Grüner Strom für Mietwohnungen in Berlin - Windräder auf Howoge-Hochhaus könnten doch genehmigt werden

Do 01.09.22 | 08:22 Uhr | Von Anja Herr
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Howoge-Hochhaus Windkraft (GE Berlin GmbH mit Prof. Gerd Jaeger)
Bild: GE Berlin GmbH mit Prof. Gerd Jaeger

Im neuen Wohnhaus "Liese" in Lichtenberg kommt der Strom vielleicht doch bald vom Dach - und er wäre grün: Nachdem der Bezirk die Windräder zunächst nicht genehmigt hatte, könnte das Vorhaben nun doch grünes Licht bekommen. Von Anja Herr

Ein Riese ist es jetzt schon, mit seinen 64 Metern ragt das neue Wohnhaus "Liese" hoch über die Frankfurter Allee hinaus. Geht es nach der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Howoge, darf es gerne noch riesiger werden: Vier Windräder, jeweils etwa 20 Meter hoch, waren eigentlich fest eingeplant. Sie sollten Strom erzeugen, um bis zu 100 Mietparteien direkt zu versorgen.

Doch das Bezirksamt Lichtenberg durchkreuzte diese Pläne Anfang April und genehmigte die Windräder nicht. Das Vorhaben sei planungsrechtlich nicht zulässig, da es sich nicht in die Umgebung einfüge, so die Begründung. Die benachbarten Grundstücke seien durch Schattenwurf und Lichtreflexionen der Rotoren beeinträchtigt, die Bewohner des Hauses möglicherweise durch Geräusche des Getriebes. Außerdem solle das Dach von den Mietern zur Erholung genutzt werden, es sei fraglich, ob das möglich sei, wenn sich dort eine Windkraftanlage befinde.

Positive Signale vom Senat

Die Wohnungsbaugesellschaft Howoge hielt an dem Projekt fest und legte Anfang Juni Widerspruch gegen die Entscheidung des Bezirksamts ein. Daraufhin bat der Bezirk die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung um eine planungsrechtliche Stellungnahme. Diese ist zwar noch nicht komplett, unter anderem fehlt noch eine überarbeitete Version des Schallschutzgutachtens von der Howoge, wie es hieß.

Dennoch teilte Staatssekretär Christian Gaebler (SPD) dem rbb mit: "Grundsätzlich unterstützen wir das Vorhaben und nach erster Einschätzung ist es auch genehmigungsfähig, wenn noch ausstehende Nachweise erbracht werden." Die Wohnungsbaugesellschaft Howoge reagierte auf rbb-Nachfrage, die positiven Signale seitens des Senats stimmten sie zuversichtlich und zeigten den hohen Stellenwert des Themas.

Howoge: "Müssen den Mut haben, solche Piloten auf den Weg zu bringen"

Die Howoge kündigte an, die geforderten Unterlagen in Kürze zuzuliefern. Sie halte den Bau einer Windkraftanlage dort nach wie vor für städtebaulich verträglich und für ein wichtiges Zeichen, nicht nur was den Klimaschutz betreffe. "Angesichts der aktuellen geopolitischen Situation sind wir als landeseigene Wohnungsbaugesellschaft in der Pflicht, Lösungen zu entwickeln, die es uns ermöglichen, Energie innerhalb Berlins zu erzeugen", sagte Geschäftsführer Ulrich Schiller.

Natürlich handele es sich bei der Windkraftanlage um ein Novum. "Aber wir müssen den Mut haben, solche Piloten auf den Weg zu bringen." Fast ein Viertel aller Wohnungen könnten in dem Haus in der Frankfurter Allee dann mit Strom vom eigenen Dach versorgt werden. "Je mehr Energie wir direkt am Gebäude erzeugen können, desto stabiler können wir unsere Strompreise und damit auch die Gesamtmiete halten", sagte Schiller.

