Wir tragen Levis-Jeans und fahren Daimler, und immer wenn die Knochen knacken, gehen wir zum Röntgen. Ginge es nach dieser Logik, müssten wir unterwegs beim Trinken eines heißen Kaffees sagen: Hm, ein echt heißer Burger. Reinhold Burger kam aus Brandenburg.
24 kleine Geschichten über die großen Errungenschaften und kleinen Niederlagen der Brandenburger und Berliner in Sachen "Essen und Trinken". Alle Türchen auf einen Blick finden Sie hier.
Er hätte eine Straße verdient. Mindestens. Vielleicht sogar einen Platz zu seinen Ehren. Zu Ostzeiten hätte sich ohne Probleme ein Kombinat mit seinem Namen schmücken können, oder aber ein Betriebsteil. Doch nichts. Reinhold Burger wurde fast vergessen. Immerhin wurde noch zu seinem Lebzeiten in Pankow eine Schule nach ihm benannt. Aber Burger hätte mehr verdient, denn dank seiner Ideen können sich die Menschen heute ihren Kaffee und ihren Tee für unterwegs warm halten. Reinhold Burger war ein genialer Erfinder aus Berlin, und er hatte noch dazu Brandenburger Wurzeln.
Liest man in Biografieblättern und Archivauszügen über Reinhold Burger, stößt man auf ganz verschiedene Gesellschaften und AGs, die mit ihm und seinen Erfindungen in Verbindung standen. Er selbst allerdings hatte gemessen an seinem Erfindungsreichtum nur einen sehr schmalen Anteil am späteren Geschäftserfolg seiner Entwicklungen.
Eine Besucherin des Museumsdorfes Glashütte (Landkreis Teltow-Fläming) betrachtet am eine Ausstellung von verschiedenen Thermoskannen. | Quelle: dpa-Zentralbild
In die USA zum Lernen
Reinhold Burger, geboren am 12. Januar 1866, stammte aus der Brandenburger Fabriksiedlung Glashütte, heute ein Ortsteil von Baruth/Mark (Teltow-Fläming). Er lernte dort Glastechniker und mit 24 Jahren zog es ihn in die USA. Er arbeitete dort mehrere Jahre in verschiedenen Städten in seinem Beruf und kehrte als Geschäftsmann zurück. Seine erste Firma lautete dabei noch allgemein auf seinen Namen "R. Burger & Co."
Das kleine Unternehmen war spezialisiert auf Glasinstrumente wie Thermometer und existierte über seinen Tod hinaus. Schon sehr bald nach seiner Rückkehr nach Berlin entwickelte Burger zusammen mit seinem Geschäftspartner eine ganze Serie von Apparaten und Instrumenten und meldete sie zum Patent an. Und eine dieser Erfindungen macht uns heute noch besonders große Freude.
"Thermos hält kalt und heiß - ohne Feuer - ohne Eis."
Burger entwickelte, was in der Patentbeschreibung als "doppelwandiges, aus verspiegeltem Glas bestehendes, evakuiertes Gefäß" firmierte. Der entscheidende Kracher an dieser Erfindung war, dass die Glashülle hohl und luftleer war und so verhinderte, dass der Temperaturaustausch von drinnen nach draußen durch diese luftleere Lücke unterbrochen wurde: eine geniale Isolierung. Die Erfindung sollte zunächst vor allem für industrielle Zwecke dienen zum Aufbewahren von verflüssigten Gasen, die sich so nicht so leicht erwärmten und leichter aufzubewahren ließen. Burger aber erkannte hier sehr schnell den hohen Wert für den Alltagsgebrauch. Er ließ sich die entsprechend konstruierte Flasche patentieren und nannte sie "Thermosgefäß". Die Thermosflasche war auf dem Markt, beworben mit dem Slogan: "Thermos hält kalt und heiß - ohne Feuer - ohne Eis."
Es war ein Meilenstein für den Pausenkaffee auf der Arbeit oder beim Ausflug und eine Art Lebensversicherung für Bergsteiger, die sich an den heiß aufgegossenen Aufschraubbechern ihre verfrorenen Kletterfinger wärmten. Doch Trilliardär wurde Burger damit nicht. Er verkaufte seine Anteile an der patenthaltenden Firma bereits nach wenigen Jahren und profitierte kaum von der in den kommenden Jahren vor allem durch US-Hersteller in Gang gesetzten boomenden Nachfrage nach der Thermoskanne.
Erfinder bis ins hohe Alter
Burger erfand - und entwickelte zudem eine für Conrad Röntgens Untersuchungen mit dem nach ihm benannten Strahlen entwickelte Röntgenröhre, Rotlicht-Bestrahlungsapparate oder - wie die TU in einer Art wissenschaftlichen Wüdigung der Arbeit Burgers berichtet - ein Prüfgerät für KfZ-Zündkerzen. Doch nach dem Krieg blieben dem Erfinder und seiner kleinen Firma mit Sitz in Pankow nicht viel. Zum Ende seines Lebens im Jahr 1954 betrieb Burger noch eine Art Garagenmanufaktor in der Pankower Wilhelm-Kuhr-Straße, wo er dann auch verstarb. Sein Andenken pflegt unter anderem das Museumsdorf Glashütte Baruth - und natürlich jeder, der sich hin und wieder die Thermoskanne füllt. Burger sorgte dafür, dass wir uns was warm halten können.