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Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 02.08.2022 | Franziska Tenner | Quelle: rbb

Mobilfunkempfang in Ostprignitz-Ruppin

Müllautos spüren Funklöcher auf

Das Mobilfunknetz in Brandenburg ist löchrig, teils steht nicht einmal 2G, der Standard zum reinen Telefonieren, zur Verfügung. Der Landkreis Ostprignitz-Ruppin will wissen, wo sich die Funklöcher befinden, und nutzt dafür: Müllwagen. Von Marie Günther

Einige Müllautos im Landkreis Ostprignitz-Ruppin haben ab sofort eine zusätzliche Aufgabe. Bei ihren regelmäßigen Fahrten helfen sie, Funklöcher im Mobilfunknetz aufzuspüren. Zum Monatsbeginn wurden dafür Müllwagen des Abfallwirtschaftsunternehmens AWU mit einer speziellen Technik ausgestattet. Im Mittelpunkt steht eine sechseckige Metallbox, in der Größe einer Pralinenschachtel. Sie liegt auf dem Armaturenbrett der Müllwagen und zeichnet Daten zur Empfangsqualität auf.

Zwei dieser Boxen sind mittlerweile täglich mit der Müllabfuhr unterwegs. Im Verlauf eines Jahres werden sie den Mobilfunkempfang in jeder bewohnten Straße des Kreises messen. Unbewohnte Gebiete sollen zusätzlich von freiwilligen Fahrradfahrern und Freizeitsportlern abgefahren werden. Die Idee kommt aus dem Ostprignitz-Ruppiner Partnerkreis Coesfeld (Nordrhein-Westfalen), wo bereits auf diese Weise Funklöcher ausgemacht werden konnten.

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"Die Testfahrten der letzten Tage zeigen bereits, dass es wie vermutet an einigen Stellen gar keinen Empfang gibt", sagte Landrat Ralf Reinhardt (SPD) am Dienstag. Vor allem in den Regionen abseits der Städte und Hauptverkehrsachsen, aber auch in Waldgebieten hat man häufig kein oder nur wenig Netz. Das Problem ist nicht neu. Bisher ist es aber nicht gelungen, große Mobilfunknetzbetreiber für den Ausbau der entsprechenden Infrastruktur zu gewinnen.

Die tatsächliche Mobilfunk-Versorgung ist häufig nicht so gut, wie es die Netzbetreiber angeben. Besonders im Sommer, wenn die Bäume viel Laub tragen, ist es vielerorts kaum möglich zu telefonieren. In einigen Gegenden in Ostprignitz-Ruppin gibt es nicht einmal 2G - die seit Anfang der neunziger Jahre verwendete Mobilfunktechnik. "Das ist ein großer Standortnachteil", beklagte der Landrat. Immer mehr Berufsgruppen sind auf eine stabile Netzabdeckung angewiesen, darunter Handwerker, Landwirte und Menschen, die im Homeoffice arbeiten. Fatal kann es werden, wenn durch Funklöcher Polizei und Feuerwehr nicht zu erreichen sind.

Auch das Abfallunternehmen AWU arbeitet viel mit Mobilfunktechnik. "Daher ist es uns selbst ein Bedürfnis, beim Aufspüren der Funklöcher behilflich zu sein", erklärte AWU-Geschäftsführer Matthias Noa.

AWU-Fahrer Manuel Fiedler legt die Messbox in seinem Müllwagen ab | Quelle: rbb/Marie Günther

Daten fließen in Verhandlungen mit den Netzbetreibern ein

Die in den Müllwagen aufgezeichneten Daten werden an die Firma STF-iTech übermittelt. Das Unternehmen aus dem nordrhein-westfälischen Dülmen ist auf Effizienzsteigerung durch künstliche Intelligenz spezialisiert und wird eine Karte erstellen, auf der die Funklöcher sichtbar werden. Die Kosten dafür liegen Landrat Reinhardt zufolge im niedrigen fünfstelligen Bereich. Sie sollen von der Wirtschaftsförderung des Landkreises getragen werden.

Nach einem Jahr sollen die erhobenen Daten mit in die Verhandlungen um den weiteren Bau von Funkmasten in der Region genommen werden. Sollte es nicht gelingen, die Netzbetreiber für den Ausbau zu gewinnen, will der Landkreis die Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft des Bundes (MIG) hinzuziehen. Diese könnte den Netzbetreibern wiederum mit entsprechenden Förderangeboten Anreize bieten.

Laut Landrat Ralf Reinhardt wird es noch bis zu drei Jahren dauern, die Funklöcher zu beseitigen.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 02.08.2022, 19:30 Uhr

Beitrag von Marie Günther

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