Konzertkritik | Max Raabe im Admiralspalast - Der Star sind alle

Mi 15.02.23 | 10:39 Uhr | Von Hendrik Schröder
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Archivbild:Max Raabe bei einem AUftritt am 22.01.2023.(Quelle:dpa/Geisler-Fotopress)
Audio: rbb24 Inforadio | 15.02.2023 | Hendrik Schröder | Bild: dpa/Geisler-Fotopress

Mit "Kein Schwein ruft mich an, keine Sau interessiert sich für mich" schafften Max Raabe und sein Palastorchester den großen Durchbruch. Nun spielen sie tagelang hintereinander ausverkaufte Shows im Admiralspalast. Hendrik Schröder vom Auftaktkonzert.

Punkt 20 Uhr geht das Saallicht aus und Max Raabe steht auf der Bühne, vor seinem so schön geschwungenen Nostalgiemikrofon. So, wie man ihn seit vielen Jahren und Jahrzehnten kennt. Ein bisschen unheimlich kann er ja wirken, so keine Miene verziehend, aber auch lustig, bevor er überhaupt ein Wort gesagt oder gesungen hat. Die Haare streng nach hinten pomadiert, im Frack mit Einstecktuch und kerzengerade steht er da. Man könnte denken, alles was er da macht, sei eine Parodie auf die 20er und 30er Jahre. Aber das ist keine Parodie, das ist eine Hommage.

Wahnsinnige Spielfreude

Hinter und neben ihm sein 12-köpfiges Palastorchester auf weiß beleuchteten Podesten, quasi auf zwei Etagen. 11 Herren und eine Frau. Denn Max Raabe kündigt sie im Laufe des Abends auch so altmodisch mit Vornamen, Nachnamen und Anrede an. Seit 1986 spielen sie miteinander, das Palastorchester und Max Raabe, viele der Musiker sind seit Ewigkeiten dabei und das merkt man. Wenn die Bläser abwechselnd aufspringen und dann da stehen wie die Orgelpfeifen und Quatsch machen, mit Glöckchen bimmeln, sich gegenseitig mit belustigten Blicken auf die Schippe nehmen. Das hat schon eine wahnsinnige Spielfreude. Jeder bekommt sein Solo. Ob eigene Sachen, dabei einige Songs vom tollen neuen Album "Wer hat hier schlechte Laune" - auf dem Max Raabe so modern klingt wie nie und trotzdem die gewohnte Instrumentierung beibehalten hat - oder die gewohnten Klassiker der 20er und 30er Jahre: Das Palast Orchester spielt in jeder Sekunde wie eine Einheit.

Stand Up Comedy Qualitäten

Bezeichnend auch, wie viel Raum Max Raabe seinem Orchester gibt. Singt er nicht, geht sein Solobühnenspot sofort aus und er lehnt sich im Dunkeln ans Klavier und schaut zu. Der Star sind hier alle, ist die Botschaft. Mit am besten sind aber Max Raabes Ansagen, sein leiser, unaufgeregter Humor. Damit alleine könnte er mal eine Platte machen, die Leute würden es hören. Wie er trocken und ohne eine Miene zu verziehen über Maulwürfe erzählt, die zum Energiesparen Teiles des Hirns abschalten - und dass es sein könnte, dass manche Menschen das auch machen. Oder seine Geschichte darüber, wie unsinnig es geworden sei, seiner Angebeteten Ständchen zu bringen - in Zeiten von Thermopenfenstern.

Nasale Stimme, volle Disziplin

Allein die gesundheitliche Verfassung von Max Raabe scheint nicht die beste, ein bisschen. Erkältet klingt er, nasal die Stimme. Und, ist es die Soundmischung oder liegt es an der Erkältung: seine Stimme ist oft ein bisschen zu weit hinten, nicht ganz so präsent, wie man es kennt. Aber er verzieht, natürlich, keine Miene und bereitet den 1.500 Fans im ausverkauften Admiralspalast auch leicht gehandicapped einen tollen, warmherzigen, nostalgisch-schönen Abend. Und fast ganz am Ende, beim kleinen, grünen Kaktus, da traut sich das sonst so disziplinierte Publikum auch mal mitzuklatschen wie im Musikantenstadl. Glück hat, wer für die folgenden 11 Konzerte im Admiralspalast ein Ticket besitzt. Alle Shows sind ausverkauft.

Sendung: rbb24 Inforadio, 15.02.2023, 05:00Uhr

Beitrag von Hendrik Schröder

5 Kommentare

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  1. 3.

    Egal - "Kein Schwein ruft mich an" hört sich von beiden Seiten gut an.

    Seit wann hat "Alfred" eigentlich ein eigenes Logo? Echter Karrieretyp.

    Sorry ;-)

  2. 2.

    Raabe singt von der falschen Seite ins Mikrofon. Das Neumann-Logo muss in Richtung des Sängers zeigen. Bei jedem Mikrofon ist das so!

    Ich habe mir viele Fotos mit Raabe und diesem Mikrofon angesehen - er macht es immer falsch. Könnte der Bühnentechniker bitte mal mit ihm sprechen?

  3. 1.

    Ein Original, Herr Schröder: In Berlin nennen wir solche Menschen ein Original - egal, ob Künstler oder nicht, denn gekünstelt ist da meist nichts.

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