Gastbeitrag von Sookee - "Ost schon - deutsch nicht"

Sa 03.10.20 | 08:27 Uhr
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Sookee (Quelle: Katja Ruge)
Bild: Katja Ruge

Was heißt es überhaupt, ostdeutsch zu sein? Die Musikerin Sookee hat sich für das Projekt "Wir Ostdeutsche" diese Frage 30 Jahre nach der Wiedervereinigung gestellt - und erklärt, warum sie über das Scheitern der DDR latent traurig ist. Ein Gastbeitrag von Sookee

Wie berechtigt ist es, im Jahr 30 der Deutschen Einheit noch über die "Ostdeutschen" oder die "Westdeutschen" zu sprechen?

Im Rahmen des rbb/MDR-Projektes "Wir Ostdeutsche" wurden meinungsstarke ostdeutsche Persönlichkeiten darum gebeten, ihre ganz eigene Erfahrung mit dem "Ostdeutschsein" aufzuschreiben - und einen Blick auf 30 Jahre Wiedervereinigung und in die Zukunft zu werfen.

Wir veröffentlichen hier einen Gastbeitrag der Musikerin Sookee. Die Beiträge der Autorin und ex-Leistungssportlerin Ines Geipel und des Gründers Sven Gábor Jánszky ist bereits online.

Ich komme aus einer Familie sogenannter Dissident*innen. Meine Eltern haben unter dem Dach der Kirche in der DDR versucht, sich geistige und politische Freiräume zu ermöglichen. Der Staat antwortete darauf mit Berufsverbot, Repression, Knast. Sie waren nicht weitläufig organisiert, waren keine namhaften Protagonist*innen der Widerstands-Szene. Aber sie haben Freiheitsentzug für ihre Ideale in Kauf genommen. Daraus resultierend bestand die reale Gefahr, dass meine Schwester und ich in ein Heim hätten kommen können.

1986 wurde dann endlich ein Ausreiseantrag bewilligt und es gab ein Zeitfenster, innerhalb von 24 Stunden das Land zu verlassen. Wäre uns das nicht geglückt, hätte wieder eine Inhaftierung gedroht, denn vor der Ausreise wurde meinen Eltern die Staatsangehörigkeit entzogen. Sie wären auf realsozialistischem Boden staatenlos gewesen. Die Konsequenz daraus: Inhaftierung.

Gesunder Mangel an Obrigkeitshörigkeit

Aber meine Eltern haben es geschafft. Die ersten Monate nach der Übersiedlung verbrachten wir in einem Notaufnahmelager in West-Berlin. Ich, damals zweijährig, durchlebte meine ersten Kindheitserinnerungen, während meine Eltern gegenüber den Alliierten-Behörden glaubhaft vermitteln mussten, dass sie keine Spionagetätigkeit beabsichtigten.

Als Schülerin waren Gauck und Mielke vertraute Namen, während Gleichaltrige eher wussten wer die Kelly Family und Michael Jackson waren. Ich lachte über Wortverdreher wie "Stasel-Spitzi" und Zuschreibungen wie "Besserwessi". Bis heute vergeht keine Begegnung mit meinem inzwischen 71-jährigen Vater, ohne dass die SED-Diktatur thematisiert wird.

Auch meine Mutter hat sich einen gesunden Mangel an Obrigkeitshörigkeit behalten, der sie als 14-Jährige dazu brachte, aus der FDJ auszutreten und drei Jahre später die Biermann-Resolution zu unterschreiben. Bis heute fühlt sie den satten, durchindividualisierten Westen, den sie kennenlernte, als sich der Kapitalismus jenseits der Mauer um sie herum auftürmte.

