Photovoltaik - Berliner Umweltsenatorin prüft Aufweichen der Solarpflicht

Fr 02.06.23 | 15:03 Uhr
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Ein Gebäudetechniker kontrolliert am 06.04.2023 eine Solaranlage in Berlin. (Quelle: Imago Images/Sebastian Rau)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell| 02.06.2023 | Philipp Gerstner | Bild: Imago Images/Sebastian Rau

Wenn es um Neubauten geht, unterstützt die Berliner Umweltsenatorin Manja Schreiner die Pflicht, Solaranlangen auf den Dächern zu installieren. Bei Bestandsbauten hingegen sieht sie das anders. Gegenwind kommt aus der Wirtschaftsverwaltung.

Die Berliner Senatorin für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, Manja Schreiner (CDU), stellt das Solargesetz teilweise in Frage.

Bei Neubauten unterstütze sie die Pflicht, Solaranlangen auf den Dächern zu installieren, sagte Schreiner dem rbb. Sie wolle aber klären, ob bei umfangreichen Dachsanierungen von Bestandsbauten die Installation von Photovoltaik vorgeschrieben sein müsse. Das ist bisher der Fall.

Senatorin: Regelungen für Solardächer noch recht "frisch"

Eigentümer älterer Häuser könnten möglicherweise abgeschreckt werden, Dachsanierungen vorzunehmen, weil sie dann auch Solaranlagen installieren müssen, so die CDU-Politikerin im am Freitag ausgestrahlten Interview mit dem rbb24 Inforadio. "Da muss man sich schon angucken - auch in der Praxis - wo sind da Fehlsteuerungen."

Schreiner betonte, dass die Berliner Regelungen für Solardächer noch recht "frisch" seien. Das Berliner Solargesetz ist seit dem 1. Januar 2023 in Kraft. Das Gesetz war noch von der rot-grün-roten Koalition beschlossen worden. Es sieht vor, dass bei Neubauten mindestens 30 Prozent der Dachfläche für Photovoltaikanlagen genutzt werden muss.

Die Regelung gilt auch für Bestandsbauten. Hier wird die Solardachpflicht ausgelöst, sobald umfangreichere Sanierungsarbeiten am Dach ausgeführt werden. Ausnahmen von der Solarpflicht gibt es unter anderem aus Denkmalschutzgründen, wenn Dachflächen nach Norden ausgerichtet sind oder wenn es im Einzelfall zu besonderen Härten kommen würde.

Umwelt- und Klimaschutzsenatorin Schreiner bekräftigte das Ziel der schwarz-roten Koalition, Berlin schon vor 2045 zur klimaneutralen Stadt zu machen. "Ich bin nicht angetreten, um die Sachen, die die Vorgängerregierung gemacht hat, alle zurückzudrehen", sagte sie.

Wirtschaftsverwaltung lehnt Schreiners Vorschlag ab

Die Wirtschaftsverwaltung reagierte mit Ablehnung auf den Vorschlag. "Wir verfolgen keine solche Absicht", sagte eine Sprecherin am Freitag. Sie betonte zugleich, dass für das Solargesetz die Wirtschafts- und nicht die Umweltverwaltung zuständig sei.

Die Sprecherin erklärte zudem, dass es bereits Ausnahmeregelungen gebe, um gegebenenfalls bestehende Härten abzufedern oder dem Denkmalschutz Rechnung zu tragen. Außerdem gebe es die Förderprogramme "SolarPlus" und "Effiziente Gebäude Plus". "Entsprechende Mittel sind vorhanden", so die Sprecherin.

Ein Dach mit Solaranlagen in Berlin (Quelle: dpa/imageBROKER/Schoening)
| Bild: dpa/imageBROKER

BUND: "Fatales Signal" von Schreiner

Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) hält Überlegungen von Umweltsenatorin zu Solardächern für kontraproduktiv. BUND-Geschäftsführer Tilmann Heuser sprach im rbb von "einem fatalen Signal".

