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Audio: Inforadio | 01.04.2021 | Interview mit Jürgen Wittke | Quelle: dpa/H. Hanschke

"Es ist katastrophal angelaufen"

Handwerkskammer Berlin kritisiert Corona-Testpflicht für Betriebe

Der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Berlin, Jürgen Wittke, hat mit deutlichen Worten die Regeln zur Corona-Testpflicht für Betriebe kritisiert. Wittke sagte dem rbb am Mittwochabend, die Regeln, die sich der Senat ausgedacht habe, führten zu mehr Begegnungen und mehr Verkehr in der Stadt.

Man würde denken, der Arbeitgeber gebe den Selbsttest aus und der Arbeitnehmer mache ihn zu Hause. Wenn er positiv sei, bleibe er auch gleich zu Hause, so Wittke. "Berlin vertraut den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern aber nicht", kritisierte Wittke: Es werde vom Senat verlangt, dass die Corona-Tests unter Aufsicht durchgeführt werden. Das müsse allerdings kein Mediziner sein. "Wir gewinnen keine Rechtssicherheit, und bringen Betriebsabläufe durcheinander", so Wittke.

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Senat hat Vorgehensweise bisher nicht erklärt

Handwerker, die sonst nur Termine beim Kunden machten, müssten also zwei Mal pro Woche erst durch die Stadt fahren, um in den Betrieb zu kommen. "Das kann kein Mensch verstehen", sagte Wittke. Es werde im Zweifel gefährlich sein, so zu handeln. Der Senat habe die Vorgehensweise bisher auch nicht plausibel erklären können.

Wittke bemängelte, dass Corona-Tests für Kita- oder Schulkinder problemlos zu Hause durchgeführt werden könnten und anerkannt werden. In der Rolle als Vater dürfe er eigenständig ein Testergebnis aufschreiben, als Arbeitnehmer dürfe er das aber nicht.

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Wittke: "Es ist katastrophal angelaufen"

"Es ist katastrophal angelaufen", beschrieb Wittke die Situation. Am schlimmsten sei es für die körpernahen Dienstleistungen. Dort dürfen nur noch Kunden betreut werden, die einen negativen Test vorlegen. "Die Teststellen machen aber erst um 9:00 Uhr auf", sagte Wittke. Da der Test nur am selben Tag gelte, könnten die Läden erst später als gewöhnlich öffnen. Wittke äußerte Hoffnung, dass der Senat die Regelung noch mal anpassen könnte. Darüber hinaus schloss er nicht aus, dass einige Branchen gegen die Regelung vorgehen könnten.

Angesichts der steigenden Infektionszahlen gelten in Berlin seit Mittwoch strengere Auflagen in der Corona-Verordnung. Berliner Unternehmen müssen demnach ihren Mitarbeitern künftig zwei Mal in der Woche einen kostenlosen Corona-Test ermöglichen. Für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bestehe dabei keine Testpflicht, sagte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) am Samstag. Mitarbeiter mit Kontakt zu Kunden und Kundinnen sind jedoch verpflichtet, sich einmal pro Woche testen zu lassen. Der Arbeitgeber muss die Tests ermöglichen.

Sendung: rbb24, 31.03.2021, 21.45 Uhr

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