rbb24
  1. rbb|24
  2. Wirtschaft
Audio: rbb24 Inforadio | 18.11.2022 | Thomas Rautenberg | Quelle: Wolfgang Kumm/dpa

BER-Terminal 5

Alter Schönefelder Flughafen wird endgültig geschlossen

Nach den Flughäfen Tempelhof und Tegel wird nun auch Schönefeld - heute das Terminal 5 am BER - endgültig dicht gemacht. Das hat der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft am Freitag beschlossen. Von Thomas Rautenberg

Der alte Flughafen Schönefeld wird auch künftig nicht als Terminal T5 des Hauptstadtflughafens BER genutzt. Der Aufsichtsrat des Flughafens Berlin Brandenburg (FBB) beschloss am Freitag laut einer Mitteilung das endgültige Aus. Laut den ursprünglichen Plänen sollte das Terminal T5 drohende Kapazitätsengpässe am BER kompensieren - nicht zuletzt durch die geringeren Passagierzahlen in Folge der Corona-Pandemie ist das aber nicht mehr nötig.

Ryanair und Easyjet streichen Flüge

Am BER gilt jetzt der Winterflugplan

Letzten Passagiere Februar 2021

Zuletzt waren Mitte Februar 2021 die letzten Passagiere am BER-Terminal T5 angekommen. Der europäische Luftverkehr war wegen der Corona-Pandemie in schwere Turbulenzen geraten und auch in Schönefeld wollte und konnte kaum noch jemand fliegen. Die wenigen Passagiere, die noch unterwegs waren, konnten ohne Mühe über das neue Hauptterminal T1 und später auch T2 abgefertigt werden. Das alte Flughafengebäude in Schönefeld war damit nur noch ein Klotz am Bein der ohnehin finanziell gebeutelten Flughafengesellschaft. Terminal T5 wurde in die stille Reserve versetzt.

Die Türen blieben zu in der Hoffnung auf bessere Zeiten. Aufgeben wollte der damalige Airport-Chef Engelbert Lütke Daldup das Gebäude nicht. Zu groß war seine Sorge, dass die Acht-Millionen-Kapazität von T5 eines Tages bei der Passagierabfertigung fehlen könnte. "Wir werden das Terminal T5 sicher noch zehn Jahre, vielleicht länger benötigen", war Lütke Daldrup seinerzeit überzeugt.

Zeiten ändern sich

Inzwischen hat der Flugverkehr auch in Berlin wieder zugelegt. Im Oktober wurde mit rund 2,1 Millionen Passagieren die höchste monatliche Auslastung seit der Eröffnung des Flughafens BER im Jahr 2020 registriert. Insgesamt hat sich der Luftverkehr bei zwei Drittel des Vor-Corona-Niveaus wieder stabilisiert.

Einen sprunghaften Anstieg der Passagierzahlen über das normale Maß hinaus erwartet die FBB gegenwärtig nicht. Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat sich die Abfertigung in den beiden Terminals T1 und T2 so weit stabilisiert, dass auch größere Passagierzahlen bewältigt werden können. Mit anderen Worten: Das alte Terminal T5 wird nicht mehr gebraucht.

Verzicht auf Revitalisierung von T5 eine Frage der Kosten

Auf 25 Millionen Euro haben sich die jährlichen Stillstandskosten des alten Schönefelder Terminals belaufen. Und für die Wiederinbetriebnahme von T5 hätte die Flughafengesellschaft nach eigener Planung noch einmal rund 140 Millionen Euro in die Sanierung, den Neubau und die notwendige Zertifizierung investieren müssen.

Vor 2026 hätte das Terminal wohl nicht für den Flughafenbetrieb zur Verfügung gestanden. Das Problem: Nach der derzeitig geltenden Rechtslage müsste Terminal T5 schon vier Jahre später wieder geschlossen und die Passagierabfertigung am BER konzentriert werden. Und für millionenschwere Investitionen in einen Bau ohne Zukunft hat die Flughafengesellschaft kein Geld.

Regierungsflughafen

Regierungs-Hubschrauber ziehen bereits 2025 von Tegel zum BER

Auf ein teures Terminal will die Bundesregierung verzichten, nicht aber auf den kompletten Umzug der Regierungsflotte von Köln nach Schönefeld. Die Hubschrauberstaffel des Bundes zieht schon früher an den BER als geplant. Von Thomas Bittner

Flughafen-Ära geht zu Ende

Nach Tempelhof und Tegel wird der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft nun also auch Schönefeld aufs Altenteil schieben. Das letzte Kapitel einer langen Airport-Geschichte wird damit geschrieben. 1934 hatten die Henschel-Flugzeugwerke das Gelände in Betrieb genommen. Nach dem zweiten Weltkrieg hatte die sowjetische Militäradministration aus dem Areal einen zivilen Flughafen gemacht, der dann 1960 zum Zentralflughafen Schönefeld wurde. Zu DDR-Zeiten war er die Basis für die staatseigene Airline Interflug. Später haben auch viele Touristen, die Westberlin besuchen wollten, den kleinen Umweg über das ostdeutsche Schönefeld genommen.

Zukunft des Areals offen

Anders als in Tempelhof und Tegel gibt es in Schönefeld noch keine Pläne, wie es mit dem dann ehemaligen Flughafengebäude weitergehen könnte. Ursprünglich wollte der Bund auf dem Gelände sein repräsentatives Regierungsterminal bauen, hat diese Pläne inzwischen aber aus Kostengründen begraben. Insofern wird das alte Terminal T5 noch lange auf der Agenda von Flughafen-Geschäftsführerin Aletta von Massenbach bleiben.

Sendung: rbb24 Inforadio, 18.11.2022, 15 Uhr

Beitrag von Thomas Rautenberg

Artikel im mobilen Angebot lesen