Die Solarquote im Bestand zu erhöhen, sei die zentrale Herausforderung. Jetzt am Gesetz "herumzudoktern" sei falsch, so Heuser. Im Interesse der Energiewende müsse schnell mehr Photovoltaik auf die Häuser gebracht werden. Berlin verfüge über eine Gesamt-Dachfläche, die größer sei als das Gebiet innerhalb des S-Bahn-Rings, sagte der BUND-Geschäftsführer dem rbb.

Zweifel ob Solargesetz Dachsanierungen bremse

Die Umweltsenatorin stelle die Frage falsch herum, wenn sie überlege, bei Dachsanierungen Photovoltaik auszuklammern. Vielmehr müsse der Solarausbau verstärkt werden, so Heuser. Er bezweifelte zudem, dass das Solargesetz als Bremse bei der energetischen Dachsanierung wirke. Eigentümer seien eher durch andere Faktoren, wie die gestiegenen Zinsen, belastet.

Berliner Grüne kritisieren Schreiners Überlegungen

Auch die Berliner Grünen halten Schreiners Überlegungen für kontraproduktiv. "Die Rückschrittskoalition macht den Vorreiter Berlin zum Schlusslicht", kommentierte der klimapolitische Sprecher der Grünen, Stefan Taschner.

Berlin bekomme aus zahlreichen Bundesländern positive Rückmeldungen zum Solargesetz. Zudem habe man in der Hauptstadt positive Erfahrung mit Mieterstromprojekten gesammelt. Stromerzeugung auf dem eigenen Dach sei attraktiv, so Taschner.

Das ausführliche Interview mit Senatorin Manja Schreiner läuft am Freitag im rbb24 Inforadio.

Sendung: rbb24 Inforadio, 02.06.2023, 7:30 Uhr

142 Kommentare

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  1. 142.

    Wenn die Norweger und Schweden ihre Warmepumpe überwiegend als Elektroheizer verwenden, können die das verschmerzen. Die brauchen keine Fußbodenheizung. Selbst der subventionierte Strompreis in Deutschland ist fünfmal teuer. Ausserdem haben die Skandinavier meistens nicht eine reine Wärmepumpe, sondern eine Split-Anlage. Sie heizen im Winter bei Minusgraden im Wohnzimmer mit Holz zu.

  2. 141.

    Die "Berechnungen" wurden hier in einem halben Dutzend Kommentaren schon widerlegt. Sie haben die nur scheinbar übersehen.

  3. 140.

    Habe ich doch schon längst wieder mal gemacht. Bei Youtube werden Sie ausführlicher fündig, wie das Narrativ des Festkörperphysikers, der nie auf Fachtagungen zu sehen gewesen ist, auseinander genommen wird.

  4. 139.

    Damit wie WP nicht einfriert, stellen die Finnen die im Winter in die Sauna. ;-)

  5. 138.

    Nicht soviel Prosa, einfach die Berechnungen des Herrn Ganteför widerlegen. Er war so frei, alles bei youtube zu veröffentlichen.

  6. 137.

    Frage ; Wieso werden nicht Solarpanelen an Industrieobjekten / Lager und Produktionshallen angebracht ??

  7. 136.

    Da sprechen Sie in der Tat einen interessanten Sachverhalt an. Ich beispielsweise grübele, wie es die Skandinavier mit ihren Holzhäuschen schaffen, überall Wärmepumpen einzusetzen. Haben die vielleicht andere Wärmepumpen als die Deutschen? Denn in den Hozhäuschen in Skandinavien gibt es nirgends eine Fußbodenheizung.

  8. 135.

    Mit der Wärmepumpe ist es wie mit dem Tempolimit: Funktioniert überall auf der Welt, nur nicht in Deutschland.

  9. 134.

