6. Tür: Ein wenig Rotweinschaum und viel Zander-Zauber
Spitzenküche wird mit Sternen oder Kochmützen ausgezeichnet. In Brandenburg sind diese rar gesät. Doch die Suche zeigt: "Gut und teuer" bekommt man es in Potsdam, "gut und günstig" klappt's in Wittenberge.
24 kleine Geschichten über die großen Errungenschaften und kleinen Niederlagen der Brandenburger und Berliner in Sachen "Essen und Trinken". Alle Türchen auf einen Blick finden Sie hier.
Gute Küche gibt es oft in Brandenburg, die hohe Schule der Kochkunst allerdings pflegen nur wenige Häuser und entsprechend mager ist dann auch die landesweite Sterne- und Punkte-Ausbeute in den beiden Spitzenkoch-Führern Gault Millau und Guide Michelin. Zu den Gründen hierfür gehört sicherlich auch: Spitzenessen ist nur zu Spitzenpreisen zu produzieren und für Spitzenpreise muss man beim Bezahlen auch eine spitzenmäßig dicke Matte unterm Kopfkissen haben.
Zander-Zauber in Burg
Zu wenige Menschen haben hier offenbar das große Geld, das sie dann auch noch ins Restaurant tragen können. Doch es gibt sie auch in Brandenburg: die hohe Schule der Kochkunst. Der aktuelle Gault Millau etwa hat in diesem Herbst die Spitze der Brandenburger Küche im Spreewald ausgemacht: Alexander Müller trumpfe hier in seinem "17fuffzig" auf mit "detailverliebten Gerichten mit besten Produkten und klassischer Kochkunst", weil es ihm etwa gelingt "das dicke Filetstück vom Zander" in einen "Zander-Zauber" zu verwandeln, gekrönt von einem "Weiß- und Rotweinschaum".
Ebenfalls recht abseits der zahlungskräftigen Metropolen glänzt dann nur noch der "Goldene Hahn" in Finsterwalde mit nur einem Punkt weniger aber gleichauf mit den Potsdamer Restaurants "Juliette", "Kabinett Friedrich Wilhelm", "Kochzimmer" sowie die "Villa Kellermann". Fast alle dieser Häuser hat dann auch der Guide Michelin mit einem Stern gewürdigt, aber eben auch nur mit einem. Für die höchste Michelin-Kategorie von drei Sternen müssen Schlemmerer schon einen Tisch in Berlin, im Saarland oder in Hamburg buchen.
Eins aus 424
Zum Glück hat die Redaktion des Guide Michelin aber eine Art Ost-Kategorie eingeführt: den Bib Gourmand. Damit werden Restaurants ausgezeichnet, wo es richtig gut schmeckt, wo man aber keine Million bezahlen muss: 424 Adressen erfüllen hier deutschlandweit die strenge Norm, dass man ein gutes drei-Gänge-Menü für maximal 37 Euro bekommt. Im Land Brandenburg hat das das "Kranhaus bei Mika" in Wittenberge geschafft. Übersetzt auf Brandenburgerisch heißt diese "Bib Gourmand"-Kategorie: "gut und beinahe sogar günstig".
Lediglich 15 Brandenburger Restaurants haben es in den Gault Millau geschafft. Verglichen mit anderen Bundesländern ist Brandenburg damit zusammen mit Sachsen-Anhalt letzter. Zwar sind für Bremen lediglich zehn Häuser in dem Restaurant-Führer gelistet, doch hat die Stadt auch nur ein Fünftel der Einwohner Brandenburgs. Angesichts dieses Abschneidens bei der Sterne-und Kochmützen-Küche kann man sich aber auch ganz gut trösten: Nicht erhoben wurde von den Testern, wieviel in den Gasthäusern auf den Teller kommt, und da der Brandenburger hier nicht geizig ist, tröstet man sich einfach mit eben dieser Kelle mehr, die es in Brandenburg üblicherweise gibt. Und diese Extra-Kelle kommt mit sehr viel Liebe.