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Audio: Antenne Brandenburg | 12.07.2021 | Anna Emmendörfer von den Grünen | Quelle: Robert Schwaß/rbb

Polen plant neue Kraftwerke

Deutsche und polnische Grüne protestieren gegen Ausbau von Atomkraft

Mehrere Grünen-Politiker aus Deutschland und Polen haben am Montag in Frankfurt auf der Oder ein Zeichen gegen den Bau von Kernkraftwerken in Polen gesetzt. Von einem Boot aus protestierten die Teilnehmenden mit Transparenten in beiden Sprachen gegen die Atom-Pläne Polens.

Polnische Opposition setzt auf Alternativen

Polen plant den Grünen zufolge derzeit den Bau von bis zu sechs Reaktoren an zwei Standorten, zwei davon sollen an der Ostsee in der Nähe von Danzig entstehen. Das erste Kraftwerk könnte bereits 2033 in Betrieb gehen. Damit soll unter anderem der Kohleausstieg kompensiert werden.

Der Abgeordnete des polnischen Parlaments, der Sejm, Tomasz Anikśko, fordert, stattdessen mehr auf alternative Energien zu setzen. Er sagte dem rbb vor Ort: "Es geht der Regierung mehr darum zu zeigen: Ja, auch wir haben Atomkraftwerke. Aber heutzutage sind Atomkraftwerke eine rückständige Sache. Die ganze Idee ist fehlgeleitet und wir hoffen, dass wir als Grüne gemeinsam mit anderen Oppositionsparten verhindern können, dass es passiert." Anikśko ist einer von nur drei Grünen-Abgeordneten der Sejm.

Sorge vor Unfällen

Auch von deutscher Seite gibt es Kritik an den polnischen Kernkraft-Plänen. Weil die geplanten AKW nur wenige hundert Kilometer von der deutschen Grenze entfernt sind, stellten laut Anna Emmendörfer, Sprecherin der Grünen im Landkreis Potsdam-Mittelmark, mögliche Unfälle auch für Deutsche ein hohes Sicherheitsrisiko dar.

"Wissenschaftliche Gutachten zeigen, dass es auch hier gesundheitliche Auswirkungen gebe, wenn es dort kommt", sagte Emmendörfer beim Protest. "Wenn es zu einem Unfall kommt, müssten im schlimmsten Fall 1,8 Millionen Menschen evakuiert werden." Zudem sei die Atomkraft eine Technologie, die in Produktion und Lagerung ein hohes Risiko auch für künftige Generationen darstelle.

Polen ist der größte Förderer von Steinkohle in der EU. Derzeit werden noch etwa 70 Prozent der Energie aus Kohle erzeugt. Bis 2040 soll dieser Anteil auf elf Prozent sinken, um den EU-weiten Kohleausstieg bis 2050 zu schaffen. Hinzu kommt, dass auch Erdgas bald knapper werden könnte, weil Ende 2022 das entsprechende Abkommen mit Russland ausläuft.

Sendung: Antenne Brandenburg, 12.07.2021, 14:30 Uhr

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