Enttäuschung über die autoritäre Form des Realsozialismus

Faktisch bin ich mit bundesdeutschen Annehmlichkeiten groß geworden. Der Verlauf meiner Berufsbiographie war – im Gegensatz zu denen meiner Eltern – losgelöst von meiner Einstellung gegenüber dem Staat und seinen Organen. Kein Staatsbürgerkundunterricht an der polytechnischen Oberschule, stattdessen Handarbeit, Werken und Eurythmie an der Waldorfschule. Kein Pionierhalstuch, aber Baggy Pants. Humana und H&M statt Intershop. Redefreiheit, Pressefreiheit, Reisefreiheit. Aber Teile der Erfahrungen meiner Eltern leben in mir weiter. Zwar nicht das Misstrauen gegenüber meinen Nächsten als Konsequenz aus der Überwachung durch die Staatssicherheit und der Schmerz des Verrats durch Kolleg*innen und Familienangehörige. Aber die Enttäuschung über die autoritäre Form des Realsozialismus im trotzallem immer noch sozialistischen Herz wiegt schwer.

Es ist nicht leicht das verständlich zu machen, aber ich bin latent traurig darüber, dass die DDR es so dermaßen verkackt hat. Die große Idee von der Gleichheit der Menschen, von Emanzipation, Freiheit und Solidarität, die Herauslösung aus Armut und Unterdrückung, die Überwindung des Kapitalismus so grundlegend zu verraten - das muss eine Gesellschaft erst einmal schaffen. Ein weiteres Beispiel dafür zu werden, dass Aufrichtigkeit und gerechte Verteilung als funktionierende Prinzipien dem Menschen nicht möglich ist. Dass einige sich - große Reden schwingend - an den anderen bereichern. Dass sie lügen, diffamieren und autoritär ausgrenzen, töten sogar. Und das alles unmittelbar nach der Erfahrung des Holocaust.

Rassismus-Problem im Osten zur eigenen Imagepflege

Als antifaschistischen Staat hat sich die DDR verstanden und war nicht viel besser in den Prozessen der Entnazifizierung als die BRD. Zwar gehörte die Völkerfreundschaft zum zu verinnerlichenden Repertoire des gesellschaftlichen Selbstverständnisses, aber die rassenideologisch argumentierte Fremdenfeindlichkeit hatte vier Jahrzehnte Zeit, zu einem Rassismus zu werden, der Bürger*innen ostdeutscher Städte und Gemeinden, die schon lange keine Fremden mehr waren, mit Vernichtungsphantasien zu überziehen, als hätten 16 Millionen Menschen nicht die Hand zum Gruß an die Stirn geführt. Und so wie die BRD drauf war, hat sie das Rassismus-Problem im Osten auch eher zur eigenen Imagepflege instrumentalisiert. Der dumme Ossi. Früher war er Bauer, im VEB und im Kopf, heute ist er arbeitslos und Nazi. Haha.

Natürlich hat das wiedervereinigte Deutschland von Bonn aus nichts dagegen getan außer christlich anmutend eine Lichterkette zu bilden. Für eine tatsächliche Bekämpfung dieser Situation hätte sich der Westen ja mit seinem eigenen Nationalismus auseinandersetzen müssen. Insofern ist der 3. Oktober auch für mich kein Grund zum Feiern. Die deutsche Einheit ist vor dem Hintergrund von Rostock-Lichtenhagen über NSU bis Hanau für mich eher ein Schreckensszenario, kein Ort, an dem ich gelebte Demokratie lieben lernte.

Die wahre Sozialist*innen in der DDR

Womit ich mich also heute identifiziere, wenn ich von "ost schon - deutsch nicht" spreche, dann ist das das Potenzial des Sozialismus. Die Solidarität, der Zusammenhalt, das Kollektive, der Erfindungsreichtum, die Kreativität, die Gewitztheit, die Nachhaltigkeit, die Freiheits- und Menschenliebe. Also all diejenigen Qualitäten, die wahre Sozialist*innen in der DDR trotz der DDR zu kultivieren suchten. Aber ganz sicher nicht das Heimatministerium, von dem aus Abschiebungen angewiesen werden, der Verfassungsschutz, der Unterlagen zur Aufkärung an den Morden an zehn Menschen schreddert, die Warenförmigkeit des Lebens in der Leistungsgesellschaft, die Millionen von Menschen zugunsten von Profiten in den Burnout treibt, während das Renteneintrittsalter immer weiter steigt – also das Deutschland, das sich heute als Spitze der demokratischen Zivilität inszeniert.

