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Video: Brandenburg aktuell | 06.04.2021 | Quelle: dpa/Christoph Schmidt

Zunächst Biontech-Lieferungen

Hausarztpraxen starten mit Corona-Impfungen

Die Corona-Impfungen kommen in die Fläche: Ab dieser Woche werden auch Hausarztpraxen Patienten gegen Covid-19 impfen können. Was in Berlin und Brandenburg bisher nur ein Modellprojekt war, soll zum Regelfall werden.

Zum breiten Impfstart bei den Hausärzten sollen Praxen in Berlin und Brandenburg ab Dienstag mit Corona-Impfstoffen beliefert werden. Laut der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) beginnen die Arztpraxen am Mittwoch mit den Impfungen [kbv.de]. Vereinzelt seien aber auch schon am Dienstag Impfungen möglich, wenn Praxen früh beliefert wurden, teilte die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg (KVBB) auf Anfrage von rbb|24 mit. Zum Start erhalten die Arztpraxen nur etwa 20 Impfdosen pro Woche, das Angebot soll jedoch nach und nach ausgebaut werden.

Die Anzahl der Hausarztpraxen in Berlin, die nach Ostern mit den Corona-Impfungen beginnen, stand zuletzt noch nicht fest. Die Praxen hätten ihre Impfdosen über die Apotheken bestellt, sagte KV-Sprecherin Dörthe Arnold vor den Osterfeiertagen auf Anfrage. Daher habe die KV keine aktuelle Übersicht. Eine Abfrage bei 2.500 Praxen habe allerdings jüngst ergeben, dass etwa 1.800 beim Impfen mitmachen wollen.

Auch in Brandenburg wird in Hunderten Arztpraxen ab dieser Woche gegen Covid-19 geimpft. Christian Wehry von der KVBB sagte der DPA, dass momentan nicht ganz klar sei, wie viele sich beteiligten, da die Bestellungen direkt über die Apotheken abgewickelt wurden. Zuvor war von bis 2.200 Praxen die Rede. Die Arztpraxen hatten das Vakzin bereits vergangene Woche bestellen müssen.

In der Mark beteiligten sich bislang rund 260 Hausarztpraxen an der Impfkampagne. In der abgelaufenen Kalenderwoche wurden in diesen nach Ministeriumsangaben rund 11.000 Impfungen verabreicht. Die Zahl lag damit erstmals über 10.000. Mehr als 40.000 Menschen wurden in diesem Zeitraum in den Impfzentren geimpft.

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Die Praxen sind angehalten derzeit nur ihre Bestandspatienten bei den Impfungen zu beachten und sich bei der Auswahl an den Richtlinien zur Impfpriorisierung der Ständigen Impfkommission (Stiko) zu halten, heißt es zum Beispiel auf den Seiten der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin [kvberlin.de].

Bundesweit erhalten die Praxen in der Woche nach Ostern knapp eine Million Impfdosen. Das hatte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vor Ostern angekündigt. Seinen Worten nach bekommen sie in den ersten zwei Wochen ausschließlich den Impfstoff von Biontech/Pfizer. Danach komme noch Astrazeneca hinzu und später Johnson & Johnson. Ende April nehme die Impfkampagne an Fahrt auf und es werde möglich sein, den Arztpraxen wöchentlich mehr als drei Millionen Impfdosen zur Verfügung zu stellen, versicherte der Minister. Alle angebotenen Impfdosen sollten umgehend verimpft werden.

Der Berliner Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) verwies darauf, dass im Moment für unter 60-Jährige keine Impfung mit dem Vakzin von Astrazeneca in den Impfzentren möglich sei. Dies solle vielmehr weitgehend über die Hausärzte laufen. Bund und Länder waren vor einer Woche der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) gefolgt, das Präparat von Astrazeneca in der Regel nur noch für Menschen ab 60 Jahren einzusetzen. Hintergrund sind Fälle von Blutgerinnseln in Hirnvenen. Jüngere können sich nach Rücksprache mit dem Arzt auf eigenes Risiko weiterhin damit impfen lassen.

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Der Brandenburger Hausärzteverband begrüßte, dass nach Ostern die Corona-Impfungen in den Praxen beginnen. Die Hausärzte könnten das besser leisten als die Impfzentren, sagte die stellvertretende Vorsitzende des Verbands, Astrid Tributh, am Donnerstag im rbb. Sie würden die Patienten kennen, könnten Fragen beantworten und auch Ängste nehmen.

Aktuell haben in Berlin mehr als 478.000 Menschen eine Erstimpfung erhalten, das entspricht einer Impfquote von 13,0 Prozent (Stand: Dienstag). In Brandenburg wurden seit Ende Dezember über 349.000 Menschen mit einer ersten Corona-Impfung versorgt, das ist eine Impfquote von 13,8 Prozent. Eine Zweitimpfung haben in Berlin bislang knapp 236.000 Menschen erhalten (Impfquote 6,4 Prozent), in Brandenburg sind es gut 107.000 Menschen (Impfquote 4,2 Prozent). Damit ist Brandenburg bei den Erstimpfungen im bundesweiten Vergleich im oberen Drittel, bei den Zweitimpfungen gemeinsam mit Schleswig-Holstein auf dem letzten Platz. Berlin hingegen bewegt bei den Erstimpfungen im Durchschnitt. Bei den Zweitimpfungen aber kann nur Sachsen eine höhere Quote vorweisen.

