Zugang zu Büro verboten - Lichtenberger Baustadtrat Hönicke vom Dienst freigestellt

Di 17.10.23 | 19:28 Uhr
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Kevin Hönicke (SPD), Stadtrat für Bauen und Stadtentwicklung in Lichtenberg, aufgenommen im Juli 2023 (Quelle: rbb/Oliver Noffke)
Video: rbb24 Abendschau | 17.10.2023 | Material: Arndt Breitfeld | Bild: rbb/Oliver Noffke

Der Berliner Bezirk Lichtenberg hat seinen Baustadtrat, Kevin Hönicke, vom Dienst freigestellt. Man habe ihm die Zugänge zu Diensträumen und Equipment entzogen, heißt es. Der zuständige Bezirksbürgermeister schweigt zu den Gründen.

Der Baustadtrat im Berliner Bezirk Lichtenberg, Kevin Hönicke (SPD), ist mit sofortiger Wirkung vom Dienst freigestellt worden. Bezirksbürgermeister Martin Schaefer (CDU) habe ihn am Montagmittag darüber informiert, bestätigte Hönicke dem rbb. Gründe habe man ihm nicht mitgeteilt. Zunächst hatte der "Tagesspiegel" [tagesspiegel.de] berichtet.

Bezirksbürgermeister Martin Schaefer (CDU) teilte dazu am Dienstagabend mit, er habe Hönicke vorübergehend von seiner Dienstpflicht freigestellt. "Um Schaden vom Bezirk abzuwenden, musste ich so handeln. Dies tat ich nach Absprache und in voller Übereinstimmung mit Rechtsamt und Personalservice unseres Bezirks."

Diese Entscheidung sei notwendig, so schwer sie ihm auch gefallen sei. "Zur Wahrung der Persönlichkeitsrechte von Herrn Hönicke und um weiteren Schaden zu vermeiden, kann ich mich zu den inhaltlichen Gründen öffentlich nicht äußern."

Keinen Zutritt zum Rathaus mehr

Er wisse, dass dies Fragen aufwerfe und bedaure, dass ein solcher Schritt notwendig geworden sei, so Schaefer. "Wäre ich persönlich von so einer drastischen Maßnahme betroffen, wäre ich froh, wenn meine Rechte geschützt blieben - auch dann, wenn das Interesse der Öffentlichkeit so groß ist wie heute." Alle weiteren Schritte würden die zuständigen Behörden ergreifen.

Schaefer habe ihm am Montag in Anwesenheit des Rechtsamtsleiters ein entsprechendes Schreiben vorgelesen und danach überreicht, sagte Hönicke. Das Schreiben liegt dem rbb vor. Gründe für die Freistellung werden in dem Schreiben nicht genannt.

Es geht jedoch daraus hervor, dass Hönicke "mit sofortiger Wirkung" von der Dienstpflicht befreit sei. Er dürfe derzeit keine Diensträume betreten und habe keinen Zugriff auf dienstliche Daten. Darüber hinaus wurde der Bezirksstadtrat aufgefordert, unmittelbar alle Schlüssel sowie sein Diensthandy und weitere mobile Geräte abzugeben.

Laut Staatsanwaltschaft kein offenes Ermittlungsverfahren

Dies deutet auf staatsanwaltliche Ermittlungen hin, die Staatsanwaltschaft habe dies ihm gegenüber aber nicht bestätigt, sagte Hönicke bereits am späten Montagabend. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft teilte auf Anfrage der Nachrichtenagentur DPA mit, dass ihm kein "passendes Verfahren" gegen Hönicke bekannt sei.

Der Stadtrat sagte, er habe "nicht mal eine Vermutung", mit welcher Begründung er freigestellt wurde, und bezeichnete das Vorgehen als "Willkür".

Die Pressestelle des Bezirksamtes nannte ebenfalls keine weiteren Details. "Die Arbeit des Bezirksamtes wird dadurch nicht beeinträchtigt und die Amtsgeschäfte in Vertretung fortgeführt", hieß es.