    Dwr eniritierte Festkörperphysisiker Ganteför dürfte ganz ganz von seinem Narrativ leben, dass der Klimawandel halb so schlimm sei und man dich bitteschön mehr auf fossile Energieträger setzen solle. Fachleute schlagen bei seinen steilen Thesen seit Jahren die Hände über den Kopf zusammen. Wie konnte Ihnen das entgehen?

  10. 133.

    Dwr eniritierte Festkörperphysisiker Ganteför dürfte ganz ganz von seinem Narrativ leben, dass der Klimawandel halb so schlimm sei und man dich bitteschön mehr auf fossile Energieträger setzen solle. Fachleute schlagen bei seinen steilen Thesen seit Jahren die Hände über den Kopf zusammen. Wie konnte Ihnen das entgehen?

  11. 132.

    Wozu wird hier dauernd über Ganteför als glaubhaftem Wissenschaftler diskutiert? Diese Diskussionen gab es - bis zum Shitstorm gegen ihn - schon ausgiebig, und mich interessieren Auseinandersetzungen zwischen Profilneurotikern, wie es Profs leider häufig sind, nur marginal. Habe mir Dutzende Videos angesehen, bis ich die Nase voll hatte. Mal hat er Recht, Mal nicht. So what?

    Aber ich habe mir auch diverse Studienergebnisse reingezogen. Danach kann man auch im ungünstigen Fall real von COP=2 ausgehen, bei unserem Haus (2021, Fußbodenheizung) etwa von mindestens 6. Das reicht mir aus, um nicht von vorn herein auf der WP rumzuhacken und jegliche "Zumutung", so sie denn überhaupt eine ist, ohne Alternativvorschläge von mir zu weisen. (Atomkraft ist keiner.)
    Übrigens, da es hier eigentlich um Klimaschutz geht: Kaum ein Thema ist, dass jeder dazu beitragen kann, indem er, wie im letzten Winter, die Heizung runterdreht. Wo ich auch hinkomme, es sind fast immer >=22 °C. Uns reichen 18.

  12. 131.

    Keine Ahnung warum hier viele auf Ganteför einprügeln, aber man sollte bei aller Kritik beim Output bleiben. Ich glaube, völlig egal wie nun wirklich ermittelt, ist Ganteför auf einen Tradeoff-Hebel von 2 gekommen.
    Das scheint nach allem was die Kritiker hier ins Feld führen, ja auch bei ihren Parametern heraus zu kommen.
    Und nochmal die gesamte Debatte dreht sich um Luftwärmequellen; übrigens auch bei Ganteför.
    Das man mit stabilen Wärmequellen auch schlechtere Altbauten mit Wärmepumpen gerade noch wirtschaftlich die benötigte Wärmeenergie zu führen kann, bestreitet wirklich niemand, bestimmt auch ein Physiker wie Ganteför nicht.
    Die hier kritisierten Studien handeln natürlich von Luftwärmequellen, denn jeder will nun wirklich wissen was die billigste Variante REAL kann.

  13. 130.

    Nicht, wenn wir Kaltwinter bekommen und in schlecht sanierten Häusern dann LWWP einsetzen die bei Frost mit einem COP=1 arbeiten, also „Tauchsieder“ spielen müssen.
    Ein Tauchsieder arbeitetet bei dem Market clearing price erst wirtschaftlich, wenn nur noch erneuerbare Energie verbraucht wird.

  14. 129.

