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Video: rbb|24 | 22.11.2021 | ARD Aktuell, Brandenburg Aktuell, Abendschau | Quelle: dpa/J. Woitas

Corona-Impfstoffe im Vergleich

Was Sie über Biontech und Moderna wissen sollten

Deutlich mehr Menschen in Deutschland wollen sich mit Biontech impfen lassen, als mit einem anderen Vakzin. Dabei legen Studien nahe, dass der Moderna-Impfstoff wirksameren Schutz bieten könnte. Antworten auf einige Fragen. Von Nico Hecht

Welcher Impfstoff bietet den besseren Schutz?

Für Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ist der mRNA-Impfstoff von Biontech-Pfizer der Mercedes und der Impfstoff von Moderna der Rolls Royce unter den weltweit gut 60 Vakzinen gegen das Coronavirus. Der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, Klaus Cichutek, fügte auf derselben Pressekonferenz hinzu, dass beide Stoffe bei vollem Impfschutz einen Wirkungsgrad von über 90 Prozent erreichen.

Verschiedene Untersuchungen zeigen nach jetzigem Stand der Wissenschaft aber an, dass Moderna im Rennen um die Wirksamkeit ein kleines Stück die Nase vorne haben könnte. Dafür hatte das Mayo Clinic-Institut in Rochester in den USA die Impfdaten von Zehntausenden Bewohnern des Bundesstaates Minnesota ausgewertet. In Belgien hat ein Team um die Biologin Deborah Steensels gut 1.600 Krankenhausmitarbeiter untersucht.

Beide Studien zeigen, das Moderna-Geimpfte doppelt so viele Antikörper gegen das Virus ausbilden wie Biontech-Geimpfte. Außerdem nimmt die Zahl der Antikörper der Biontech-Geimpften auch schneller wieder ab.

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Einen Moderna-Vorteil zeigen auch Zahlen zu Impfdurchbrüchen. In der Schweiz hatte das Bundesamt für Gesundheit ermittelt, dass von 100.000 Menschen, die eine Biontech-Impfung erhalten hatten, 101 eine Durchbruchinfektion hatten, in der Moderna-Gruppe waren es nur 41.

Auch in Deutschland war die Impfdurchbruchrate bei Biontech-Geimpften mit 0,05 Prozent etwas größer als bei den Moderna-Geimpften mit 0,03 Prozent. Die Zahlen dazu beruhen auf Berechnungen des Robert-Koch-Instituts.

Einen deutlichen Unterschied beschreiben Studien im Vergleich der Wirksamkeiten gegen die Delta-Virusvariante. Dabei scheint Moderna um einiges mehr Schutz zu bieten. Die Untersuchung in den USA des Mayo-Clinic-Institutes kam zum Ergebnis: Wenn die Deltavariante vorherrscht, schützt das Moderna-Vakzin zu 76 Prozent vor eine Infektion, das von Biontech-Pfizer zu 42 Prozent.

Welcher Impfstoff bietet länger Schutz?

Die Wissenschaftler sind sich im Moment einig darüber, dass die Impfschutzwirkung im Laufe der Zeit nachlässt. Die volle Grundimmunisierung ist etwa zwei Wochen nach der zweiten Spritze ausgebildet. Beide Stoffe schützen dann sogar zu über 90 Prozent vor einer Infektion. Das zeigt eine Auswertung von umfangreichem Datenmaterial aus Schweden. Die Forschergruppe um Peter Nordström an der Universität Umeå hat dazu Untersuchungswerte von gut 840.000 Menschen unter die Lupe genommen.

Ihre Studie zeigt, dass selbst nach zwei bis vier Monaten noch ein Impfschutz von klar über 80 Prozent bei beiden Impfstoffen besteht. Danach aber sinkt das Immunlevel von Moderna oder Biontech-Geimpften deutlich unterschiedlich schnell: Nach einem halben Jahr schützt der Moderna-Impfstoff bis zu 59 Prozent vor einer Infektion mit Krankheitszeichen, der Biontech-Impfstoff zu 47 Prozent.

Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen

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Da bei allen Geimpften das Immunisierungslevel im Laufe der Zeit fällt, raten Experten zu Auffrischungen. Dabei gibt es unterschiedliche Meinungen, welcher Impfstoff dafür der richtige ist. Die Ständige Impfkommission empfiehlt den gleichen Impfstoff, der auch für die Grundimmunisierung genutzt wurde.

Es gibt mittlerweile aber auch Untersuchungen, die zeigen, dass Kreuzimpfungen Vorteile haben. So haben in den USA Wissenschaftler untersucht, wie die Auffrischung mit Moderna wirkt, wenn für die Grundimmunisierung Biontech benutzt wurde und andersrum. Der Biochemiker Rob Swandacher hat die Ergebnisse in einer Tabelle zusammengefasst. Er bezieht sich dabei auf die Daten aus klinischen Studien mit Tausenden Teilnehmern in den USA, die gerade auch zur Veröffentlichung vorbereitet wird.

Die Tabelle zeigt, dass Kreuzimpfungen die Bildung von Antikörpern stärker vervielfacht, als wenn für die dritte Impfung derselbe Stoff wie bei den ersten beiden verwendet würde. Zum Beispiel: Bei jemandem, der zweimal mit Biontech geimpft wurde, erhöht eine Auffrischung mit Moderna den Antikörperanteil im Blut um den Faktor 17,3, bei einer Auffrischung mit Biontech um den Faktor 14,9.

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Die Ständige Impfkommission empfiehlt für die Booster-Impfungen einen der mRNA-Impfstoffe zu verwenden. Auch Menschen, die zuvor mit den Vektor-Vakzinen von Astrazeneca oder Johnson&Johnson geimpft wurden, können laut Stiko zur Auffrischung des Schutzes auch den Wirkstoff von Moderna oder Biontech erhalten.

Eine Einschränkung gibt es für Unter-30-Jährige: Sie sollen laut Stiko nur noch das Vakzin von Biontech erhalten. Das gab die Stiko Ende Oktober bekannt. Die Analyse der gemeldeten Impfdaten hatte gezeigt, dass in dieser Altersklasse bei Moderna-Impfungen häufiger als bei Biontech Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen aufgetreten waren.

Sendung: Abendschau, 24.11.2021, 19:30 Uhr

Beitrag von Nico Hecht

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