Baustadtrat: Auswirkungen auf andere Standorte

Die Genehmigung erteilen muss allerdings der Bezirk. Der will sein Urteil abhängig machen von der Stellungnahme der Senatsverwaltung. Je nach Rückmeldung werde man den Widerspruch der Howoge bewerten, sagte Baustadtrat Kevin Hönicke (SPD) dem rbb. Er wolle allerdings keine Schnellschüsse, sondern eine gute Prüfung vor der Genehmigung. Er persönlich gehe davon aus, die Entscheidung werde Signalwirkung haben und sich auf andere Standorte in Berlin oder sogar in ganz Deutschland auswirken.

Davon ist auszugehen. So teilte die Howoge mit: "Sollte eine Genehmigung erfolgen, werden wir unsere Bestands- und Neubauten dahingehend prüfen, inwieweit der Bau von Windkraftanlagen möglich ist." Dies werde mit Augenmaß geschehen. Denn nicht jeder Standort und nicht jedes Gebäude eigne sich für Windkraft.

Sendung: rbb24 Inforadio, 01.09.2022, 8:30 Uhr

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Beitrag von Anja Herr

37 Kommentare

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  1. 37.

    Gibt es in Berlin ruhige Wohngegenden mit Hochhäusern oder wollen Sie allgemein auch gegen "richtige" gegen WKA vorbauen??

  2. 36.

    Lärm wird das Hauptproblem sein. Besonders dann, wenn weitere Windräder in ruhigeren Wohnlagen folgen....Aber soweit scheinen Sie ja nicht zu denken!

  3. 35.

    Das ist doch nur purer Aktionismus, dieses Mini-Windrad! Sinnvoller wäre es, den Sprengplatz Grunewald endlich in einen Windpark umzubauen.

  4. 34.

    Es geht ja nicht nur um dieses eine Windrad. Wenn das erstmal Schule macht, wird man auch ruhige Lagen in Berlin damit "beglücken" wollen...

  5. 33.

    Das sind eher die Bayern, die den ganzen Norden Deutschlands mit Windrädern zugepflastert sehen wollen, nur um selbst keine Windräder bauen zu müssen.

  6. 32.

    "Füge zwei Elektroden in selbigen und führe Strom an die Stäbe. Mit einer einfachen Abdeckung läßt sich Wasserstoff gewinnen. Physik, 7te Klasse."

    Und Ihr Strom kommt dabei aus der Steckdose? Welche genaue Effektivität haben Sie in der 7ten Klasse daraus gelernt?
    Sie müssen leider oft gefehlt haben....!

  7. 31.

    Aber Krach der durch den Autoverkehr,der an der B1 herrscht,ist wohl keine Zumutung.

  8. 29.

    Das gerne lautmalende Team Vernunftkraft sieht die Windkraftanlage in 64 m Höhe schon aus größerer Entfernung und empfindet die deshalb eher als Zumutung.

  9. 28.

    Falls Sie Zugang zum Internet haben, informieren Sie sich einfach mal über das Mieterstromgesetz. Dann erledigen sich schon viele Ihrer Fragen.

  10. 27.

    "Was bringt das für Berlin als Stadt, wenn (angeblich) 100 Mietparteien damit versorgt werden können?"

    Quasi nichts, aber warum muss es das auch?

    "Was ist eigentlich bei Windstille? "

    Dann drehen sich die Windräder nicht.

    "Warum keine Solarzellen auf dem Dach?"

    Steht im Text; Dach ist als Erholungsfläche (aka Dachterasse) für Mieter konzipiert.

  11. 26.

    Auch Sie haben ebenso wie der GSW-Mieter nicht erkannt, dass Strom sehr wohl zu Gesamtmiete gehört. Und natürlich darf bei Ihnen als bekennender WKA-Gegner Ihr übliches "Wisch, wisch, wisch, wisch..." nicht fehlen. Schade, dass Sie den Artikel nicht gelesen haben. Es wird explizit auf das ausstehende Schallgutachten hingewiesen.

