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Quelle: rbb

Bundeswehrsoldaten helfen im Klinikum Frankfurt (Oder)

"Sie sind immer hilfsbereit und wir einfach nur dankbar"

Im Frankfurter Klinikum Markendorf sind derzeit 25 Bundeswehrsoldaten im Einsatz. Sie arbeiten im sogenannten logistischen Bereich und sollen das medizinische Personal angesichts des Corona-Aufkommens entlasten.

Leise klopft es an den Patientenstuben auf der Station 9. Es folgt das obligatorische "Ich bringe das Essen für Sie." Doch statt des Pflegepersonals in weißer oder roter Krankenhaus-Kleidung, erscheint ein Mann in Flecktarn-Uniform und Kampfstiefeln mit dem Tablett in der Tür. Denn seit kurzem bringt nicht die Schwester, sondern der Hauptfeldwebel Nico die Mahlzeiten.

Seit vergangener Woche sind er und 24 seiner Kameraden zur Unterstützung im Klinikum Frankfurt (Oder) abkommandiert. Grund dafür sind Überlastungen infolge der Corona-Pandemie. Bisher waren die Soldaten hauptsächlich zur Kontaktnachverfolgung in den Brandenburger Gesundheitsämtern im Einsatz.

Essen servieren statt an Kampfflugzeugen schrauben

Hauptfeldwebel Nico und die anderen Soldaten des Jagdfliegergeschwaders Holzdorf bei Herzberg (Elbe-Elster) und Marineflieger aus Nordholz in Niedersachsen schrauben sonst an Hubschraubern und Flugzeugen rum. Seiner aktuellen Arbeit kann der Hauptfeldwebel aber auch Positives abgewinnen: "Es ist auf jedenfalls etwas anderes, und man sieht auch was anderes. Aber man merkt auch, dass es die Krankenschwestern sehr entlastet, sie mehr am Patienten arbeiten und bei ihm sein können."

Soldat schiebt das Essen durch die Flure des Klinikums Frankfurt | Quelle: rbb

Hilfe bei nicht-medizinischen Aufgaben

Die Bundeswehr hat kein medizinisches Personal zur Hilfe abgestellt. Die Soldaten übernehmen unterstützende Tätigkeiten. Dazu zählen etwa Aufgaben wie Essen bringen, Patienten begleiten, im Labor oder in der Hygieneabteilung aushelfen. "Die OP-Fahrten werden uns abgenommen", sagt Schwester Nicole. "Das ist schon ein Luxus, dass wir jemanden haben und nicht in der jetzigen Zeit die Betten allein fahren, wo wir so wenige Leute sind. Sie sind immer hilfsbereit und wir sind einfach nur dankbar."

Die 25 Soldaten sind vorerst bis Ende Januar im Einsatz. Insgesamt sind in Brandenburg 475 Soldaten für zivile Aufgaben abgestellt. Wenn es notwendig wird, könnten noch mehr helfen, sagt Oberst Olaf Detlefsen, Kommandeur Landeskommando Brandenburg. "Es ist dann notwendig, wenn die zivilen Strukturen nicht mehr in der Lage sind die Aufgabe zu übernehmen, die Pandemie einzudämmen."

Hoher Krankenstand ruft Soldaten in die Klinik

Im Klinikum Frankfurt (Oder) sind nach Angaben der Geschäftsführung derzeit 86 Mitarbeiter krankgeschrieben. Fast 20 Prozent des Pflegepersonals fehlt. Und das bei steigender Belastung durch die Corona-Pandemie. Deshalb hatte die Klinik-Leitung ein Amtshilfe-Ersuchen beim Frankfurter Oberbürgermeister René Wilke (Linke) beantragt. Kündigungen wegen Überlastung seien jedenfalls nicht an der Situation schuld, erklärt Geschäftsführer Patrick Hilbrenner. "Wir haben keine überdurchschnittlichen Kündigungen. Das bewegt sich im einstelligen Bereich. Wir haben in diesem Hause noch nie so viele Krankenschwestern und -pfleger beschäftigt wie in diesem Jahr."

Hauptfeldwebel Nico begleitet Patienten Heike Hartmann | Quelle: rbb

Auch Weihnachten und Neujahr werden einige Soldaten im Klinikum Frankfurt aushelfen. Viele Patienten, wie Heike Hartmann, haben sich schon an die Uniform auf den Fluren gewöhnt. "Ich finde das vollkommen okay. Es sind so viele krank, und da ist es schon ganz wichtig, dass die Bundeswehr auch mal was Gescheites tut."

Und das wohl auch über den geplanten Einsatz hinaus. Denn auch das Klinikum Frankfurt rechnet nicht damit, dass sich die Lage bis Ende Januar entspannt.

Sendung: Antenne Brandenburg, 21.12.2021, 16:40 Uhr

Mit Material von Michael Lietz

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