    Wir können uns hier die Köpfe heiß reden, ob Wärmepumpe ja oder nein, es kommt größtenteils aber auf die Beschaffenheit jedes einzelnen Hauses an.
    ZB viele ältere Häuser haben eine hohe Deckenhöhe als die neueren, größere Fenster, Holzfussboden, sind unterkellert und und.
    Es müsste somit bei jedem Haus erstmal die wirtschaftliche Eignung einer Wärmepumpe festgestellt werden, was nützt mir eine Wärmepumpe mein gutes Gewissen, wenn mir dann die Kosten über den Kopf wachsen. ZB bei meinem Kumpel wurde die kWh für seine Wärmepumpe von seinem Anbieter von 19,6 auf 33,2 Cent erhöht. Desweiteren Haus Isolierung auch da ist nicht jedes bauphysikalisch geeignet. Es gab im ZDF mal einen Beitrag da hat ein Baugutachter festgestellt das 6 von 10 Häusern nicht fachgerecht isoliert waren und somit Schäden im und am Haus erstehen können.
    Viele alte Häuser wurden damals mit einer Luftschicht gemauert was zur damaligen Zeit wie eine Isolierung gewirkt hat und auch heute noch wie bei meinem Haus.

  15. 128.

    160 g/MWh für Erdgas behauptet Ganteför. Es sind allerdings 200-270 g CO2/MWh Wärme aus Erdgas.

  16. 127.

    Verstanden, die enormen Kosten kann man ja den Sozialrentnern in Ihren alten Häuschen dagegen schamlos aufbringen lassen. Nur macht da keine Bank mehr einen Kedit auf.

  17. 126.

    Wenn ich Ihren Kommentar lese scheinen Sie nichts über die Scherkräfte zu wissen, die ein Dach ausübt. Und dann noch den Wurmfraß…

  18. 125.

    Und genau da liegt der Hase im Pfeffer: die statische Reserve. Wenn man die nutzt, so wie Sie es vorschlagen wissen Sie was dann erlischt? Ganz genau die Gebäudeversicherung!

  19. 124.

    "Das Flächenproblem alter Heizkörper lässt sich relativ einfach mit kleinen Heizkörperlüftern lösen. " Ich weiß garnicht warum die alle teure Fußbodenheizungen einbauen sollen. Melden Sie Ihren Vorschlag als Patent an. Nee, mal im Ernst. Die CO2-Emission einer Gasheizung beträgt 0,16 kg pro kwh. Eine Wärmepumpe mit einem üblichen Wirkungsgrad von COP = 3 (COP = Coefficient of performance) macht aus 1 kWh Strom 3 kWh Wärme. Um eine Erdgasheizung mit einer Wärmepumpe zu vergleichen, muss man also den CO2-Fußabdruck einer kWh Strom durch 3 teilen. Das sind 0,172 kg/kWh. Bei tiefen Temperaturen im Winter kann die Wärmepumpe auch auf einen COP von 2,5 sinken. Dann ist die Bilanz noch schlechter. Bei COP 3 stößt die Wärmepumpe mehr CO2 aus als eine Erdgasheizung und bei COP 2,5 sogar fast so viel wie eine Ölheizung.

  20. 123.

    Was sie schreiben ist alles völlig korrekt (Oberflächenvergrößerung durch größere Konvexion per Lüfter, Eis- und Frosttage) und ich würde ihnen bei Grundwasser- oder Sohlewärmequellen für schlecht sanierte Gebäude auch sofort Recht geben. Allerdings ist im Winter aufgrund des Winkels und Abstands die Strahlungsleistung der Sonne geringer und der Wärmeanteil am Frosttag kürzer, meist nur ein paar Stunden um die Mittagszeit.
    Ich bin nur skeptisch bei Außenluftwärmequellen. Aber das sind die billigsten (lautesten, Infraschall) Typen und werden daher zukünftig überwiegend nachgerüstet werden.
    Ich weiß, dass viele, die es sich leisten konnten und wollten, daher die etwas teureren Hybridheizungen Gas+Luft-Wasser-Wärmepumpen verbaut haben und damit zumindest in den Kaltwintern und bezüglich Preisentwicklung der Energieträger sehr gut gefahren sind. Gas übernimmt unter -3, zwischen -3 und 5 Hybrid und über 5 Grad die Wärmepumpe, allerdings in gut gedämmten Gebäuden.

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