Der Gastbeitrag von Sookee entstand im Rahmen des rbb/MDR-Projektes "Wir Ostdeutsche". Kommentare und Diskussionsbeiträge, die sich direkt an die Gast-Autorin richten, können Sie senden an dokuzeit@rbb-online.de.

55 Kommentare

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  1. 55.

    Sie erläutern lediglich warum Sie glauben, dass der Sozialismus (verargumentiert durch Ihr spezifisches Menschenbild) eine nicht real umsetzbare Utopie ist. Ein bisschen Erkenntnistheorie darf es gern sein;) Grundsätzlich teile ich Ihren Pessimismus in Bezug auf den Menschen, aber ich sehe auch die enorme gesellschaftliche Entwicklung seit Jahrhunderten. Kommunarden als vergleichbare Sozialismusform (Staatsform.. ) zu begreifen, halte ich argumentativ für Quatsch. Und auch das Argument "ohne höher & weiter usw. kein Anreiz für Entwicklung" ist etwas unterkomplex, insbesondere wenn daraus sofort geschlossen wird, dass er (der Sozialismus) zwangsläufig in "einer Diktatur münden muss". Das scheint mir etwas arg einfach gedacht und blendet zB positive Erfahrungen mit demokratisch organisierten Kollektiven aus, auch entsprechende Genossenschaften könnten als Beispiel heranzitiert werden. Aber das ist eine detailreiche Diskussion, die man nicht über Kommentare führen kann. In jedem Fall erschließt sich mir nicht, warum der Mensch (insb. vor dem Hintergrund der Klimaentwicklung) nicht erneut einen erheblichen Wandel vollziehen könnte. Zumal die Konzepte ja vermischt und weiterentwickelt werden können... Die Frage ist schlicht: Wie wollen wir leben?

  2. 54.

    Sie widersprechen sich selbst "die Reparationen an die SU waren unzweifelhaft eine Tatsache für einen schwierigeren Neuanfang im sowjetisch besetzten Teil Deutschlands nach dem Krieg, ...... Umweltschutz muss man sich nämlich erst mal leisten können."

    Auf diesen Punkt gingen Sie gar nicht ein "Schön wenn man von ein paar Umweltproblem auf ein ganzes Land schließen kann."

  3. 53.

    Sie verwechseln Kommunismus mit Sozialismus. "Das Grundproblem des Sozialismus ist und bleibt, dass er ausschließlich mit 100% Idealismus funktioniert, den die Menschen aber nicht dauerhaft so leben wollen. Es mangelt schlicht an materiellen Anreizen für eine Weiterentwicklung."

  4. 52.

    Moin Steffen,
    Diese Aussage ist absurd und falsch , ich weiß nicht, woher Sie dieses Wissen nehmen. Das wäre mal sehr interessant.
    Alle haben auf Kosten der Umwelt gewirtschaftet und tun es auch heute noch!

    Das sollte mal objektiviert werden.

    Mfg

  5. 51.

    Keineswegs leite ich nur aus dem Scheitern der DDR ein Versagen des Sozialismus ab. Ich habe bereits mehrfach erläutert, warum diese Form an der realen Gesellschaft scheitern muss. Selbst die Kommunen der 68er, die dem Sozialismusexperiment unter besten Bedingungen ja schon sehr nahe kamen, sind allesamt gescheitert. Das Grundproblem des Sozialismus ist und bleibt, dass er ausschließlich mit 100% Idealismus funktioniert, den die Menschen aber nicht dauerhaft so leben wollen. Es mangelt schlicht an materiellen Anreizen für eine Weiterentwicklung. Also mündet das Ganze zwangsläufig in eine Diktatur. Ist leider so. Ich finde die Idee selbst sogar hochinteressant, bin aber realistisch genug, sie als reine Utopie zu erkennen. Bislang haben wir nichts besseres als die Marktwirtschaft, die wir ohne Frage weiter verbessern können und müssen. Sozialismus ist jedenfalls nicht die Lösung.

