Datenanalyse - Europawahl in Brandenburg: AfD profitiert von niedriger Wahlbeteiligung

Mo 10.06.24 | 15:01 Uhr | Von Dominik Ritter-Wurnig
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09.06.2024, Brandenburg, Forst: Eine wahlberechtigte Frau wartet in einem Wahllokal mit ihren Stimmzetteln in der Hand auf die Stimmabgabe.(Quelle: dpa/Monika Skolimowska)
Audio: rbb24 Fritz | 10.06.2024 | Hannah Burmeister | Bild: dpa/Monika Skolimowska

Die AfD schneidet bei der Europawahl in Brandenburg dort besser ab, wo die Wahlbeteiligung niedrig ist. Bei allen anderen Parteien ist das umgekehrt. Das zeigt eine Regressionsanalyse der Wahldaten. Von Dominik Ritter-Wurnig

Anders als die anderen Parlamentsparteien schneidet die AfD dort besonders gut ab, wo die Wahlbeteiligung bei der Europawahl am Sonntag niedrig war. Das zeigt eine exklusive Regressionsanalyse von rbb|24 auf Basis des vorläufigen Endergebnis auf Gemeindeebene. Der Stimmenanteil der AfD korreliert umgekehrt mit der Wahlbeteiligung.

Zu erkennen ist das in der untenstehenden Scatterplot-Grafik an der Trendlinie, die von links oben nach rechts unten verläuft. Eine Regressionsanalyse ist ein statistisches Verfahren, um den Zusammenhang zweier Variablen zu berechnen - in diesem Fall Wahlbeteiligung und Wahlergebnis. Dargestellt wird eine Regressionsanalyse in einer sogenannten Scatterplot-Grafik, in der man Muster und Trends erkennen kann. Die Platzierung von Datenpunkten auf einer horizontalen und einer vertikalen Achse ermöglicht es, Korrelationen auf einen Blick zu erfassen.

Wenn Ihnen die Grafiken nicht angezeigt werden, klicken Sie bitte hier.

Bei den anderen Parteien, die mehr als drei Prozent der Wählerstimmen in Brandenburg erreicht haben, ist es umgekehrt: Wo die Wahlbeteiligung höher ist, schneiden sie auch höher ab – dementsprechend verläuft die Trendlinie von links unten nach rechts oben.

Besonders ausgeprägt ist das bei FDP und Grünen. Beide Parteien erreichen jeweils in Kleinmachnow an der Grenze zu Berlin ihre besten Landesergebnisse – dort war auch die Wahlbeteiligung mit 81,5 Prozent am höchsten. In Kleinmachnow hatte die AfD auch mit 9,3 Prozent ihr schlechtestes Resultat in der Mark.

Fehlende Mobilisierung?

Offen bleibt, ob die AfD gerade dort besonders stark ist, wo es viele Menschen vorziehen nicht zu wählen oder ob es den anderen Parteien eben dort nicht gelang, ihre Sympathisanten ins Wahllokal zu mobilisieren.

 

Sendung: rbb24 Fritz, 10.06.2024, 19:30 Uhr

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Beitrag von Dominik Ritter-Wurnig

55 Kommentare

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  1. 55.

    Dumm ist wohl eher derjenige, der hier Wählerbeschimpfung bzw. Wählerbeleidigung betreibt. Das löst die Probleme nämlich garantiert nicht.

  2. 53.

    Also verstehe ich das richtig? Die Varianz von 7% sagt ja dass das Modell wenig (7%) aussagt. Dies ist dann aber signifikant. Also 93% des Wahlverhaltens hängen nicht mit der geringen Wahlbeteiligung zusammen. Nur 7% des AfD-Wahlverhaltens hängt mit der geringen Wahlbeteiligung zusammen, die anderen 93% haben andere Gründe.

    Und die Residualst.abweichung von 7,502% dass die Trefferquote im Durchschnitt um 7,502% abweichen vom realen zu erwartenden Wert, also alles ziemlich unscharf ist. Aber was ist hier die Residualstandardabweichung? Ich habe doch ganz genau die Anzahl der AfD-Stimmen und ganz genau die Anzahl der abgegebenen Stimmen in % von 100% Stimmen= alle Stimmen.
    Was meint hier die Residualstandardabweichung?

  3. 52.

    Danke für diese Information! So dezidiert wußte ich das wirklich nicht!
    Aber bei der Argumentation gegen die Verbreitung der AfD hilft mir das nicht wirklich! Vielleicht klappt es diesmal sogar ja demokratisch!

  4. 51.

    "jedes Volk bekommt was es wählt und verdient hat "
    da gebe ich Ihnen Recht, bestes Beispiel ist die jetzige Regierung und da ist die AFD nicht mit drin
    "Die AfD Gründer haben die Partei verlassen"
    man merkt sie haben von der AFD Ahnung, nämlich keine
    Gauland war einer der Gründer und sitz immer noch Im Bundestag für die AFD, Genauso wie Martin Erwin Renner, einer der Gründer ist und immer noch für die AFD im Bundestag sitzt

    soll ich weiter machen?

  5. 50.