Die SPD Lichtenberg kritisiert das "verantwortungslose Vorgehen" eigenen Angaben zufolge "scharf". "Wir erwarten, dass der Bezirksbürgermeister sich nicht länger wegduckt, sondern öffentlich erklärt, was die Gründe für seine Entscheidung sind", teilte der Kreisverband mit.

Der SPD Lichtenberg sei nicht bekannt, dass Hönicke sich falsch verhalten habe, hieß es vom Kreisverband weiter. Eine fehlende Begründung für die Freistellung führe in der Öffentlichkeit zu "breiten Spekulationen und Vorverurteilungen". Der Vorfall stelle einen einmaligen Vorgang in der Berliner Kommunalpolitik dar. Die SPD sieht nach eigenen Angaben die Handlungsfähigkeit der Behörde durch den "Alleingang" des Bezirksbürgermeisters gefährdet und lehnt eine Umgestaltung des Bezirksamts ohne Klärung des Sachverhalts ab.

Der 39-jährige Hönicke ist seit 2020 Stadtrat in Lichtenberg und neben dem Baubereich auch für Arbeit und Soziales verantwortlich. Vor seiner Ernennung zum Stadtrat gehörte der Physiklehrer neun Jahre der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg an. SPD-Mitglied ist er seit 2008.

Sendung: rbb24 Inforadio, 17.10.2023, 07:00 Uhr

46 Kommentare

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  1. 46.

    Und in dem Schreiben sind keine Gründe aufgeführt? Bitte nachbohren, lieber rbb. Transparenz geht vor.

  2. 45.

    Bert:
    "Irgendwie ist das ein unwürdiges Verfahren. Kein konkreter Anfangsverdacht."

    Aber das wissen Sie doch nicht! Sie kennen doch den Grund nicht! Was sollen dann diese haltlosen Mutmaßungen?!?

  3. 44.

    Ein Stadtrat ist ein politischer Wahlbeamter. Einfach so entlassen geht nicht. Entweder da ist etwas vorgefallen, oder der Bezirksbürgermeister hat ein Problem ...

  4. 43.

    Mag sein. Ich kann mir aber besten Willen nicht vorstellen, dass Schaefer nicht etwas "in petto" hat, was jetzt noch nicht für die Öffentlichkeit bestimmt ist. Wäre da nur eine Spur von anschwärzen, was sich später nicht beweisen lässt, das wäre politischer Selbstmord für Schaefer selbst.

  5. 42.

    Irgendwie ist das ein unwürdiges Verfahren. Kein konkreter Anfangsverdacht. Man wird einfach ausgesperrt. Das kommt einer Verdachtskündigung gleich. Als Chef ist man unten durch, egal, ob man Dreck am Stecken hat oder nicht, denn etwas bleibt immer hängen. Und das gilt für jeden, egal, in welcher Partei er ist.

  6. 40.

    Ich bin auf die Begründungen für den generellen Ausschluss und die weiteren Berichte gespannt. Jedenfalls muss ein großer Brocken dahinterstecken, wenn ein Baustadtrat von jetzt auf gleich mit allen Konsequenzen aus dem Amt entfernt wird.
    Fakt ist: In seiner Eigenschaft/Tätigkeit als Baustadtrat hat Hr. Hönicke sich in keinster Weise mit Ruhm bekleckert, ganz im Gegenteil. Vielleicht war nun endlich das Maß voll und der Bezirksbürgermeister hat tabula rasa gemacht. Sollte ein gutes Zeichen sein...

  7. 39.

    Gab es Angebote für andere Unterkünfte für die Bewohner des Trailerparks? Haben die Bewohner die Angebote abgelehnt? Wie sieht es im Trailerpark aus, z.B. sanitäre Anlagen, Beheizbarkeit ohne fremden Strom anzuzapfen, Müllentsorgung, Sicherheit?
    Wenn die Trailer durch einen technischen Defekt oder Brandstiftung Feuer fangen und Menschen Leben oder Gesundheit verlieren, ist das Geschrei groß und raten Sie mal, wem in so einem Fall die Schuld in die Schuhe geschoben wird.
    Auch die Bewohner des Trailerparks haben sich an Vorschriften zu halten, davor schützt auch Armut nicht.

