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Audio: Antenne Brandenburg | 17.11.2022 | Stefanie Fiedler | Quelle: dpa/Christin Klose

Kinderkliniken in der Hauptstadt überlastet

Eberswalder Krankenhaus behandelt immer mehr Kinder aus Berlin

Weil viele Berliner Kinderkliniken überlastet sind, werden immer häufiger Kinder aus der Hauptstadt in Brandenburg behandelt. Ein Chefarzt aus Eberswalde schildert, warum das so ist – und wieso viele Eltern trotzdem dankbar sind.

In Berlin können Kinder immer häufiger nicht im Krankenhaus behandelt werden, weil das Personal fehlt. Das bestätigte der Berliner Senat im Oktober auf Anfrage einer SPD-Abgeordneten. Bei akuten Erkrankungen werden einige von ihnen deswegen nach Brandenburg gebracht. Viele von ihnen werden im Werner Forßmann Klinikum in Eberswalde (Barnim) behandelt, wie Dieter Hüseman, Chefarzt am dortigen Kinderklinikum, dem rbb sagte.

Laut Hussmann steigt generell in der Infektsaison im Herbst die Zahl der Kinder, die aus Berlin zur Behandlung nach Eberswalde gebracht werden. Seit dem vergangenen Jahr würden die Berliner Kliniken aber deutlich mehr Kinder nach Eberswalde schicken.

Eingeliefert werden Kinder etwa mit Atemwegserkrankungen oder Magen-Darm-Infektionen. "Aber auch Kinder, die einen epileptischen Anfall bekommen haben oder einen Fieberkrampf hatten, sind darunter", so Hüseman.

Enge Zusammenarbeit mit der Charité

Das Werner Forßmann Klinikum Eberswalde arbeite eng mit der Charité Berlin zusammen. Kinder kämen aber auch aus anderen Kliniken. Der Versorgungsengpass betreffe derzeit alle Berliner Kliniken, betonte der Chefarzt. "Die Charité hat eine sehr große Kinder-Rettungsstelle. Dort gibt es viel Notwendigkeit für stationäre Aufnahmen", sagte Hüseman. "Aber bevor wir als ein 60 Kilometer entferntes Krankenhaus angefragt werden, haben die Kollegen dort zuerst alle näher gelegenen Krankenhäuser abtelefoniert."

Die Eberswalder würden also nicht bevorzugt angesprochen, sondern alle Kinderkliniken im Umland mit einbezogen. Laut Hüseman macht das die Not der Krankenhäuser in der Hauptstadt deutlich.

Personalmangel

Berliner Kinderstationen lehnen regelmäßig Patienten ab

Ärzte warnten schon im Januar vor "dramatischen Zuständen" auf Berliner Kinderstationen, nun gibt es Zahlen, die das belegen: Hunderte Kinder werden jedes Jahr an Kliniken abgewiesen und teilweise bis nach Frankfurt (Oder) verlegt.

Eltern seien meist dankbar für die Betreuung

Für die Eltern und Kinder sei das oft eine enorme Belastung. Sie müssten zunächst viel Wartezeit auf den Berliner Rettungsstellen verbringen, bevor es nach Eberswalde geht. Dort kommen die Familien meist völlig erschöpft an.

Nach solchen Anstrengungen dürfen die Eltern selbstverständlich bleiben, sagte Kinderkrankenschwester Dana Grothe dem rbb. "Wir ermöglichen Elternteilen, dass sie als Begleitpersonen mit aufgenommen werden. Somit hat das Kind immer jemanden von den Angehörigen bei sich." Diese zeigten sich meist dankbar für die Hilfe und Betreuung.

Viele Patienten aus der Hauptstadt hätten diese Art von Betreuung nicht erwartet, sagte Chefarzt Hüseman. "Man profitiert, wenn man in eine kleinere und überschaubarere Abteilung kommt, auch davon, dass weniger Hektik da ist und manches vielleicht auch persönlicher funktioniert." Auch auf professioneller Ebene würden die medizinischen Mitarbeiter ihren Kollegen in nichts nachstehen.

Nicht alle Krankenhäuser in der Region gleich betroffen

Andere Kliniken in der Region bekommen die Nachfrage aus Berlin auch zu spüren, wie zum Beispiel das Krankenhaus in Rüdersdorf (Märkisch-Oderland). Dorthin würden Eltern aber nicht vom Berliner Krankenhaus verwiesen, sondern kämen aus eigenem Antrieb, heißt es von der Krankenhausverwaltung. Ähnliches berichtet das Klinikum Frankfurt (Oder). Die Zahl der stationären Behandlungen habe sich dort in den vergangenen Jahren hingegen nicht erhöht. Grund könnte die Entfernung zur Hauptstadt sein.

Sendung: Antenne Brandenburg, 17.11.2022, 16:42 Uhr

Mit Material von Stefanie Fiedler

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