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Quelle: GE Berlin GmbH mit Prof. Gerd Jaeger

Grüner Strom für Mietwohnungen in Berlin

Windräder auf Howoge-Hochhaus könnten doch genehmigt werden

Im neuen Wohnhaus "Liese" in Lichtenberg kommt der Strom vielleicht doch bald vom Dach - und er wäre grün: Nachdem der Bezirk die Windräder zunächst nicht genehmigt hatte, könnte das Vorhaben nun doch grünes Licht bekommen. Von Anja Herr

Ein Riese ist es jetzt schon, mit seinen 64 Metern ragt das neue Wohnhaus "Liese" hoch über die Frankfurter Allee hinaus. Geht es nach der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Howoge, darf es gerne noch riesiger werden: Vier Windräder, jeweils etwa 20 Meter hoch, waren eigentlich fest eingeplant. Sie sollten Strom erzeugen, um bis zu 100 Mietparteien direkt zu versorgen.

Doch das Bezirksamt Lichtenberg durchkreuzte diese Pläne Anfang April und genehmigte die Windräder nicht. Das Vorhaben sei planungsrechtlich nicht zulässig, da es sich nicht in die Umgebung einfüge, so die Begründung. Die benachbarten Grundstücke seien durch Schattenwurf und Lichtreflexionen der Rotoren beeinträchtigt, die Bewohner des Hauses möglicherweise durch Geräusche des Getriebes. Außerdem solle das Dach von den Mietern zur Erholung genutzt werden, es sei fraglich, ob das möglich sei, wenn sich dort eine Windkraftanlage befinde.

Positive Signale vom Senat

Die Wohnungsbaugesellschaft Howoge hielt an dem Projekt fest und legte Anfang Juni Widerspruch gegen die Entscheidung des Bezirksamts ein. Daraufhin bat der Bezirk die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung um eine planungsrechtliche Stellungnahme. Diese ist zwar noch nicht komplett, unter anderem fehlt noch eine überarbeitete Version des Schallschutzgutachtens von der Howoge, wie es hieß.

Dennoch teilte Staatssekretär Christian Gaebler (SPD) dem rbb mit: "Grundsätzlich unterstützen wir das Vorhaben und nach erster Einschätzung ist es auch genehmigungsfähig, wenn noch ausstehende Nachweise erbracht werden." Die Wohnungsbaugesellschaft Howoge reagierte auf rbb-Nachfrage, die positiven Signale seitens des Senats stimmten sie zuversichtlich und zeigten den hohen Stellenwert des Themas.

Howoge: "Müssen den Mut haben, solche Piloten auf den Weg zu bringen"

Die Howoge kündigte an, die geforderten Unterlagen in Kürze zuzuliefern. Sie halte den Bau einer Windkraftanlage dort nach wie vor für städtebaulich verträglich und für ein wichtiges Zeichen, nicht nur was den Klimaschutz betreffe. "Angesichts der aktuellen geopolitischen Situation sind wir als landeseigene Wohnungsbaugesellschaft in der Pflicht, Lösungen zu entwickeln, die es uns ermöglichen, Energie innerhalb Berlins zu erzeugen", sagte Geschäftsführer Ulrich Schiller.

Natürlich handele es sich bei der Windkraftanlage um ein Novum. "Aber wir müssen den Mut haben, solche Piloten auf den Weg zu bringen." Fast ein Viertel aller Wohnungen könnten in dem Haus in der Frankfurter Allee dann mit Strom vom eigenen Dach versorgt werden. "Je mehr Energie wir direkt am Gebäude erzeugen können, desto stabiler können wir unsere Strompreise und damit auch die Gesamtmiete halten", sagte Schiller.

Baustadtrat: Auswirkungen auf andere Standorte

Die Genehmigung erteilen muss allerdings der Bezirk. Der will sein Urteil abhängig machen von der Stellungnahme der Senatsverwaltung. Je nach Rückmeldung werde man den Widerspruch der Howoge bewerten, sagte Baustadtrat Kevin Hönicke (SPD) dem rbb. Er wolle allerdings keine Schnellschüsse, sondern eine gute Prüfung vor der Genehmigung. Er persönlich gehe davon aus, die Entscheidung werde Signalwirkung haben und sich auf andere Standorte in Berlin oder sogar in ganz Deutschland auswirken.

Davon ist auszugehen. So teilte die Howoge mit: "Sollte eine Genehmigung erfolgen, werden wir unsere Bestands- und Neubauten dahingehend prüfen, inwieweit der Bau von Windkraftanlagen möglich ist." Dies werde mit Augenmaß geschehen. Denn nicht jeder Standort und nicht jedes Gebäude eigne sich für Windkraft.

Sendung: rbb24 Inforadio, 01.09.2022, 8:30 Uhr

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Beitrag von Anja Herr

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