Engpässe bei Biontech und Moderna - Brandenburg stoppt Terminvergabe für Erstimpfungen

Mi 14.04.21 | 15:12 Uhr
  78
Symbolbild: Mehrere Wegweiser zum Impfzentrum Eberswalde stehen am 27.01.2021 in einem Raum. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Video: Brandenburg Aktuell | 14.04.2021 | Ismahan Alboga | Bild: dpa/Patrick Pleul

Weil unter 60-Jährige nicht mehr mit Astrazeneca geimpft werden dürfen, erhalten etwa 60.000 Brandenburger ihre zweite Impfdose mit Biontech oder Moderna. Deshalb muss an anderer Stelle gespart werden: bei denen, die auf eine baldige Erstimpfung gehofft haben.

Wegen Engpässen bei der Lieferung von Impfstoffen könnten neue Termine für Erstimpfungen für Biontech und Moderna in Brandenburg nach Angaben der Landesregierung in den nächsten Wochen auf Null gefahren werden.

"Wir werden keine Erstimpfungstermine mehr herausgeben, um wenigstens - soweit es irgend geht - mit den vorhandenen Biontech- und Moderna-Dosen die Kompensation der Zweitimpfungen zu Astrazeneca durchhalten zu können", sagte Innenminister Michael Stübgen (CDU) am Mittwoch in einer Sitzung von Gesundheits- und Innenausschuss des Landtags. "Das wird so eng werden, dass wir nach Stand jetzt nicht unbedingt in der Lage sind, das zu erreichen."

Brandenburg priorisiert Zweitimpfung

Das Ziel sei, die notwendigen Zweitimpfungen abzusichern, sagte der Minister: "Die Absicherung von Zweitimpfungen hat absolute Priorität, da die Geimpften sonst ihre Immunisierung verlieren und wieder von vorne anfangen müssen." Der Beschluss betrifft in Brandenburg etwa 60.000 Menschen, darunter hauptsächlich Ärzte, Pflegepersonal, Polizisten und Mitarbeiter in gefährdeten Berufsgruppen.

Deren Zweitimpfungen stehen ab nächster Woche auf dem Plan. Deshalb werden erstmal weniger zusätzliche Erstimpftermine angeboten, sagte Stübgen. Termine, die bereits vereinbart sind, würden aber nicht abgesagt. "Jeder zugesagte Erstimpftermin bleibt bestehen."

Diese 60.000 Menschen haben eine Erstimpfung mit Astrazeneca erhalten. Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatten sich am Dienstag darauf geeinigt, dass Menschen unter 60 Jahren mit einer Erstimpfung mit Astrazeneca bei der Zweitimpfung auf ein anderes Präparat umsteigen sollen.

Biontech und Moderna sollten Astrazeneca ersetzen

Hintergrund sind Verdachtsfälle auf eine Hirnvenen-Thrombose nach der Impfung mit Astrazeneca. Dazu komme, dass 6.700 Impfdosen von Johnson & Johnson zunächst nicht nach Brandenburg ausgeliefert würden, sagte Stübgen. Wie beim Impfstoff von Astrazeneca waren auch bei Johnson & Johnson spezielle Thrombosen erfasst worden.

Um den Ausfall von Astrazeneca zu kompensieren, seien in den nächsten vier Wochen 62.000 Impfdosen von Biontech und Moderna nötig. "Diesen Impfstoff haben wir derzeit leider nicht." Er forderte eine Erhöhung der zugesagten Mengen des Bundes.

Linksfraktion kritisiert Impfstopp und Kommunikation darüber

Die Linksfraktion im Brandenburger Landtag kritisierte die Entscheidung. "Dieser Stopp bedeutet für viele BrandenburgerInnen erneut eine Desillusionierung und zerstört Perspektiven, gesund durch diese Pandemie zu kommen", erklärt der gesundheitspolitische Sprecher der Linken, Ronny Kretschmer, laut einer Mitteilung. "Der Erfolg der Impfkampagne steht in Frage. Deshalb ist es wichtig, nun schnell die Impfungen mit dem Impfstoff Astrazeneca für über 60-jährige jenseits der Priorisierung frei zu geben."

Zudem bezeichnet die Linke die Kommunikation des Beschlusses als katastrophal. "Es ist unglaublich, dass der Innenminister mal nebenbei im Ausschuss einen Impfstopp verkündet, ohne mitzuteilen, was das für bereits gebuchte Termine bedeutet und wie die Betroffenen informiert werden", kritisierte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Andrea Johlige. Denn der Impfstopp gelte nur für vom Land belieferte Einrichtungen und betreffe nicht die Impfungen in den Hausarztpraxen. Diese würden vom Bund über die Apotheken mit Impfstoff versorgt.

Impfquote liegt in Brandenburg bei 17,1 Prozent

In Brandenburg haben nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) knapp 627.000 Menschen bereits eine erste Impfung erhalten. Damit liegt die Impfquote im Land bei 17,1 Prozent.

