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Audio: Antenne Brandenburg | 15.12.2020 | Josefine Jahn | Quelle: dpa/Svoboda

Bestatten und Trauern in Corona-Zeiten

"Haben Sie schon mal geweint mit einer Maske?"

Beerdigungen mit Abstand und Maske, Trauerfeiern mit maximal zehn Personen aus zwei Haushalten - das Abschiednehmen hat sich durch die Corona-Pandemie spürbar verändert. Das beobachtet Saskia Stahn, die Trauerrednerin und Friedhofsverwalterin des Waldfriedhofes Marienberg in der Gemeinde Felixsee (Spree-Neiße) ist.

Saskia Stahn auf dem Waldfriedhof | Quelle: rbb/Jahn

Corona mache das Bestatten und Trauern komplizierter. "Die Leute befinden sich in einer Situation, die nicht normal ist. Das ist so schwer." Stahn bemerkt, dass die Leute verunsichert sind. Doch auch für sie ist es eine Situation, auf die sie sich einstellen musste.

Trauern mit einem Kompromiss

Seit 2017 ist Saskia Stahn Trauerrednerin, seit 2019 Friedhofsverwalterin. Die Pandemie habe in diesem Jahr die sowieso schon schwere Situation des Abschiednehmens noch einmal erschwert. Die Leute fragen sich: Dürfen sie als Angehörige nebeneinander sitzen, dürfen sie sich umarmen? Grundsätzlich gelten die gleichen Abstands- und Hygiene-Regeln wie außerhalb des Friedhofs.

Der Waldfriedhof in der Gemeinde Felixsee | Quelle: rbb/Jahn

Nicht nur für die Trauernden sei das ungewohnt, auch für Trauerredner und -rednerinnen, "weil dieser persönliche Kontakt fehlt", erklärt Stahn. "Man möchte so gern den Menschen entgegenkommen, sie in den Arm nehmen." Es sei schwieriger geworden, den Leuten Trost zu geben. "Man kann zwar mitweinen und mitlachen, aber der Körperkontakt fehlt." Das Streicheln eines Oberarms auf Abstand sei in diesen Tagen oft ein Kompromiss.

Und selbst das Weinen ist in Pandemiezeiten anders, als gewohnt. "Haben Sie schon mal geweint mit einer Maske? Und die Rotznase läuft... Das ist so schwer", erzählt Stahn eindringlich. Bei Brillenträgern beschlage dazu noch die Brille.

Auch die Trauernachsorge sei schwer geworden. Die Trauerbegleiterin nennt als Beispiel ein Ehepaar, bei dem ein Partner verstorben ist. "Der Angehörige ist weg, er ist jetzt ganz allein in der Wohnung, es kann niemand mehr hin." Demjenigen Trost spenden gehe im Moment nur noch per Telefon.

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Für Saskia Stahn gehört beim Abschiednehmen der persönliche Kontakt auch dazu, um die Situation zu lockern. Sie konzentriere sich im Moment auf Worte. Stahn ist grundsätzlich dafür, offen über den Tod als Teil des Lebens zu sprechen und die Verstorbenen mit guten Gedanken zu verabschieden.

"Wir lachen unheimlich viel. Wenn wir uns erinnern, wie derjenige war. Und wenn man dann so schmunzelt und bei der Trauerrede sitzt, mit dem Kopf nickt und sagt 'Jo, das war er', dann haben wir uns glücklich an denjenigen erinnert."

Das behält Saskia Stahn bei, auch wenn Beisetzungen und Trauerfeiern unter Corona auf den kleinsten Familien- und Freundeskreis beschränkt sein müssen.

Neue Regeln in Brandenburg ab Mitte Dezember

Wegen der hohen Corona-Infektionszahlen hatten Bund und Länder sich auf strengere Regeln verständigt. Brandenburgs Landesregierung hat ihre Maßnahmen zum 16. Dezember beschlossen.

Demnach dürfen Beerdigungen, Trauungen und Taufen unter Beachtung der Abstands- und Hygieneregeln mit Gästen weiter stattfinden, für die Zeremonien an sich sieht die Brandenburger Umgangsverordnung keine Obergrenzen vor. Es müssen aber die Hygiene-, Abstands- und Anwesenheitsdokumentationsregeln eingehalten werden.

Bei anschließenden Zusammenkünften sind höchstens zehn Personen aus zwei verschiedenen Haushalten zulässig, Kinder bis 14 Jahre werden nicht eingerechnet.

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