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Quelle: imago images/ Bernd Feil

Der Absacker

Was da noch kommt

Die Soforthilfen werden verteilt und viele Unternehmer versuchen, Alternativen zu finden. Trotzdem ist jetzt schon klar, dass diese Krise die Hauptstadt besonders hart treffen wird. Und das werden wir alle zu spüren bekommen. Von Haluka Maier-Borst 

Wieder ein Sonntag in diesem merkwürdigen Berlin. Die Sonne scheint, die Leute sind in den Parks. Aber die Cafés, die Restaurants und die Bars sind geschlossen. Es wirkt, als hätte jemand mit ein paar Schaltern gewisse Teile der Stadt ausgeschaltet und andere angelassen. Und genau diese ausgeschalteten Teile werden das wohl noch sehr zu spüren bekommen.

1. Was vom Tag bleibt

Es wird alle Teile der Republik treffen, aber Berlin wohl besonders hart. Das ist die Erkenntnis, die sich nach und nach festsetzt. Der Grund ist, wie in Berlin die Wirtschaft funktioniert. Während woanders vielleicht das Auto, der Tisch oder die Handtasche nicht jetzt aber später verkauft werden, geht das mit Tourismus und Gastronomie nicht.

"Das Hotelbett bleibt leer und das Schaschlik wird auch nicht mehr gegessen, was nicht gegessen wurde", sagte IBB-Vorstandschef Jürgen Allerkamp. Mehr dazu können Sie hier nachlesen.

2. Abschalten.

Es werden immer wieder Witze über die Geografiekenntnisse der Amerikaner gemacht. Fast jeder kennt da eine Anekdote. Als mein Onkel beispielsweise ein Auslandsjahr in den USA gemacht hat, wurde für ihn die deutsche Nationalhymne gespielt. Leider war das in diesem Fall "Auferstanden aus Ruinen", deutlich nach dem Mauerfall und in Verkennung der Tatsache, dass mein Onkel aus der Umgebung von Heidelberg kam.

Aber sind wir wirklich besser? Wer mal sein Geografiewissen für Afrika prüfen will, kann das hier tun. Bei der Seite Youdontknowafrica muss man für 20 afrikanische Staaten richtig erraten, wo sie liegen. Schauen Sie doch mal, wie gut Sie sind. (Kleine Offenlegung am Rande, der Macher der Seite war mein früherer Chef. Aber Sie wissen ja nicht, wie gut oder schlecht ich über ihn denke.)

Wer ich bin

Großstadtchaos statt Alpenpanorama, Brandenburger Seen statt britisches Meer. Haluka Maier-Borst war schon an ein paar Orten und hat immer die falsch-richtige Wahl getroffen. Für Berlin. Jetzt sitzt er im Wedding - und mehr oder weniger fest. Denn nach einer Reise in die Schweiz war er zunächst für zwei Wochen in Heimquarantäne. Und jetzt hält er sich natürlich auch an das Kontaktverbot. Jeden Tag gegen acht genehmigt er sich einen Absacker und eine kleine Pause von der Nachrichtenlage.

3. Und, wie geht's?

Heute sind wir dran. Und obwohl man zwischen den Zeilen ein wenig lesen kann, wie es mir geht, nehm ich mir mal raus, diese Frage heute zu beantworten:

Wenn ich eins gedacht habe, das ich als Journalist nicht mehr machen werde, dann: Kolumnen schreiben. Zum einen, weil so manche Kolumnistin und vor allem die männlichen Kolumnisten ziemlich selbstgerecht sind und ein Ego haben, das kaum durch eine normale Haustür passt. Das hoffe ich, ist bei mir anders.

Zum anderen weiß ich aber auch, was ich nicht kann: auf Knopfdruck clevere, witzige oder überraschende Gedanken produzieren. Aber als ich die Idee eines Rückblicks auf den Tag in unsere Telefonkonferenz hineinwarf, dachte ich: "Naja, notfalls musst du das zumindest am Anfang selber machen." Ungefähr 30 Ausgaben vom Absacker später, weiß ich, was ich mir da eingebrockt habe.

Schreiben, komme, was wolle, davor hatte ich vorher Respekt. Jetzt habe ich es noch mehr, da ich das jeden Tag mache. Aber ich bin dankbar. Weil es mir eine Routine in dieser chaotischen Zeit gibt. Weil ich dank den vielen Mails mitbekomme, wie es anderen da draußen geht. Verglichen mit dem, was ich hier manchmal lese, ist die Pflicht, jeden Tag ein paar Zeichen herunterzuhacken, wirklich nichts.

Morgen sind Sie wieder dran und hoffentlich haben Sie cleverere Gedanken als ich. Also schreiben Sie uns bitte weiterhin an: haluka.maier-borst@rbb-online.de

 

4. Ein weites Feld...

Wir werden wahrscheinlich in der kommenden Woche bei uns diskutieren, wie wir mit dem Absacker hier weiter machen. Jetzt wo zwar der ursprüngliche Lockdown am 19. April hätte zuende gehen sollen, aber natürlich weitergeht. Lassen Sie sich überraschen.

Bis morgen, bleiben Sie drinnen und Prost, sagt

Haluka Maier-Borst

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