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Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 18.07.2022 | Hanno Christ | Quelle: dpa

Brandenburg erarbeitet Hitzeaktionsplan

Wenn die 30-Grad-Tage offiziell geregelt werden

Wenn die Sonne brütet, wird es besonders für ältere oder vorerkrankte Menschen gefährlich. Brandenburg will mit einem sogenannten Hitzeaktionsplan gegensteuern. Doch der kommt frühestens Ende des Jahres. Von Karsten Steinmetz rbb24 spezial: "Heiße Tage in Berlin und Brandenburg" um 20:15 Uhr

Wenn Fritz Reusswig vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung über Hitze sprechen möchte, sucht er sich dafür am liebsten den Platz vor dem Mercure-Hotel in der Potsdamer Innenstadt aus. Er ist für Reusswig ein Parade-Beispiel für eine Betonwüste, für die Versiegelung von Innenstädten.

"Der Platz reflektiert die Hitze, lässt den Regen nicht durch und sorgt dafür, dass es auch nachts hier nicht richtig abkühlt", kritisiert Reusswig. Seiner Ansicht nach müsste der Platz umgestaltet werden – mit mehr Grün und mehr Durchlässigkeit für Wasser, damit alle mit der Hitze künftig halbwegs zurechtkommen.

Berlin und Brandenburg

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Hitzeaktionsplan soll an 30-Grad-Tagen greifen

Seine Ideen kann Reusswig direkt in den Brandenburger Hitzeaktionsplan einbringen. Der Klimafolgenforscher ist Teil des Gremiums, das an der Erstellung arbeitet. Wenn absehbar ist, dass ein besonders heißer Tag bevorsteht und die 30-Grad-Marke überschritten wird, so Reusswig, sollen konkrete Maßnahmen eingeleitet werden.

"Der Ablaufplan in der Kita könnte dann umgestellt werden", erzählt Reusswig. In Pflegeheimen sollen Bewohner dann in besonders kühle Räume umziehen, das Personal in Krankenhäusern müsste darauf achten, Medikamente noch kühler zu lagern als normalerweise. "Das wären Akutmaßnahmen, die wir tagesaktuell ergreifen könnten."

Langfristig sollen unter anderem Pflegeeinrichtungen mit Belüftungssystemen und Thermoverglasungen ausgestattet werden. Im Freien sollen mehr Bäume für Schatten sorgen und weniger Betonwüsten wie vor dem Potsdamer Mercure-Hotel entstehen.

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Empfehlung bereits vor fünf Jahren

Mehr als 100 Menschen sind in Brandenburg im vergangenen Jahr an den Folgen von extremer Hitze gestorben - mehr als doppelt so viele wie im Durchschnitt der Jahre 1986 bis 2020.

Der Hitzeaktionsplan ist deshalb auch für Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) dringend notwendig, wie sie sagt. Für Nonnemacher geht es darum, "Todesfälle und schwere Erkrankungen künftig zu verhindern", sagt sie. Konkret will die Gesundheitsministerin auf den Hitzeaktionsplan noch nicht eingehen. Bisher, betont die Grünen-Politikerin, habe es ja nur "mehrere Experten-Workshops" gegeben.

Der Neubau des Potsdamer Institutes für Klimafolgenforschung (PIK) auf dem Telegrafenberg in Potsdam. | Quelle: dpa/Ralf Hirschberger

Im Laufe dieses Jahres, hofft Nonnemacher, soll der Hitzeaktionsplan fertig sein. Brandenburg wäre damit wahrscheinlich immer noch ganz weit vorne und das erste Flächenland in Deutschland mit so einem planmäßigen Vorgehen gegen Hitzewelllen.

Ein Grund zur Freude ist das für Fritz Reusswig aber nicht. Schon 2017 habe eine Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft empfohlen, einen Hitzeaktionsplan zu erstellen, sagt der Klimafolgenforscher. Das hätte schon in den heißen Sommern 2018 und 2019 helfen können, und eben auch jetzt. "Aber besser spät als nie."

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 18.07.2022, 19:30 Uhr

 

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