rbb24
  1. rbb|24
  2. Panorama
Quelle: dpa/Kay Nietfeld

Kassenärztliche Vereinigung

So läuft der Impfeinsatz von Ärzten in Berlin

Tausende Ärzte wollen helfen, Berliner Bürger möglichst schnell zu impfen. Die Kassenärztliche Vereinigung Berlin ist optimistisch: 90 Mediziner sind derzeit täglich dafür im Einsatz, 240 sollen es bei voller Auslastung der Impfinfrastruktur werden. Von Stefan Ruwoldt

Annähernd 10.000 Ärztinnen und Ärzte haben sich in Berlin für Einsätze in den Corona-Impfzentren und für die mobilen Corona-Impfteams gemeldet. Nach Einschätzung von Burkhard Ruppert, dem Vizechef der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin, deutet diese hohe Zahl von einsatzbereiten Medizinerinnen darauf hin, dass auch bei dem erwarteten und erhofften Anstieg an verfügbaren Impfdosen ausreichend Medizinerteams in Berlin für Impfeinsätze zur Verfügung stehen.

Mehr zum Thema

Corona-Pandemie

Lockdown wird bis Ende Januar verlängert und verschärft

“Wir sind optimistisch, weil wir sehr viele Ärzte finden, die signalisieren, dass sie dies als eine tolle Sache empfinden", sagte Ruppert rbb|24 am Dienstag. Die Kassenärztliche Vereinigung Berlin organisiert den Einsatz der Ärztinnen in den Impfzentren und der mobilen Impfteams der Stadt.

Täglich bis zu 240 Mediziner im Impfeinsatz

Laut Ruppert stehen bereits die Schichtpläne bis zum 17. Januar. Zu Einsätzen kämen hier die Freiwilligen der rund 6.800 Berliner Vertragsärzte, Medizinerinnen aus den Krankenhäusern oder dem öffentlichen Gesundheitsdienst sowie Ärztinnen im Ruhestand. Die Impforganisation des Senats für die Impfzentren und die Impfteams sehe den Einsatz von täglich maximal 240 vor, also 60 Ärzten und Ärztinnen für die mobilen Teams und 180 für die Impfzentren. “

Mehr zum Thema

63 Menschen an einem Tag

Berlin vermeldet neuen Höchststand an Corona-Toten

Vorerst 36 mobile Teams, später dann 50

Laut Robert Koch-Institut wurden in Berlin bis einschließlich Montag gut 17.700 Menschen gegen Corona geimpft. Dies sind vor allem Berliner über 90 Jahre, die bislang zur Impfung in Berlins einzigem geöffneten Impfzentrum in der Arena in Treptow kamen oder Bewohner und Pflegekräfte von Alten- und Pflegeheimen, die durch die derzeit eingesetzten 36 mobilen Teams geimpft wurden, so Ruppert gegenüber rbb|24. Im Impfzentrum in Treptow sind derzeit jeweils 15 Ärztinnen und Ärzte pro Schicht im Einsatz, also 30 an jedem Tag.

Die überwiegende Zahl der mobilen Teams sei mit zwei Ärzten besetzt, um sie in dieser ersten Phase besser einzuarbeiten: "Gerade jetzt am Anfang, wo es noch sehr viele offene Fragen gibt, können sich die Kollegen durch diese Doppelbesetzung gegenseitig unterstützen", sagte Ruppert. "Gerade bei solch einer ganz neuen Impfung geht vieles noch nicht so schnell, vieles muss abgefragt werden, die Anamnese muss erhoben werden, es muss geguckt werden, ob alle Unterlagen vorliegen und ob der Patient überhaupt geimpft werden darf."

Vizechef der Berliner Kassenärztlichen Vereinigung, Burkhard Ruppert | Quelle: imago-images/Ralf Müller

Besonderes Dienstsystem für Einsatz der Freiwilligen

Dieses freiwillige Dienstsystem der Impfteams erfordere eine besondere Organisation, weil hier auch immer wieder Ärzte und Ärztinnen neu hinzustießen. "Zum Einsatz kommen vor allem Ärzte, die sonst eine Praxis betreiben." Zu den meist feststehenden Mobilteams gehören pharmazeutische Assistentinnen, eine Mitarbeiterin für die Dokumentationen der Impfungen, ein Fahrer oder eine Fahrerin und dann eben die eingesetzten Ärztinnen und Ärzte.

Der Dienststart um 8.30 Uhr und für die Spätteams am Mittag beginne immer mit einem Briefing, um so auch die möglicherweise erstmals eingesetzten Mediziner genau einzuweisen, so dass sich die Abläufe in einem sicheren Prozess festigten, so Ruppert.

Die Hoffnung auf eine Vereinfachung der Impfpraxis liege bei den Herstellern, dass also bald ein Impfstoff zur Verfügung stehe, "der bei normaler Kühlschranktemperatur gelagert werden kann". Der derzeit genutzte Impfstoff von Pfizer und Biontech muss bei mindestens minus 70 Grad Celsius gelagert werden.

"Spätestens dann kann der Impfstoff in die Praxen gegeben werden und die Impfungen in den Praxen erfolgen." Dies sei dann die Voraussetzung, die Zahlen der täglichen Impfungen deutlich zu erhöhen, so Ruppert.

Mehr zum Thema

Interview | Paritätischer Wohlfahrtsverband

"Für die Über-90-Jährigen ist das eine Herausforderung"

Große Hilfe durch die Bundeswehr

Die bislang größte Erkenntnis nach diesen ersten Tagen der Impfung sei, dass bei dem Aufbau einer solch zentralen Struktur nun doch echte Schwierigkeiten auftreten, sagte Ruppert. "Das Wissen um die Schaffung solch großorganisatorischer Strukturen außerhalb des stationären oder ambulanten Bereichs der Versorgung war nicht mehr präsent“, sagte der Mediziner.

"Wenn ich aus einer riesigen Veranstaltungshalle ein Impfzentrum bauen muss mit verschiedensten Kompetenzen und verschiedenen Organisationen wie etwa Feuerwehr, Polizei, Sicherheitsdienst, medizinischem Personal, Ärzten, Pharmazeuten – das erfordert eine Logistik, die völlig neu aufgebaut werden musste." Hier sei etwa die Bundeswehr, die es gewohnt sei, in manöverartigen Strukturen zu denken, eine sehr große Stütze. Der Einsatz nun habe eine “manöverhafte Struktur mit einer Logistik, die aus dem Nichts“ habe geschaffen werden müssen. Die aber jetzt sehr gut funktioniere. Das erarbeitete Wissen müsse nun auch in Strukturen fließen, die auch später wieder schnell reaktivierbar sein müssen.

Sendung: Inforadio, 05. 01. 2021, 19.20 Uhr

Beitrag von Stefan Ruwoldt

Artikel im mobilen Angebot lesen