    "Hitler wurde auch demokratisch gewählt" Gern gebracht und trotzdem falsch. Hitler wurde in die Neubildung der Regierung v. Papen als Kanzler hineingenommen (man kam damit einem erwarteten Mißtrauensvotum im Reichstag zuvor) - das war in der laufenden Legislatur eine Regierungsumbildung und nicht als Ergebnis einer Wahl. Und selbst nach den ganzen Verboten erreichte die NSDAP in den 33er Reichswahlen immer noch keine absolute Mehrheit - die absolute Mehrheit stimmte in Summe immer gegen die NSDAP, selbst nach der sog. Machtergreifung in der Regierung Hitler/v. Papen. Erst das Verbot aller anderen Parteien "löste" das Problem der Legitimierung im Sinne der NSDAP und nach dem Tod des Reichspräsidenten und der nachfolgenden Zusammenlegung der Ämter von Kanzler und Präsident im Amt des Führers, war es endgültig "geschafft" - erst in der Regierung Dönitz wurden die Ämter wieder getrennt.

  6. 49.

    Wir sehen doch schon wo es hingeht: Meldestellen für unliebsame Meinungsäußerungen, Verfolgung bei Meinungsâußerungen auch unter der Strafbarkeitsgrenze, Abschieben im großen Stil...
    Oooopsi, das sind ja die anderen...

  7. 48.

    Da gab es doch schon mal einen. Walter Ulbricht. Es muss demokratisch aussehen, aber es muss nicht demokratisch sein. Hitler wurde auch demokratisch gewählt, was es nicht besser gemacht hat. Aber gut, Jedes Volk bekommt was es wählt und verdient hat und sei es nur der Weg in den Abgrund. Die AfD Gründer haben die Partei verlassen. Sie werden gewusst haben warum. Bald werden auch wir es wissen.

  8. 46.

    Es gibt Vorschläge, was man anders und besser machen möchte. Die endgültigen Lösungen können aber erst entwickelt werden, wenn man in der Verantwortung ist. Dazu müsste man z.B. wissen, was die Vorgänger noch in der Kasse gelassen haben. Wenn sich herausstellt, dass die Kassen leer sind, muss man entsprechend andere Lösungen suchen. So könnte es durchaus passieren, dass man zwar Steuererleichterungen angestrebt hat, dies aber nicht umsetzten kann, und genau das Gegenteil machen muss. Man darf auch nicht vergessen, dass im Beamtenapparat natürlich noch die Parteigenossen von den anderen Parteien sitzen, und möglichst viel torpedieren.

  9. 45.

    Wie sich vielfach zeigt, haben die meisten das Wahlergebnis NOCH NICHT verstanden, aber das verstehen Sie sicher auch nicht.

  10. 44.

    Es gibt Vorschläge, was man anders und besser machen möchte. Die endgültigen Lösungen können aber erst entwickelt werden, wenn man in der Verantwortung ist. Dazu müsste man z.B. wissen, was die Vorgänger noch in der Kasse gelassen haben. Wenn sich herausstellt, dass die Kassen leer sind, muss man entsprechend andere Lösungen suchen. So könnte es durchaus passieren, dass man zwar Steuererleichterungen angestrebt hat, dies aber nicht umsetzten kann, und genau das Gegenteil machen muss. Man darf auch nicht vergessen, dass im Beamtenapparat natürlich noch die Parteigenossen von den anderen Parteien sitzen, und möglichst viel torpedieren.

  11. 43.

    Mit "sie" waren die AfD und BSW gemeint. Hab ich mich wohl unklar ausgedrückt. Bitte um Entschuldigung.

  12. 42.

    Ich sagte, die Wahlbeteiligung war nicht sooooo niedrig. Einen anderen Zusammenhang habe ich gar nicht hergestellt. Wohl aber erkannt, dass es offenbar Gründe hat, wenn die Leute so wählen. Die können allmählich nicht mehr alle für blöd und rechts erklärt werden.

  13. 41.

    Das verblüffende ist, daß das keine Auswertungen vom rbb sind, sonder laut Quellenangabe vom Amt für Statistik, die eigentlich Fachleute dafür haben sollten.

  14. 39.

    25 -30% der Brandenburger*innen haben eine Partei gewählt, die rechtsextreme Positionen vertritt und außer einfachen Parolen keine Lösungen anbietet.

    Wer diese Partei heutzutage immer noch wählt, weiß, wen er/sie da unterstützt... Dafür kann man sich als Brandenburgerin - wie ich - sehr wohl schämen.

  15. 38.

    >"Auch wenn sie es selbst anders sehen."
    Absolut nicht. Ich bin ganz bei Ihnen. Alles hier in 1000 Zeichen auseinanderzuklamüsern ist schwer möglich. Daher erstmal mein Hauptgleichnis des Populismus.
    Dass Sie weitere Gleichnisse in die Diskussion einbringen, ist natürlich hervorragend.

  16. 37.

    "Schäm dich Brandenburg."
    Warum?
    Es wurde mit zugelassenen Parteien eine Wahl ordnungsgemäß durchgeführt und der Wähler hat entschieden, nennt sich Demokratie!
    Niemand braucht sich zu schämen!

  17. 36.

    Putin-Nähe und Ukraine-Feindlichkeit sehe ich da noch und auch Anti-Demokratie lässt sich bei beiden nicht leugnen.
    Auch wenn sie es selbst anders sehen.
    Alice Wagenknecht und Sarah Weidel könnten Schwestern im Geiste sein.

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