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Audio: Inforadio | 8.11.21 | Torsten Sydow | Quelle: dpa/J. Ozana

Steigende Infektionszahlen

Dé­jà-vu in den Brandenburger Schulen

Auch an Brandenburger Schulen steigen die Corona-Zahlen. Lehrer und Eltern fürchten, dass diese bald wieder schließen könnten und fordern ein Handeln der Politik. Die will am Dienstag beraten - zur Debatte steht auch eine erneute Maskenpflicht. Von Stephanie Teistler

Dass die Schulen von der vierten Corona-Welle verschont bleiben würden, von dieser Vorstellung haben sich die meisten Beteiligten in Brandenburg verabschiedet. Laut Stand vergangener Woche sind im Land derzeit zwei Schulen geschlossen, 102 Lerngruppen befinden sich in Quarantäne – das sind gut viermal mehr als noch Ende Oktober. Die Zahl der Lehrkräfte (215) und Schülerinnen und Schüler (5.431) in Quarantäne hat sich in diesem Zeitraum jeweils mehr als verdoppelt.

Günther Fuchs, von der Bildungsgewerkschaft GEW, geht so weit zu sagen, dass Schulen die Pandemie gerade anheizten: "Kinder unter zwölf Jahren sind schutzlos, weil es für sie keine Impfangebote gibt. Und die Impfquote bei Schülerinnen und Schüler über zwölf Jahren liegt bei unter 50 Prozent. So tragen sie das Virus in die Familien." Fuchs fordert deshalb, dass in den Schulen täglich getestet werden müsse, statt – wie bisher in Brandenburg üblich – zweimal pro Woche.

#Wiegehtesuns | Mutter zweier Grundschüler

"Jetzt sitzen die Kinder wieder bei fünf Grad am offenen Fenster und frieren"

An die Schulschließungen erinnert sich Julia T. nicht gern. Denn auch ihre Kinder haben diese Zeit nur schwer wegstecken können. Nun hofft sie, dass es trotz hoher Inzidenzen nicht nochmal so weit kommt - und ärgert sich über fehlende Luftfilter. Ein Gesprächsprotokoll.

Bildungsministerium: Mehr Tests möglich

Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) sagte dem rbb, dass man in der Landesregierung noch darüber diskutiere, das Testen zu intensivieren. Ihr oberstes Ziel sei es nach wie vor, die Schulen offen zu halten. Ernst betonte aber auch, dass Schule nur einen Teil des Infektionsschutzes leisten könnten. Bei der Frage nach mehr Tests müssten auch andere gesellschaftliche Bereiche nachziehen.

Den sogenannten Lolli-PCR-Tests steht Ernst nach wie vor skeptisch gegenüber. Bei den Lolli-Tests in Schulen werden Poolproben aller Kinder einer Lerngruppe gesammelt und zur genauen PCR-Untersuchung an ein Labor geschickt. Der Vorteil: die Ergebnisse sind nicht so fehleranfällig wie die der Schnelltests. Der Nachteil überwiege für die Bildungsministerin allerdings: "Im Zweifel sitzen infizierte Kinder noch 24 Stunden in den Klassen. Die Schnelltests können wir dagegen flexibler einsetzen und haben eine schnelle Rückmeldung."

Start des Modellprojekts steht noch aus

Dennoch hatte das Ministerium bereits Mitte August ein Modellprojekt mit den Lolli-PCR-Tests angekündigt. Man wolle herausfinden, ob man mit ihnen dazu beitragen könne, das Infektionsgeschehen einzudämmen. Drei Schulen seien inzwischen gefunden, gestartet ist das Modellprojekt allerdings noch nicht – bei den Tests sei man noch in der Ausschreibung.

René Mertens vom Landeselternrat wirft der Landesregierung vor, in der jetzigen Situation generell zu langsam zu handeln. "Alles geht gerade seinen gewohnten Gang, mit dem Ergebnis, dass uns nun reihenweise Unterricht um die Ohren fliegt und jetzt die Schulschließungen kommen. Das ist ein Scheitern mit Ansage." Außer tägliche Tests, so der Elternvertreter, könne man auch Stichproben in den Schulen durchführen, um zu überprüfen, ob zu Hause richtig getestet werde.

Mertens fühlt sich an die Situation vor einem Jahr erinnert, kurz bevor die Schulen geschlossen wurden. "Auch wenn ich den ein oder anderen Politiker jetzt langweile: Wir fordern seit Langem Luftfilteranlagen, um die Viruslast in den Klassenräumen zu reduzieren. Es gibt viele Sachen, die man tun kann, aber man muss sie auch tun und nicht die Hände in den Schoß legen."

Wiedereinführung der Maskenpflicht ist strittiger Punkt

Das Brandenburger Kabinett wird am Dienstag zusammenkommen, um über die Corona-Lage im Land zu beraten. Einer der strittigen Punkte könnte die Frage nach einer Wiedereinführung der Maskenpflicht auch in den Grundschulen sein. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur geht die Prüfung aus dem Entwurf für die neue Corona-Verordnung von Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) hervor. Laut der "B.Z" ist Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) aber dagegen. Gegenüber dem rbb wollte sie sich heute dazu nicht äußern.

Grünen-Fraktionschefin Petra Budke forderte hingegen die Wiedereinführung der Maskenpflicht für Erst- bis Sechstklässler. "Wir müssen einfach dafür sorgen, dass unsere Schulen sichere Orte sind, denn wir wollen sie ja auf jeden Fall offen halten", sagte Budke.

In Brandenburg fiel die Maskenpflicht in diesem Schuljahr zwei Wochen nach den Sommerferien weg. Berlin hat eine erneute Maskenpflicht für Schülerinnen und Schüler der Klassen 1-6 bereits am Montag beschlossen.

Sendung: Brandenburg aktuell, 8.11.21, 19:30 Uhr

Beitrag von Stephanie Teistler

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