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Quelle: imago/blickwinkel/McPHOTO/M. Begsteiger

"Aktionstag Sucht" am Mittwoch

"Ich hatte die Wahl: Gefängnis, Anstalt oder Tod"

Die Corona-Pandemie hat die Zahl der Drogen- und Alkoholabhängigen deutlich steigen lassen. Beratungen können in solchen Fällen eine wichtige Hilfe sein, wie zwei Beispiele aus Südbrandenburg am bundesweiten "Aktionstag Sucht" zeigen.

Suchtproblematiken haben während der Corona-Pandemie deutlich zugenommen. Das hat die Suchtberatungsstelle der Caritas in Cottbus in den letzten Monaten bemerkt. Die Beratungszahlen steigen, und so kurios das klingt, ist das ein gutes Zeichen. Denn je mehr Menschen ihre Sucht erkennen und etwas dagegen unternehmen, desto besser.

Wie wichtig eine zwanglose Beratung ist und dass sie wirkt, soll der bundesweite "Aktionstag Sucht" am Mittwoch zeigen. Zwei Beispiele aus Südbrandenburg verdeutlichen, wie schwierig der Weg aus der Sucht ist.

Suchtberatung als letzte Chance

Für Sebastian Dehnert beginnt der Kampf gegen die Sucht jeden Tag von vorn. Entscheidend sind aber die Waffen, die man zur Verfügung hat, erzählt er. "Will ich trabend durch die Welt, den Kopf gesenkt, oder kann ich den Kopf hochnehmen und sagen, jawoll, es geht los. Ich schaffe das, das ist mein Tag", so der 38-Jährige.

Seit drei Jahren, zehn Monaten und neun Tagen ist er clean - dank der Suchtberatung. Der Weg zu den Anlaufstellen war allerdings für ihn nicht leicht. "Ich hatte die Auswahl: Gefängnis, Anstalt oder Tod", sagt er. Deshalb sei er zur Suchtberatung gegangen.

Sebastian Dehnert aus Cottbus | Quelle: rbb/Schomber

Mit 13 die erste Alkoholvergiftung

Dehnert lässt vor der Beratung nichts aus. Schon im Teenageralter beginnt er, regelmäßig zu trinken. Heute will er mit seinen Geschichten andere wachrütteln. "Mit 13 Jahren hatte ich meine erste Alkoholvergiftung, da lag ich hier auf dem Stadthallenvorplatz. Da habe ich so ein Glück gehabt, dass mich Menschen nach Hause gebracht haben", so Dehnert.

Ebenfalls dankbar für die Anlaufstelle der Caritas in Cottbus ist auch der 58-jährige Wolfgang*. Er kämpft bereits seit 40 Jahren mit seiner Alkoholsucht - seit Februar geht er zur Suchtberatung. Der Grund war ein Schlüsselerlebnis im Supermarkt, Anfang des Jahres.

"Ich wollte mit meiner Karte bezahlen, das war um die Mittagszeit. Ich hatte noch nichts getrunken, war aber in freudiger Erwartung", erzählt er. Beim Eingeben seiner PIN habe seine Hand aber so stark gezittert, dass er nicht bezahlen konnte. "Alle Leute guckten schon, das war sehr unangenehm", berichtet Wolfgang. Seine Frau habe schließlich bezahlen müssen.

Die Beratung bei der Caritas habe ihm geholfen. Er sei nun trocken, habe ein gefestigtes Leben und arbeite ehrenamtlich.

Suchtkranke in Südbrandenburg können sich an die Caritas [www.caritas.de] und den Tannenhof [www.tannenhof.de] wenden. Im Cottbuser Kulturzentrum Glad House gibt es am Mittwoch um 18 Uhr zudem eine Filmvorführung mit anschließender Gesprächsrunde. Dabei sind ausdrücklich auch Angehörige von Suchtkranken willkommen.

*Name von der Redaktion geändert.

Sendung: Antenne Brandenburg, 10.11.2021, 14:10 Uhr

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