Umstellung auf Strombetrieb - Rund die Hälfte der 44.000 Berliner Gaslaternen umgerüstet

Mi 15.06.22 | 08:59 Uhr
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Die Quadriga auf dem Brandenburger Tor mit einer Altberliner Gaslaterne auf dem Pariser Platz am Abend. (Quelle: imago images)
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Video: rbb24 | 15.06.2022 | Jacqueline Christopher | Bild: imago images

Mehr als 20.000 Gaslaternen in Berlin sind in den vergangenen Jahren auf energiesparende Lichtquellen umgerüstet worden.

Das ist knapp die Hälfte der ursprünglich insgesamt 44.000 Gaslaternen in der Stadt, wie der Senat am Mittwoch auf eine Anfrage der CDU mitteilte. Etwa 12.500 der umgerüsteten Laternen hätten jetzt LED-Leuchten, hieß es.

Aktuell gibt es demnach noch 23.400 Laternen, die mit Gas betrieben werden. Davon werden weitere rund 20.000 umgebaut. 3.300 Gaslaternen sollen wegen des Denkmalschutzes erhalten bleiben. Pro Jahr werden etwa 1.500 bis 2.000 Laternen von Gasbetrieb auf Strom umgestellt.

Laut Senat haben die Gaslampen einen Energiewert von rund 1.000 Watt und verbrauchen im Jahr 4.470 Kilowattstunden Gas. Eine vergleichbare LED-Leuchte habe einen Anschlusswert von 20 Watt bei einem Verbrauch von 84 Kilowattstunden Strom pro Jahr.

Mehr als 500 Euro Betriebskosten

Berlins Gaslaternen gibt es seit etwa 200 Jahren, anfangs nur in wenigen Straßen, später in fast allen Teilen der Stadt. Viele Menschen mögen den warmen Farbton des Lichts und die prunkvollen Verzierungen der Lampen. Die im Jahr 2006 vom Senat gefassten Pläne, sie wegen des Energieverbrauchs zu entfernen, wurden immer wieder kritisiert, eine Initiative machte dagegen mobil und setzte durch, dass zumindest ein kleiner Teil der Laternen erhalten bleibt.

2008 kostete das Gaslicht in Berlin 13 Millionen Euro, pro Laterne machte das damals knapp 300 Euro. Seitdem ist Gas deutlich teurer geworden. 2012 rechnete der Senat vor, die Betriebskosten für die neuen elektrischen Leuchten lägen im Jahr bei 50 Euro - Gaslaternen würden mehr als 500 Euro kosten.

Sendung: rbb24, 15.06.2022, 16:00 Uhr

7 Kommentare

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  1. 7.

    Wieder so ein Ding der Berliner.
    Beim Umbau der Energieerzeugung stehen Sie auf der Bremse, beim Energiesparen trödeln sie auch und freuen sich an der schönen alten Technik.
    Schon allein die Betriebskosten müssten das Tempo der Umrüstung verdreifachen. Verdoppeln wir einfach mal die Kosten von 2012 dann wird der Unterschied zwischen Gas und LED extrem.
    Dazu die eventuellen Leckageverluste die kein Mensch mitbekommt aber extrem klimaschädlich sind.
    Berlin wach auf! Ostbrandenburg ist bald durch mit den mittelfristigen Pflichten für den Umbau der Energieversorgung und wird die nächsten Phasen einleiten, während ihr weiterhin mit Gas Licht und mit Kohle Wärme erzeugt. Wir können doch nicht alles für euch machen.

  2. 6.

    Seit dem vor etwa 2Monaten bei vielen Berliner Gaslaternen die Glühstrümpfe erneut wurden, brennen immer mehr Gaslaternen ständig Tag und Nacht. Bei einer kurzen Fahrradtour allein durch Frohnau(um den Eichenhain und Neunbrücker Str. herum) habe ich vor ein paar Tagen über 30 dauerhaft brennede Gaslaternen gezählt. Die zuständige Behörden wimmeln ab, und sagen nur das sie keine Mitarbeiter haben. Meine Vermutung ist, das irgend ein Mitarbeiter der Wartungsfirma(die die Gaslaternen in letzten 2monaten gewartet haben), keine Ahnung davon hatte, und nach dem Wechsel der Glühstrümpfe die Gaslaternen einfach nicht wieder von Dauerbetrieb auf Automatikbetrieb umgeschaltet hat.

    Wenn das so weiter geht, gibt es bis Ende des Jahres keine Gaslaterne in Berlin, die nicht im Dauerbetrieb Tag und Nacht brennt.

  3. 5.

    Hierzu schrieb schon vor fast zehn Jahren Jens Jessen: „Das Barbarische an dem Technokratenbeschluß besteht in der Meinung, es gehe im Leben um Funktionalität allein. Im öffentlichen wie im privaten Leben geht es aber nicht darum, daß alles so perfekt und billig, so wartungsarm und schadstoffrei wie möglich funktioniert. Ein solches Leben ist kein menschliches Leben. Der Mensch selbst ist nicht perfekt, nicht billig, nicht wartungsarm und auch nicht schadstoffrei – und seine Stadt muß es auch nicht sein. Die Stadt muß ihm Heimat geben.“

  4. 4.

    Ich fände es vorteilhaft, falls man nicht nur die Lampen (Lichtquelle) tauscht, sondern auch die Leuchte optimieren würde. Wichtig ist es mir, dass diese Funzeln endlich viel heller werden und mit mehr Reflektoren das Licht wirklich nach unten lenken. Bei Menschen, die eine Laterne genau vor dem Fenster haben, denkt man hoffentlich stets daran, eine Verschattungs-Maske oder Streuscheibe anzubringen, damit das Licht nicht beim Schlafen stört.

  5. 3.

    Eine traurige Geschichte. Ein Berliner Monument wird entfernt. Das Licht der umgerüsteteen Gaslaternen ist voll pseudo. Sind in der Rechnung auch die Umrüstungskosten ersichtlich? Vielleicht kostet diese 1 Million Kilowattstunden. Gut, dass das Brandenburger Tor keinen Strom verbraucht sonst würde die FDP/CDU/SPD es abbauen. Keinen Respekt vor Ästethik.

  6. 2.

    Genau, wie es bei allen Techniken Oldtimer gibt, auf Straße, Schiene und in der Luft, so ist es logisch, dass es bei der Beleuchtung auch so ist. Die Siedlung Frohnau ist ohne Gaslaternen faktisch undenkbar und so ist es gut, dass die dort m. W. auch erhalten bleiben.

    Energiesparen ist etwas Abgeleitetes - dann, wenn wir wissen, was der Kern einer Angelegenheit ist, hier: was es auszuleuchten gälte und was eben nicht. Ansonsten kann es geschehen, dass es angesichts simpler Energieeffizienz zum Selbstzweck erhoben zu Rebound-Effekten kommt, wie bei der Bürobeleuchtung am Potsdamer Platz, obwohl kein Mensch drin sitzt.

  7. 1.

    Beim Umbau der Gaslaternen sollte der Denkmalschutz, wie man so schön sagt fünfe gerade sein lassen. Die Stadt sollte alle Lampen auf LED umbauen und das Tempo beschleunigen, auch im Blick auf die damit möglichen Einsparungen beim Gas. Jede gesparte KW, egal wo entspannt den Gasmarkt.

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