Vollen Impfschutz haben bereits etwa 273.500 Menschen erhalten, damit haben 7,5 Prozent aller Brandenburgerinnen und Brandenburger einen vollen Impfschutz.

Deutschlandweit liegt die Quote an Menschen, die eine erste Impfung erhalten haben bei 16,9 Prozent, vollständig geimpft sind in Deutschland bereits 6,2 Prozent der Menschen.

Die Kommentarfunktion wurde am 14.4.2021 um 15:25 Uhr geschlossen

Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.

Sendung: Antenne Brandenburg, 14.04.2021, 11:55 Uhr

Was Sie jetzt wissen müssen

78 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 78.

    man kann ja von Lauterbach halten was man will.

    Aber Denken kann der Mann einfach.
    1. Er lässt sich mit AZ selbst impfen - super Vorbild! Wo bleibt zb Seehofer?
    2. Sein Vorschlag zum Curevac Impfstoff als Notfallzulassung. Die Daten zur Sicherheit sind da, die Daten zur Wirksamkeit vorläufig sehr vielversprechend. Warum also warten. 2 Impfstoffe des gleichen Wirkprinzips sind sehr erfolgreich, also los gehts!

    (3. von Sputnik hält er nicht viel, weil der Vektor wahrscheinlich genauso Probleme macht und man für ab 60zig dann schon genug Impfstoff hat)

  2. 77.

    Können sich jederzeit in Pilotpraxen mit Astra impfen lassen. Sollte innerhalb von 2 Wochen möglich sein. Achtzigjährige hatten keine Hirnvenenthrombosen in Deutschland.

    In den Pilotpraxen können sich alle ab 60 Jahren mit Astra impfen lassen. Männer über 60 hatten bisher auch keine keine Hirnvenenthrombosen in Deutschland. Frauen über 60 extrem selten. Risiko kleiner 1: 200000.

  3. 76.

    Es gibt etwas weshalb man als Westdeutscher über die Ostdeutschen eben doch immer mal wieder die Nase rümpft:

    DER GESUNDE MENSCHENVERSTAND!

    Klar das der ehemalige Bewohner der Ostzone sich den Impfstoff des sowjetischen Bruders wünscht. Keine Zulassung -EGAL, keine Produktionskapazitäten - EGAL, Keine Daten - EGAL.
    Wahrscheinlich gleiche Nebenwirkungen wie AstraZeneca und Johnson&Johnson - EGAL. Erfahrung der SLOWAKEI - EGAL, Missachtung anerkannter wissenschaftlicher Standards -EGAL.

    am besten Sie kommen gleich noch mit Proteinimpfstoffen von einzelnen Labormedizinern ohne jede Impfstofferfahrung.

    Neben der Tatsache, dass Russland eigentlich ne miserable eigene Impfquote hat, weil gar nicht genügend da ist, scheinen es die Russen selbst zu sein, die SputnikV lieber nicht wollen. Ach und der OBER-Russe schlechthin will sich auch besser nicht impfen lassen.....

    da hilft auch ein einzelner Lancet Artikel nicht wirklich....

  4. 75.

    Genau so wäre es. Dieses ewige blabla, ich kann es nicht mehr hören. Anderswo wird nur die Autoscheibe runtergelassen und man bekommt ne Impfung. Bei uns müssen wegen der Bürokratie erst ganze Wälder sterben.

  5. 74.

    Ich glaube, das wird nichts mit dem Ziel bis Sommerende allen willigen eine Impfung anzubieten. Es kann ja sein, daß auch in Deutschland AstraZeneca und Johnson&Johnson bald nicht mehr verwendet werden dürfen (wie in Dänemark) und man eventuell bei Sputnik V feststellt, daß auch dieser eventuell das gleiche Problem hat. Ist wohl ebenfalls ein Vektorimpfstoff. In anderen Ländern - wo er eingestzt wird - hat man da vielleicht lediglich nicht so akribisch hingeschaut. Und die chinesischen Präparate haben eine geringere Wirksamkeit. Wird interessant für Frau Merkel, denn die Bundesnotbremse dürfte dann noch länger gelten und noch weniger eingehalten werden.

  6. 73.

    Mit den hausärzten ist das auch so eine Sache, wer sich gut kennt wird auch geimpft.. auch wenn die Praxis wegen Urlaub geschlossen war, Ostern, man muss nur Beziehungen haben.. soviel dazu..

  7. 72.

    Jetzt sollten die deutschen Politiker ernsthaft über ein Exportstopp für
    BIONTECH Impfstoff nachdenken

    in anderen Ländern wird schon über Deutschland gelacht - viel Steuergeld investieren für
    Forschung & Herstellung des Impfstoffs und dann tatenlos zusehen wie der munter exportiert wird.

  8. 71.

