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Quelle: dpa/Michael Sohn

Brief an Kalayci

KV Berlin kündigt Impfzentren-Vertrag mit dem Senat

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin steigt aus dem Vertrag mit dem Senat über die Kooperation bei den Impfzentren zum 30. April aus. