IBB-Chef Allerkamp - Berliner Wirtschaft besonders stark von Corona-Krise betroffen
Berlin könnte wegen seiner Wirtschaftsstruktur in der Corona-Krise wirtschaftlich schlechter abschneiden als der Bundesdurchschnitt. Denn Hotels, Gastronomie oder Kultureinrichtungen können verpasste Einnahmen nicht nachholen.
In der Corona-Krise machen sich viele Menschen Sorgen um ihr wirtschaftliches Überleben. Start-Ups fürchten wegen der Eindämmungsmaßnahmen um ihre Existenz, der Mittelstand fühlt sich allein gelassen, Freiberufler sind auf staatliche Zuschüsse angewiesen.
Die Berliner Investitionsbank (IBB) geht davon aus, dass die Corona-Krise die dienstleistungsbasierte Wirtschaft Berlins besonders stark treffen wird. IBB-Vorstandschef Jürgen Allerkamp sagte am Sonntag im rbb-Inforadio, das liege an der besonderen ökonomischen Struktur der Hauptstadt.
Berlin habe vergleichsweise wenig Industrie und wenig industrienahe Dienstleistungen - dafür aber viel Gastronomie, Hotels und Kultureinrichtungen, so Allerkamp: "Die werden in ganz besonderer Weise betroffen sein, weil deren Umsätze - anders als bei der kleinen Maschinenfabrik, wo wir vielleicht den einen oder anderen Umsatz durch eine zweite oder gar dritte Schicht nachholen können - sind unwiederbringlich verloren. Das Hotelbett bleibt leer." Auch er jetzt keinen Schaschlik verkauft, könne die Umsätze nicht später nachholen.
Eine riesige wirtschaftliche Katastrophe
Der IBB-Chef spricht von einer "riesigen wirtschaftlichen Katastrophe, dessen Ausmaß wir im Moment noch gar nicht richtig abschätzen können". Er erwartet, dass dieser Zustand noch "sehr, sehr lange" dauern wird. Trotzdem sei er der Überzeugung, dass Deutschland und die Region Berlin diese wirtschaftliche Krise überwinden könnten.
Unternehmerinnen und Unternehmer in Berlin hätten Überlebenswillen und Kampfgeist. Allerkamp lobte auch die Mitarbeiter der IBB, die an den Soforthilfen gearbeitet hätten. "Wir produzieren jetzt stabil. So ist es uns gelungen, innerhalb von weniger als 14 Tagen an rund 200.000 Zuschussempfänger einen Betrag von 1,6 Milliarden Euro Zuschuss auszuschütten", sagte er dem rbb. Das sei eine sonst eine Jahresproduktion, die die IBB als Kredit und Zuschüsse vergebe.
DIW befürchtet Welle von Insolvenzen
Auch der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratschzer, geht davon aus, dass die Corona-Krise die tiefste Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg sein könne. Deutschland könnte zwischen vier und 20 Prozent seiner Wirtschaftsleistung verlieren, so Fratzscher im Inforadio. "Viele mittelständische Unternehmen werden das nicht ein oder zwei Jahre lang aushalten können", warnte Fratzscher. Deutschland könnte eine Welle von Insolvenzen und einen starken Anstieg der Arbeitslosigkeit sehen.
Fratzscher stört sich aber daran, dass man in Deutschland das Problem national angehe. "Die europäische Wirtschaft ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied." Das seien im Moment Italien und Spanien. Deutschland sei in der Pflicht, den finanziell angeschlagenen Nachbarn zu helfen - auch um das wirtschaftkliche Eigeninteresse zu wahren: "Wenn Italien und Spanien in eine Schieflage geraten und da nicht rauskommen, werden auch wir in Deutschland ein riesiges wirtschaftliches Problem haben."