    Laut RKI hat Bayern 17,1 % seiner Bevölkerung erstgeimpft, Brandenburg 17,0 %.
    Nur das Bayern 13 Millionen Einwohner und Brandenburg 2,5 Millionen hat.

  9. 70.

    Sie beantworten Ihre Frage ja fast selbst. Es ist echt zum Ko..... was in Deutschland in Sachen Impfdynamik abgeht. Wir ersticken in unserer Bürokratie. Wenn Hausärzte beklagen für einen Pieks ganze 6 Seiten Formulare auszufüllen, dann stimmt in diesem System etwas nicht. Mancher mag jetzt die Stirn runzeln, aber: in der DDR hätte es dieses Chaos nicht gegeben. Da würde der "Befehl von Oben" mit allem was die DDR aufzubieten hätte, ausgeführt. Ob Zivilverteidigung, das DRK oder die NVA. Das wäre ein gebündelter Kampf (mit Sputnik V) der gesamten Bevölkerung gegen dieses Virus geworden (trotz schlechterer Infrastrutur als heute üblich) und kein Laberhaufen selbstverliebter Politiker, welche jede Woche etwas anderes "Bedeutsames" verkünden. So langsam bin ich richtig sauer auf das deutsche Krisenmanagement.

  10. 69.

    Es muss gelockert werden, da die Einschränkungen begründet sein müssen. Jeder der zweimal gemimpft ist steht von verfassungswegen zu, dass die einschränkungen für ihn aufgehoben werden.

  11. 68.

    Ich kann mich dem Kommentar meines Vorredners nur anschließen. Allerdings verliere ich nicht den Glauben an die Menschheit sondern an die "Nicht"- Entscheider in den Landesregierungen und im Bund. Es drängen sich mir Parallelen zum Bau des Hauptstadtflughafens auf. Allerdings könnte es mit dem Impfen etwas länger dauern, bedenkt man, dass ja auch die Mutationen mutieren könnten. Schade, das die Menschen, die eigentlich die wertschöpfende Industrie täglich am Laufen halten, die sind, die am Ende der Impfkette stehen.

  12. 67.

    Hallo cajo, Sie schreiben:
    Vor allem hat Bayern auch verkündet, dass sie teilweise in den Impfzentren schon mit der Prio-Gruppe 3 (!!!) angefangen haben. Und hier? Ein einziges Desaster.

    Laut RKI hat Bayern 17,1 % seiner Bevölkerung erstgeimpft, Brandenburg 17,0 %. Kein riesiger Unterschied, der das Wort "Desaster" rechtfertigt. Deutschlandweit sind es nur 16,9 %!

  13. 66.

    In Brandenburg kann nicht geimpft werden weil Impfstoff fehlt.
    Gleichzeitig liegen in Dtschl. mehr als 3 Millionen Dosen irgendwo herum.
    https://www.focus.de/corona-virus/impfung/experte-zeigt-sich-entsetzt-mehr-als-drei-millionen-impfstoff-liegen-ungenutzt-auf-halde_id_13190005.html

  14. 65.

    Hallo, ich bin Gruppe 2 und habe noch keinen Termin (LKMünchen), bin nicht die Einzige.

  15. 64.

    Die zweite Impdose mit Biontech oder Moderna? Gibt es mittlerweile Studien darüber oder wurde es getestet wie sich das verträgt? Nichts gibt es dazu, sehr mutige Entscheidung! Dänemark Impft gar nicht mehr mit Astrazeneca, es ist nur eine Frage der Zeit bis dieser Impfstoff auch in Deutschland verschwindet.

  16. 63.

    Oje, Irrenhaus Deutschland. Gute Nacht.

  17. 62.

    Termine die bereits vereinbart sind, werden nicht abgesagt. "Jeder zugesagte Erstimpftermin bleibt bestehen.", Innenminister Michael Stübgen(siehe Text)

  18. 61.

    Liebe Leute bitte regt euch nicht auf. Die CDU (Herr Spahn) kann sich nicht um Impfstoff beschaffung kümmern, denn im Moment ist die K Frage wichtiger

  19. 60.

    Ich glaube es hilft nur noch ein Generalstreik. Alle bleiben der Arbeit fern, bis wir geimpft sind. Vielleicht werden dann die PolitikerInnen mal wach. Einsperren und Arbeiten geht, aber beim Impfen ist es nur noch Totalversagen. Ich habe fertig.

  20. 59.

    Die Sonderkontingente wurden nicht aus der Menge für die Bundesrepublik genommen, sonder direkt von de EU zugeteilt. Sputnik V beruht auf den gleichen "Mechanismen" wie Astrazenica und Johnson Johnson. Damit dürften dort ähnlich Probleme auftreten (wenn man das als Problem bezeichnen will, bei der Antibabypille ist die Thrombosgefahr um ein vielfache höher).

Nächster Artikel