  12. 25.

    Die Spannung ist die gleiche. Davon schrieb der Zitierte nicht. Mehr so von Strom im geläufigen Sinne von Stromverbrauch.

  13. 24.

    Wer an die B1 am Bahnhof zieht, weiß, was auf ihn/sie zukommt: Verkehrslärm und Techno-Gedöns aus Auoto-Quatroanlagen, die ganze Stadien beschallen könnten, all around the clock!

  14. 23.

    Wo bitte sind diese Anlagen in 64 m Höhe eine Zumutung? Wir haben die Möglichkeit bundesweit sehr günstig und sauber Strom zu erzeugen und Sie wettern hier über Befindlichkeiten? Sie haben den Ernst der Lage offensichtlich nicht verstanden.
    Ich bin übrigens auch der Meinung, daß man ALLE Befürworter der Atomkraft an der Zwischen/ und Endlagerung auf deren Balkonen und Grundstücken beteiligt. Das wäre billiger und kein Grund zur Sorge. Die Atomtechnik ist ja schließlich (in jedem Betreiberland übrigens!)die sicherste auf der ganzen Welt. Habe ich das jetzt ironisch gemeint? Ich bin mir da nicht ganz sicher...
    :-)))

  15. 22.

    So ein Quatsch! Wer an die B1 am Bahnhof zieht, weiß, was auf ihn zukommt. Bei dem Lärmpegel durch den Straßenverkehr 24/7 machen kleine Windräder, die mittlerweile sehr viel leiser sind, als die ersten Konstruktionen, keinen Unterschied.
    Allerdings wären PV-Anlagen auf dem Dach und an den Hauswänden auch eine Alternative, da auf das Haus fast kein Schatten fällt.

  16. 21.

    Abgesehen von den Beeinträchtigungen durch Windräder in einem Wohngebiet: Was bringt das für Berlin als Stadt, wenn (angeblich) 100 Mietparteien damit versorgt werden können? Was ist eigentlich bei Windstille?
    Warum keine Solarzellen auf dem Dach?

  17. 20.

    Pilotprojekt? Ich frage mich seit Jahren, insbesondere die letzten Monate, wieso man von staatlicher Seite nicht schon lange sämtliche öffentlichen Gebäude mit Solaranlagen ausgerüstet hat. Ganz zu Schweigen von diversen finanziellen Anreizen an private Haushalte. Die Berechnungen zur nahezu kompletten Abdeckung des Strombedarfs sind über 30 Jahre alt. Dazu kommt, daß die Solaranlagen heutzutage effizienter produzieren/umwandeln. Das bedeutet allerdings auch eine Dezentralisierung des Strommarkts. Große Energiekonzerne fallen weg. Damit natürlich auch Boni und wie z.Z. immense Steuereinnahmen. Das gilt auch für Windräder. Ach, für die ewig gestrigen Trolle zum Thema Speicherung: Man nehme einen großen Behälter. Fülle ihn mit Wasser. Füge zwei Elektroden in selbigen und führe Strom an die Stäbe. Mit einer einfachen Abdeckung läßt sich Wasserstoff gewinnen. Physik, 7te Klasse.

  18. 19.

    "Windräder im bewohnten Gebiet sind eine Zumutung für die Anwohner!"

    Autoverkehr (wie auf der Frankfurter Allee) auch....

  19. 18.

    Und doch es muss realisiert werden, damit die bequemen Städter (Berliner) endlich mal was sehen, was Einschränkung und Umdenken für die Entschleunigung des Klimawandels bedeuten.
    Wenn es nach den Berlinern geht, können die Flächenländer mit Windrädern zugebaut werden. So nicht! Es kann nicht sein, dass immer andere Bundesländer für Berlin die Kohlen (finanziell, Windräder, erneuerbare Energien,…) aus dem Feuer holen sollen. Außerdem soll es sich um Vertikalwindräder handeln.

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