  6. 50.

    Sorry, aber die Reparationen an die SU waren unzweifelhaft eine Tatsache für einen schwierigeren Neuanfang im sowjetisch besetzten Teil Deutschlands nach dem Krieg, jedoch nicht die Ursache für die miese wirtschaftliche Lage und das damit fehlende Geld für Umweltschutz. Umweltschutz muss man sich nämlich erst mal leisten können. Dazu war die DDR spätestens Ende der 70er, Anfang der 80er gar nicht mehr in der Lage. Man hat kontinuierlich so weiterproduziert, wie es die Nazis hinterlassen hatten, auf die Umwelt wurde zu keinem Zeitpunkt die geringste Rücksicht genommen. Vielmehr wurde dieses Thema von der Partei mit aller Macht unter den Teppich gekehrt und jeder, der darauf aufmerksam machen wollte, staatlich drangsaliert. Es gab also nicht mal den Willen zum Umwelt- oder Gesundheitsschutz. Dagegen war das Ruhrgebiet zu dieser Zeit ein Luftkurort.

  7. 49.

    Schön wenn man von ein paar Umweltproblem auf ein ganzes Land schließen kann. Hätte der Westen seine Reparationen gezahlt wäre sicher auch Geld für ganz viel Umwelttechnik vorhanden gewesen.

  8. 48.

    Die Glaskugeldiskussion bezog sich allerdings auf die zukünftige Umweltpolitik einer ggf reformierten DDR. Darauf dass sich die BRD zeitgleich auch nicht mit Ruhm bekleckert hat, gehen Sie offenbar lieber nicht ein? Und seit 1990 wie sieht da die traurige Bilanz aus? Da Sie den gescheiterten sog. "realen Sozialismus" der SED wiederholt in den Raum stellen und daran ableiten, dass Sozialismus (welche konkrete Theorie Sie dazu auch immer im Auge haben; die Erfahrung zeigt, dass hier etliche Definitionen kursieren) weder gewollt noch tauglich wäre - Frage: Was wäre denn tauglich? Die Marktwirtschaft, insbesondere in der globalisierten Extremform, zeigt Ihre Schwächen und verheerende Folgen ja mehr als deutlich. Der erstarkende auch ökonomische Nationalismus wird uns wohl nicht friedlich durch das Jahrhundert leiten. Die Frage nach stabilen, weil sozial gerechten, Konzepten ist also der logische Schluss...

  9. 47.

    Ein kurzer unvoreingenommene Blick auf die Umwelt der neuen Bundesländer beim Ende der DDR hätte Ihnen Ihre Frage hinlänglich beantwortet, ganz ohne Glaskugel.
    Dass die Russen der Revolution nicht im Wege gestanden haben, war tatsächlich eine glückliche Fügung. Sie haben aber die Bürger der DDR ganz bestimmt nicht zum Umbruch gezwungen. Der Impuls kam aus der Gesellschaft selbst heraus und auf weiteren Sozialismus hatten die Bürger mal überhaupt keinen Bock mehr, trotz aller Bemühungen der SED/PDS.

  10. 46.

