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Video: Brandenburg Aktuell | 22.04.2021 | J. Wochnik | Quelle: dpa/P. Pleul

Priorisierung soll beibehalten werden

Brandenburg will Impfstoff von Astrazeneca nicht für alle freigeben

Anders als Berlin will Brandenburg auch weiterhin das Vakzin von Astrazeneca nur über 60-Jährigen anbieten. Eine Freigabe für alle sei nicht sinnvoll, heißt es aus dem Innenministerium. Doch ein Landkreis schert aus.

Im Gegensatz zu Berlin hält Brandenburg eine Freigabe des Corona-Impfstoffes von Astrazeneca für alle nicht für sinnvoll. "Astrazeneca wurde in Brandenburg stets gut nachgefragt und wir haben alle aktuellen Bestände in die impfenden Arztpraxen gesteuert", teilte der Sprecher des Innenministeriums, Martin Burmeister, am Donnerstag in Potsdam mit. Dort könnten sich alle über 60-Jährigen damit impfen lassen, rund 6.000 Erstimpfungen pro Tag mit diesem Impfstoff gebe es in den Hausarztpraxen. Für dieses Tempo reiche der Bestand.

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"Es wäre populistisch und unseriös, Astrazeneca darüber hinaus für alle freizugeben. Wir würden den Menschen damit eine Verfügbarkeit vorgaukeln, die es nicht gibt", erläuterte Burmeister. Brandenburg werde Prioritätengruppen weiter in der Reihenfolge freigeben, in der sie von Corona-Infektionen bedroht seien.

Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB) impfen 335 Hausarztpraxen im Modellprojekt bereits mit Astrazeneca, weitere 80 sollen die Möglichkeit erhalten, diesen Impfstoff über das Land zu beziehen. Die Aussage an die Ärzte sei nach wie vor, sich an die Priorisierung zu halten, sagte KVBB-Sprecher Christian Wehry. In Brandenburg halten sich nach Angaben der Kassenärzte Zuspruch und Ablehnung von Astrazeneca die Waage.

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Im Gegensatz zur Linie des Innenministeriums will der Landkreis Märkisch-Oderland Astrazeneca für alle Impfwilligen freigeben. Landrat Gernot Schmidt (SPD) sagte dem rbb am Donnerstag, er bereite einen freien Impftag in Strausberg vor. Eine Aufhebung der Impf-Priorisierung nach dem Vorbild eines Landkreises in Bayern war in Märkisch-Oderland bereits vor einer Woche ins Gespräch gebracht worden.

Darüber hinaus bemüht sich Märkisch-Oderland um einen Einsatz des russischen Corona-Impfstoffs Sputnik V. Allerdings ist dieser noch nicht von der Europäischen Arzneimittelbehörde zugelassen.

Vorübergehender Terminstopp bei Biontech und Moderna

Berlin, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Bayern hatten entschieden, die Priorisierung für den Impfstoff Astrazeneca aufzuheben. Bei Menschen unter 60 Jahren ist jedoch nach Angaben der Gesundheitsministerien der Länder vor dem Spritzen eine ausführliche Beratung durch den Impfarzt notwendig. Wegen sehr seltener Fälle von Blutgerinnseln (Thrombosen) soll das Präparat von Astrazeneca in Deutschland seit dem 31. März in der Regel nur noch bei Menschen ab 60 Jahren eingesetzt werden.

Mitte April hatte das Festhalten an der Astrazeneca-Priorisierung auch dazu geführt, dass in Brandenburg die Terminvergabe für Erstimpfungen mit den Seren von Moderna und Biontech vorläufig gestoppt worden war. Die vorhandenen Dosen beider Vakzine sollten für die Zweitimpfungen aufbewahrt werden. Innenminister Stübgen begründete diesen Schritt mit der Empfehlung, dass Unter-60-Jährige nicht den Impfstoff von Astrazeneca erhalten sollten. Sie sollen als zweite Dosis stattdessen den Impfstoff von Moderna oder Biontech bekommen.

"Wir haben das umgerechnet: Wir können die Zweitimpfungen für diese Menschen absichern, allerdings reduziert das unsere Möglichkeiten neue Erstimpftermine auszugeben drastisch", sagte Stübgen im Inforadio des rbb. Man müsse sich mit dem vorhandenen Impfstoff auf die Zweitimpfungen konzentrieren. Seit Mittwoch (21. April) werden wieder Termine auch für Erstimpfungen mit Biontech und Moderna vergeben, wie es auf der offiziellen Impf-Internetseite der Landesregierung [brandenburg-impft.de] heißt.

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Unterdessen sollen die Brandenburgerinnen und Brandenburger sich ihren Corona-Schutz weiter in den Impfzentren holen können - unabhängig von der geplanten Steigerung der Impfungen in Arztpraxen. Das betonte Innenminister Michael Stübgen (CDU) am Donnerstag in Potsdam mit. Damit wandte er sich gegen eine Forderung der Kassenärzte.

Stübgen hält zugleich an dem Ziel eines Impfangebots bis zum Ende des Sommers fest. "Bis Mitte September wollen wir allen den vollständigen Impfschutz ermöglichen", sagte er. "Dafür brauchen wir ausreichend Impfstofflieferungen vom Bund und müssen alle Impfstränge optimal auslasten."

Kassenärzte hatten Stopp der Impfzentren gefordert

Die Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB) forderte indes, schnellstmöglich das Impfen in Impfzentren zu beenden und ganz auf die Haus- und Fachärzte übergehen zu lassen. In Brandenburg gibt es 13 Impfzentren und mehrere Impfstellen. Dazu wird in rund 1.100 Praxen geimpft. Die Kassenärzte halten einen Ausbau auf 2.200 Praxen für möglich.

In Impfzentren ist eine zentrale Terminvergabe und ein zentral organisiertes Impfen möglich, Haus- und Fachärzte sehen ihren Vorteil in der Verteilung über das Land und dem direkten Kontakt zu ihren Patienten.

Sendung: Brandenburg aktuell, 22.04.2021, 19:30 Uhr

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