  8. 38.

    Hönicke soll die Abschaltung Trailerpark Karlshorst seit Wochen mit Stromnetz Berlin GmbH und Bonava Deutschland GmbH abgestimmt haben, Bonavas Wohnungen sind bezugsfertig...muss nur noch der Trailerpark weichen. Bezirksamt lässt die Menschen ohne Notversorgung einfach im Regen stehen. Es hätte gereicht, wenn er vor 3 Jahren gegangen wäre, keiner braucht so einen Stadtrat.

  9. 37.

    Ob das jetzt SPD-spezifisch ist, lasse ich mal als sehr sehr vage Vermutung dahingestellt. Hönicke ist berühmt-berüchtigt. Aber gleich alle, die studieren, lehren, in der Politik arbeiten oder in der Verwaltung über einen Kamm zu schweren, das ist bloßes Geschwätz.

  10. 36.

    Na vielleicht könnte der rbb den „Spekulationen“ hier mal ein Ende bereiten und journalistisch tätig werden!

  11. 35.

    Jemand der GLAUBT zu entwickeln. Hört sich am Kaffeetisch besser an. Bei denen die ahnungslos sind.

  12. 33.

    Alles nur Spekulation natürlich. Ich denke es ist eher seine Gutsherrenart wie er sein Amt ausgeführt hat. Kann man gut an den rbb Beiträgen erkennen. Und ganz Berlin hat den Kopf geschüttelt als er im Krieg verbrannte Unterlagen eingefordert hat um beweisen zu können dass ein Wohnhaus ein Wohnhaus ist. Er war ständig in den Nachrichten mit dem Bild des arroganten Beamten dem keiner was kann. Das schadet dem Ansehen des Bezirks.

  13. 32.

    Es gibt sie noch, die guten Nachrichten! Ich hoffe sehr, dass die Menschen im Trailerpark, in der Obdachlosen-WG u in der Wartenburg nun doch bleiben dürfen!

  14. 31.

    Hönicke hat schon seit Jahren lediglich Stimmungen gegen andere gemacht, vermeintliche politische Gegner herabgesetzt und gedemütigt, keine Gelegenheit ausgelassen, um sich selbst zu belobigen: stattdessen hat er niemals wirklich handlungsbezogen ausgeführt. Er ließ andere die Arbeit machen und kassierte dafür die Lorbeeren.
    Sein Stil war es auch, über alles und jedes zu schimpfen - und Forderungen aufzustellen. Seine Äußerungen, polemisch und aufhetzend. Häufig waren seine Worte bei genauer Betrachtung "nichts-sagend" - ihm waren nicht die Worte wichtig, sondern nur, dass er überhaupt spricht. All dies war selbstgefällig und zeigte einen angeschlagenen Narzissmus.

  15. 30.

    Typisches SPD Funktionärs Profil!
    Sudent / Lehrer/ Abgeordneter
    Karriere ohne Risiko mit Halteseil und doppelten Boden und Lebenslanger Versorgung auf Kosten der Steuerzahler.
    Das muss sofort geändert werden

  16. 29.

    Da gibt es wohl jemanden weiter oben, dem der Baustadtrat auf die Füße getreten ist oder er hat wirklich was verbrochen. Sonst wäre das definitiv so nicht durchsetzbar bzw. würde eine Bezirksbürgermeister mit dem Personalchef nicht unterschreiben. Bin mal gespannt was da als Begründung in den nächsten Tagen geliefert wird aus dem Bezirk.

  17. 27.

    @ Teresa, 'wie kann das denn sein?' ; 'was ist denn los in unserer Stadt? '. So etwas funktioniert wie in jeder anderen Stadt und wie in jeder Branche auch wenn ich jemanden für ungeeignet für seinen Job halte. Ihm bleibt der Weg über die Gerichte. Normaler Werdegang.

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