    Lieber Steffen,
    mir ist sogar noch mehr bekannt - zum Beispiel die politischen Zusammenhänge damals, die diese sog. "friedliche Revolution" überhaupt erst möglich gemacht haben. Ohne den Zerfall der UdSSR (inkl. der politischen Interessen an der DDR), Gorbatschows Ausverkauf und die bereits fortgeschrittene innere Aushöhlung der DDR, hätte eine Wende dieserart wohl nicht stattgefunden. Soviel zur Geschichte - mir liegt mehr an der Zukunft und ehrlich gesagt, da werden Sie bei einigen Punkten ein bisschen albern in Ihrer Argumentation bzw Behauptung. Von welchen umfassenden Umweltschutzmassnahmen reden Sie bitte? Ich denke nicht dass wir uns in Deutschland hierzu zufrieden auf die Schulter klopfen können, die aktuelle Klimaentwicklung macht die Ineffektivität von 30 Jahren unbequem sichtbar. Ob und wie eine fortgeführte ggf reformierte DDR hier agiert hätte, ist eine sinnfreie Glaskugeldiskussion. Die Sehnsucht nach einer besseren, weil sozial gerechteren, Natur und Mensch respektierenden Zukunft und die daran anschließende Überlegung, ob der Kapitalismus hierfür die Basis sein kann, hat nichts mit Verklärung zu tun. Wie Sie selbst schreiben, wenn auch seltsam argumentieren, es gab Konzepte in der DDR, die erhaltenswert gewesen wären. Und auch in der "Sozialen Marktwirtschaft", die seit 1990 kontinuierlich und neoliberal beklatscht zurück gebaut wird (zB Hartz4 und der Billiglohnsektor), hätte es Erhaltenswertes gegeben... es ist amüsant bezeichnend, dass Sie nur von Marktwirtschaft sprechen und ausgerechnet die Sozialleistungen unter H4 loben.

  11. 45.

    Eigentlich offenbaren Sie sich als denjenigen, der den Sozialismus nicht wirklich verstanden hat. Ich muss zugeben, dass diese Gesellschaftsform in der Theorie höchst interessant ist und eine bessere Gesellschaft verheißt. In der Realität blendet es aber nun mal das Wesen des Menschen aus. Der ist aber der Grund, warum Sozialismus einfach in der Praxis nicht funktioniert, es sei denn,der wird in Form einer Diktatur durchgedrückt. Diktaturen funktionieren aber auch nur auf Zeit, weil der Aufwand für Überwachung und Gleichschaltung beständig steigt, während die Wirtschaftsleistung mangels Anreizen beständig sinkt. Sozialismus baut einzig und allein auf Idealismus auf und der ist nun mal endlich. Die Marktwirtschaft kann im Gegenteil mit materieller Belohnung locken, was im Sozialismus aufgrund der Gleichsetzung aller Bürger schlicht unmöglich ist. Deswegen siegt am Ende doch wieder der böse Kapitalismus.

  12. 44.

    In Ihrem Beitrag belegen Sie selbst, dass Sie nichts von Sozialismus verstehen. Ganz sicher kann Sozialismus nicht zum Ziel haben, alte Eliten durch neue zu ersetzen, Klientelpolitik für letztere zu betreiben und alle anderen zu unterdrücken. Dass an Ihnen vorbeigegangen ist, dass es keinen einzigen kommunistischen oder sozialistischen Staat gab oder gibt, sollten Sie vielleicht eher einmal reflektieren, als Anderen Vorträge zu halten.

    Ferner verbreiten Sie das Narrativ des Neoliberalismus von Leistungsgerechtigkeit. Diese kann es aber nur unter auch gleichen Bedingungen geben. Sie selbst redeten von Menschen, die allesamt einzigartig, ungleich sind. Ungleichheit meint aber nicht Ungleichwertigkeit, so wie Sie es insinuieren. Der Staat hat, verfassungsgemäß, dafür zu sorgen, dass soziale Ungerechtigkeit bekämpft wird, also jene ungleichen Lebensumstände, die vielen zum Nachteil für Bildung und Arbeit sowie Wohnung gereichen. Sie pauschalisieren und Sie entsolidarisieren sich.

  13. 43.

    Ihnen ist aber schon bekannt, dass es die Menschen waren, die dieses System unendlich satt hatten und dass das Ausmaß der Umweltzerstörung dermaßen groß war, das es schlimmer nicht mehr ging? In der Marktwirtschaft ist ohne Frage auch nicht alles ideal, aber keine der umfassenden Maßnahmen im Umwelt- und Klimaschutz hätte es im Sozialismus je gegeben. Der Lebensstandard ist sogar bei Sozialleistungsempfängern in Wahrheit gestiegen. Der Fehler nach der Wiedervereinigung bestand tatsächlich darin, die durchaus guten Dinge erst mal komplett beiseite zu wischen, statt sie in die Marktwirtschaft zu integrieren. Es ist folglich die Sehnsucht danach, die heute den Blick zurück verklärt. Das ist menschlich, aber eben nicht korrekt.

