusatzförderung oder einem freiwilligen Zusatz-Lernjahr ausgleichen. Bund und Länder müssten für das Programm mindestens zwei Milliarden Euro ausgeben.

Der Deutsche Lehrerverband will die durch die Schulschließungen im Corona-Jahr entstandenen Lernrückstände bei den Schülern mit einem zwei Milliarden Euro teuren Förderkonzept ausgleichen. Kinder und Jugendliche mit eher geringen Lücken sollten im nächsten Schuljahr eine individuelle Zusatzförderung erhalten, berichtet die Funke-Mediengruppe unter Berufung auf ein Förderkonzept des Lehrerverbands. Schülern mit größeren Defiziten solle die Möglichkeit eines freiwilligen zusätzlichen Lernjahres angeboten werden.

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Zusätzliches Personal aus Lehramtsstudenten

Das dafür notwendige zusätzliche Personal könne aus Lehramtsstudenten, aufstockende Lehrkräfte oder pensionierte Lehrerinnen und Lehrern bestehen. Außerdem könnten Schulen mit externen Partnern wie etwa Nachhilfeanbietern zusammenarbeiten. Für die Umsetzung fordert der Verband ein Bund-Länder-Programm mit einem Volumen von mindestens zwei Milliarden Euro.

400 bis 600 Unterrichtsstunden konnten im vergangenen Jahr nach Schätzungen des Lehrerverbandes nicht in Präsenz abgehalten werden - in der Spitze entspreche das etwa einem halben Schuljahr. Und auch wenn der Distanzunterricht inzwischen besser funktioniere, seien die Lernfortschritte auf diese Art trotzdem geringer, heißt es im Papier.

Etwa zehn Prozent der Schülerschaft braucht zusätzliches Schuljahr

Nach Einschätzung von Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger sind etwa ein Fünftel der Schülerinnen und Schüler im vergangenen Jahr bei den Lernfortschritten "stark abgehängt" worden. Etwa zehn Prozent der Schülerschaft brauche vermutlich ein zusätzliches Schuljahr, um das Versäumte aufzuholen.

Man müsse sich jetzt an den Schulen die Zeit nehmen zu schauen, wo die Kinder stehen, und dann Beratung anbieten. "Im Grunde müssten wir im Mai wissen, was für Fördermöglichkeiten im nächsten Jahr da sind. Es muss jetzt wirklich zügig gehen", sagte Meidinger. Im laufenden Schuljahr werde es dagegen mit Nachholförderung nichts mehr - "wer das behauptet, ist schief gewickelt."

Bundesfamilienministerin Anja Karliczek hatte Ende März ein bundesweites Nachhilfeprogramm mit einem Umfang von einer Milliarde Euro vorgeschlagen. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) sieht einen Förderbedarf bei rund 1,5 Millionen Schulkindern.

Sendung: Inforadio, 11.04.2021, 10:00 Uhr

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