KV Brandenburg fordert Impfkampagne noch auszuweiten

Die KVBB geht davon aus, dass die Praxen deutlich effektiver impfen werden als die Impfzentren. "In den Vertragsarztpraxen werden in der nächsten Woche mehr Menschen geimpft als in den Impfzentren – und das flächendeckend, wohnortnah und gemäß der geltenden Priorisierung", sagte Peter Noack, Vorstandsvorsitzender der KVBB. Das werde der Impfkampagne im Land Brandenburg einen kräftigen Schub verleihen.

"Damit der Fuß weiter auf dem Gaspedal bleiben kann und die Kampagne nicht plötzlich wieder ausgebremst wird, muss jetzt der Übergang von den Impfzentren zu den Arztpraxen gestaltet werden", forderte Noack. Dazu müssten die Impfstofflieferungen zuverlässig und pünktlich kommen. Zudem müsse die Kampagne ausgeweitet werden von den Hausärzten auf alle Vertragsarztpraxen, die regelmäßig impfen. Im Land Brandenburg sind das laut Noack insgesamt 2.200 Praxen. Für die Praxen selbst müssten "die logistischen und administrativen Aufwände so gering wie möglich gehalten werden."

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Hausärzteverband will Priorisierung perspektivisch aufgeben

Die Ärzte können selbst Termine an ihre Patientinnen und Patienten vergeben, unterliegen dabei aber der Impfpriorisierung. Sie können also aktuell Personen der beiden höchsten Prioritätstufen impfen. Die Impfungen sollen nicht nur in den Praxen, sondern auch bei Hausbesuchen durchgeführt werden.

Der Hausärzteverband rät dazu, nach dem breiten Start der Corona-Impfungen in den Praxen die Priorisierung beim Impfen mit steigenden Liefermengen an Impfstoff in den Hintergrund treten zu lassen. "Die Priorisierung war und ist eine gute Leitlinie für die Ärztinnen und Ärzte, solange der Impfstoff noch in geringen Mengen verfügbar ist", sagte Verbandschef Ulrich Weigeldt der Düsseldorfer "Rheinischen Post" [rp-online.de]. "Allerdings werden wir bald nicht mehr so sehr auf Zahlen, sondern zunehmend auf die Gesundheit der Menschen schauen müssen", fügte Weigeldt hinzu. "Ein Mann von 69 Jahren mit Hypertonus und Diabetes sollte vielleicht eher die Impfung erhalten als eine 72-jährige Triathletin."

58.000 Impfdosen pro Woche in den Praxen erwartet

Die KVBB geht davon aus, dass ihre Vertragsärzte in Brandenburg in den kommenden beiden Wochen jeweils rund 58.000 Impfdosen in Praxen verabreichen werden. Circa 30.000 Dosen des Biontech/Pfizer-Impfstoffs sollen demnach vom Bund über die Apotheken flächendeckend an die Hausarztpraxen verteilt werden. Dies seien allerdings voraussichtlich nur rund 20 Impfdosen je Praxis. Der Biontech-Impfstoff muss laut KVBB dann innerhalb von 120 Stunden verimpft werden.

Den Angaben zufolge wird das Land den Hausarztpraxen zusätzlich in den beiden Wochen nach Ostern jeweils weitere 28.000 Dosen des Impfstoffes von Astrazeneca zur Verfügung stellen. Diese Impfdosen gehen demnach an die 139 Vertragsarzt­praxen, die sich bislang am KVBB-Modellprojekt "Impfen in den Arztpraxen" beteiligten.

In einer Übergangsphase werde der Bezug von Impfstoff für Praxen im Modellvorhaben wegen der Bundesvorgaben über zwei Belieferungswege notwendig sein: Impfstoffe vom Land kommen laut KVBB über die Firma Unitax und Impfstoffe vom Bund über die Apotheken in die Praxen.

Schon Anfang März hatten Hausarztpraxen in Berlin und Brandenburg in einem Modellprojekt begonnen, ihren Patientinnen und Patienten im Rahmen der hausärztlichen Behandlung Impfungen zu verabreichen. An dem Modellprojekt hatten sich zuletzt nach Auskunft der Kassenärztlichen Vereinigung in Brandenburg (KVBB) 139 Arztpraxen beteiligt. In Berlin waren es rund 200 Praxen, wie die Kassenärztliche Vereinigung der Hauptstadt (KVB) mitteilte. In dem Modellprojekt ging es darum, die Abläufe in Logistik und Dokumentation im Praxis-Echtbetrieb zu erproben.

Sendungen: Radioeins, 06.04.2021, 6 Uhr

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