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Audio: Journal | 20.07.2021 | T. Gabriel | Quelle: dpa/Gregor Fischer

14 bis 17 Uhr ohne Termin

Spontan-Impfen ist ab Freitag in Berliner Impfzentren möglich

Corona-Impfungen werden in Berlin unkomplizierter: Ab Freitagnachmittag kann man in drei Impfzentren geimpft werden - ohne vorher angemeldet zu sein. Davon erhofft sich der Senat mehr tägliche Impfungen in vierstelliger Zahl.

In drei Berliner Impfzentren kann man sich ab Freitag ohne Termin gegen Corona impfen lassen. Das hat der Senat am Dienstag beschlossen, wie Stadtentwicklungssenator Sebastian Scheel (Linke) nach der Sitzung der Landesregierung mitteilte.

Spontane Corona-Impfungen sind demnach ab Freitag an allen sieben Wochentagen nachmittags von 14 bis 17 Uhr ohne Terminvereinbarung möglich - in den Impfzentren in Tegel, auf dem Messegelände in Charlottenburg und im Erika-Heß-Eisstadion in Wedding.

Das Angebot bestehe zunächst täglich für die nächsten vier Wochen, teilte die Senatsgesundheitsverwaltung am Dienstagnachmittag mit. Geimpft wird demnach mit dem Impfstoff Moderna.

"Wir sind darauf vorbereitet, ab Freitag an den Nachmittagen viele spontane Impfgäste zu empfangen, und würden uns freuen, wenn viele Berlinerinnen und Berliner dieses Impfangebot in Anspruch nehmen", teilte die Leitung des Impfzentrums Messe auf Anfrage von rbb|24 mit. Impfwillige müssen in Berlin gemeldet sein und ihren Ausweis mitbringen.

Fehlende Nachfrage

Corona-Impfzentrum Tempelhof schließt

Im ehemaligen Flughafen Tempelhof werden am Dienstag zum letzten Mal Impfungen gegen Covid-19 verabreicht. Damit schließt das erste der sechs Berliner Impfzentren - drei weitere folgen bis Ende August. Gründe sind fehlende Nachfrage und hohe Kosten.

Zusätzliche Impfungen in vierstelliger Zahl pro Tag

Durch das neue Angebot sind laut einem Sprecher der Gesundheitsverwaltung zusätzliche Impfungen in vierstelliger Zahl pro Tag möglich. Wartezeiten seien nicht auszuschließen. Wer das Risiko nicht eingehen wolle, könne wie bisher einen Termin in einem der fünf Impfzentren buchen, die noch offen sind.

Stadtentwicklungssenator Scheel betonte, dass Impfungen vor schweren Covid-Verläufen und in den meisten Fällen auch vor Corona-Infektionen schützten. Nach den aktuellen Zahlen des Robert-Koch-Institus sind in Berlin 2,18 Millionen Menschen (59,5 Prozent) erstgeimpft, 1,7 Millionen Personen (47,4) sind vollständig durchgeimpft.

Die Impfbereitschaft in Berlin bezeichnete der Linken-Politiker als "hoch". Allerdings werde das Potenzial der vorhandenen Impfstoffe derzeit nicht voll ausgeschöpft. Es sei genug Impfstoff vorhanden, um bis Ende September 90 Prozent aller Über-Zwölfjährige in Berlin zu impfen.

Von den bislang sechs Berliner Impfzentren sollen drei demnächst schließen. In Tempelhof wurde am Dienstag zum letzten Mal geimpft - auch in der Arena und im Velodrom soll bis Ende August Schluss sein. Grund für das Aus der Impfzentren sind die gesunkene Impfnachfrage sowie die vergleichsweise hohen Kosten.

Kreatives Impfen beginnt am Freitag

Unkomplizierte Impfangebote in Berlin und Brandenburg im Überblick

Ein Piks beim Einkauf auf dem Neuköllner Hermannplatz oder vorm Shoppen bei Ikea: Ab Freitag macht Berlin neue Impfangebote - ganz ohne Termin. Brandenburg impft Studierende direkt auf dem Uni-Campus. Ein Überblick.

Spontan-Impfungen auch in Lichtenberg und Neukölln

Spontane Corona-Impfungen sind auch täglich auf dem Ikea-Parkplatz in Lichtenberg und am Freitag am Rathaus Neukölln möglich.

Beim Drive-in an der Landsberger Allee wird dem Bezirksamt zufolge mit Moderna geimpft. Auch ohne Auto können Impfwillige täglich - auch am Wochenende - von 11 bis 21 Uhr vorbeikommen, wie der Bezirk Lichtenberg mitteilte. Ausweis und Impfpass müssen mitgebracht werden, das Angebot richtet sich nur an in Berlin gemeldete Personen.

Anders beim Spontan-Impfen in Neukölln: Wie Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU) am Dienstag auf Twitter mitteilte, können sich Personen unabhängig vom Wohnort am Freitag am Rathaus Neukölln impfen lassen. Notwendig ist demnach aber ein "amtliches Ausweisdokument". Die Impfungen sollen zwischen 10 und 17 Uhr durchgeführt werden.

Angesichts des großen Andrangs am vergangenen Freitag auf dem Hermannplatz hat der Bezirk die Aktion nicht nur örtlich verlegt, sondern auch die Kapazitäten aufgestockt: Nun sollen statt vier bis zu acht Ärzte und Ärztinnen impfen.

Epidemiologe Ulrichs begrüßt spontane Impfangebote

Timo Ulrichs, Epidemiologe an der Berliner Akkon-Hochschule für Humanwissenschaften, begrüßte die niedrigschwelligen Angebote, die nun in der Stadt gemacht werden. Es sei im Wettlauf mit der Delta-Variante wichtig, noch so viele Menschen wie möglich zu erreichen, um eine gute Impfquote vor vierten Welle zu erreichen, die voraussichtlich in den nächsten Wochen kommen könnte, sagte Ulrichs dem rbb.

Allerdings zeigte er sich skeptisch, ob mit den spontanen Impfangeboten eine Herdenimmunität erreicht werden kann. "Mehr als 80 bis 85 Prozent müssten es schon sein, das ist schwer zu erreichen. Das geht eigentlich nur, wenn wir noch die Jüngeren von zwölf bis 17 Jahren mit reinnehmen", so Ulrichs im rbb-Inforadio. Der Epidemiologe empfahl deshalb Impfungen auch für Jugendliche. Das werde in anderen Ländern wie Israel schon praktiziert, weil der Infektionsdruck durch Delta wieder zugenommen habe.

Sendung: Abendschau, 20.07.2021, 19:30 Uhr

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