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Video: rbb24 | 13.10.2022 | Torsten Michels | Quelle: imago images/Beautiful Sports

Schwacher Saisonstart

Wie Turbine Potsdam gegen Tabellenführer Wolfsburg bestehen will

Nur ein Punkt aus den ersten drei Spielen: Turbine Potsdam erwischte den schlechtesten Start der Vereinsgeschichte. Nun kommt mit Wolfsburg der aktuelle Tabellenführer und Double-Sieger ins Karl-Liebknecht-Stadion. Von Eddie Neupert

Auf dem Trainingsplatz wird rumgealbert, gelacht und die Atmosphäre ist positiv. "Das Team ist super, das funktioniert auf und neben dem Platz", sagt Potsdams Vize-Kapitänin Viktoria Schwalm. Gute Stimmung vor dem Spiel gegen Tabellenführer VfL Wolfsburg (Samstag, 13:01 Uhr) - und das trotz der komplizierten sportlichen Lage der "Turbinen".

Bereits im Sommer deutete alles auf ein schwieriges Jahr hin, nachdem insgesamt 14 Spielerinnen den Verein verließen und 17 neu dazukamen. Darunter vor allem junge Spielerinnen ohne großartige Profierfahrung. Auch der Trainer wurde ersetzt: Nachfolger des entlassenen Sofian Chahed ist Sebastian Middeke. Für den 38-Jährigen, der die Erfahrung als Cheftrainer bisher nur im Nachwuchsbereich des SV Meppen sammeln konnte, ist es die erste Station bei einem Profiverein.

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Trainer Middeke sieht Köln-Spiel als Mutmacher

In den bisherigen Spielen der Saison waren die Potsdamerinnen kämpferisch zwar oftmals gleichwertig mit ihren Gegnern, allerdings sprang nur ein Sieg raus. Im DFB-Pokal gegen Drittligist Viktoria Berlin durfte bislang zum einzigen Mal gejubelt werden, aber erst nach Elfmeterschießen.

In der Liga steht man währenddessen im hinteren Drittel. Auf das Unentschieden bei Werder Bremen folgten zwei Niederlagen. Gegen den Aufsteiger MSV Duisburg setzte es im ersten Heimspiel ein deutliches 0:3, bei welchem die "Turbinen" sowohl offensiv wie defensiv keine Lösungen gegen den Außenseiter fanden.

Vor zwei Wochen dann das 2:4 bei einem in dieser Spielzeit starken 1. FC Köln. Dieses Spiel mache jedoch Mut, sagt Trainer Middeke: "Wir haben das erste Mal die Philosophie, wie ich sie mir vorstelle, umsetzen können." Das Problem: Länger als eine Halbzeit hielt diese Spielweise nicht an. Kurz vor der Pause sorgte ein Platzverweis dafür, dass sein Team die 2:1-Pausenführung nicht bis zum Ende durchbrachte.

Schwalm: "Dürfen keinen zu großen Respekt haben"

Nach zwei Wochen Länderspielpause geht es in der Liga nun vor heimischer Kulisse ausgerechnet mit einem Topspiel gegen den VfL Wolfsburg weiter. Damit wartet die aktuell wohl schwerste Aufgabe im deutschen Frauenfußball auf die Havelstädterinnen. Schließlich ist der VfL seit Jahren Anwärter auf alle drei Titel. "Sie haben in den letzten Jahren bestätigt, was für einen guten Fußball sie spielen", sagt Viktoria Schwalm über den mehrfachen Meister und Pokalsieger. Die Wölfe sind makellos gestartet: Gaben sich im Pokal keine Blöße und thronen mit neun Punkten schon wieder an der Tabellenspitze.

Weiter sieglos

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Deswegen hat Potsdam "riesen Respekt, aber überhaupt keine Angst vor dem Gegner", so Middeke. Ähnliches sagt auch Viktoria Schwalm: "Wir dürfen keinen zu großen Respekt haben vor den Namen, die da auf dem Platz stehen." Die Taktik will Middeke daher nicht umstellen, nur weil der Gegner jetzt Wolfsburg heißt.

Personelle Veränderungen notwendig

Veränderungen wird es trotzdem geben müssen, zumindest personell. Denn neben der verletzten Kapitänin Noemi Gentile (Kreuzbandriss) und Führungsspielerin Jennifer Cramer (Muskelverletzung) fehlt auch Torhüterin Vanessa Fischer nach ihrer Roten Karte im letzten Ligaspiel. Für sie steht sehr wahrscheinlich wieder Jil Frehse zwischen den Pfosten. Die 18-Jährige gab gegen Köln ihr Bundesligadebüt. Dort glänzte sie zunächst mit einem parierten Elfmeter, sah dann aber bei zwei Gegentoren nicht gut aus. Im Falle eines zweiten Einsatzes ist Middeke aufgrund ihrer Trainingsleistungen weiterhin überzeugt, dass sie es gut macht.

Am Ende wird es besonders darauf ankommen, dass "jede sofort ihre Leistung bringt und bei 100 Prozent ist", betont Schwalm und sagt außerdem: "Wenn wir das machen, was wir gegen Köln gemacht haben, dann müssen wir uns nicht verstecken." Aspekte, die Trainer Middeke ebenfalls ansprechen wird. Er will mit seinem Team "den Wölfen einen riesen Kampf abliefern." Ob das jedoch reicht, um dem spielstarken Champions-League-Teilnehmer Paroli bieten zu können, darf bezweifelt werden. Somit könnte das Warten auf den ersten Bundesliga-Sieg für Turbine Potsdam noch länger dauern.

Sendung: rbb24, 13.10.2022, 18 Uhr

Beitrag von Eddie Neupert

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