  14. 42.

    Das Ringen um die Deutung der DDR ist zum Jahrestag immer wieder zu beobachten. Häufig wird heftig gestritten, auch die Kommentare hier zeigen das erneut. Es wird kritisiert, angeklagt, verteidigt und manchmal - immerhin - auch differenziert. Selbstverständlich gibt es unterschiedliche Perspektiven ganz unterschiedlicher Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen auf diesen Staat, ebenso gibt es diese auf die BRD, auf Amerika usw. Insofern freue ich mich über diesen Artikel und diese Perspektive - ohne sie gleich in der Deutung "korrigieren" zu müssen. Verklärung kann ich hier im übrigen auch nicht erkennen, stattdessen eine leise Sehnsucht nach einem System, dass mehr soziale Gerechtigkeit bietet und nicht mit großen Schritten Mensch und Natur zerstört. In Anbetracht des kriselnden Kapitalismus, dessen Nachteile immer deutlicher werden - eine verständliche Suche nach einer besseren Zukunft für alle Menschen.

  15. 41.

    Der maßgebliche Punkt ist nicht deutsch sondern Demokratie.
    Die Demokratie könnte ja auch in Deutschland möglich sein und die wirkliche Demokratie dürfte überall gleich aussehen.
    Nur die Formen der Fake-Demokratie können voneinander abweichen.

  16. 40.

    Und was halten Sie,Herr "Hauptmann",davon eine Demokratische Republik Deutschland (DRD) zu bekommen in der gem.dem Wirtschaftswunder von Ludwig Erhard in den 50-er Jahren Hammer,Zirkel und Ährenkranz wieder belebt werden und das was dabei heraus kommt auch friedlich in aller Welt gegen Kaffee,Südfrüchte und Rohstoffe getauscht werden kann
    ohne (!)
    dass das sabotiert wird ?

  17. 39.

    Genau so ist es ! "Der Kapitalismus hat versagt. Einfach einen Blick über den Tellerrand nach Griechenland oder die USA nehmen. So wird unsere Zukunft. Bei uns die BRD hoch verschuldet und die Jobs mit vernünftigen Einkommen Mangelware. Die DDR wird so schlecht gemacht, damit die junge Generation glaubt sie seien die Gewinner. In Wahrheit ist die junge Generation voll im ...... . "

  18. 38.

    Welche Chance hat die DDR mit der ständigen Manipulation und der Sabotage aus dem Westen. Nicht zu vergessen, dass der Westen unter Adenauer die Wiedervereinigung sabotierte und die kleine DDR auch die Reparationen des Westens leisten musste.

  19. 37.

    Die DDR ist meine Vergangenheit. Ich will sie nicht wieder haben, aber habe mich immer wohl gefühlt und erinnere mich gern zurück:
    https://youtu.be/G9bMrE7g_ZU

  20. 36.

    So verkürzt es ist, die DDR nur im Sinne von Mauer, Stasi und Stacheldraht zu sehen, so verkürzt ist es, sie als kleinen kuscheligen Staat zu sehen, in dem nebenbei noch eine SED existierte.

    Ich denke, Beides ist verkürzt.

    Eine DDR ohne SED gab es nicht und eine DDR, sich in der SED erschöpfend, war eine Mär. Abseits derjenigen Bereiche, die den höheren Chargen unterlag, gab es in der "kleinen, alltägl." DDR mehr Freiheiten als heutzutage. Vor allem aufgrund der Ungeregeltheit in vielen Bereichen, über die sich heute eine Phalanx von Rechtsanwaltsbüros und Versicherungsunternehmen darüberlegen, so, als sei das und nicht das andere die Welt an sich.

    Die Welt sei erst dann in Ordnung, wenn keine versicherungs- und rechtsfreien Räume mehr existieren.

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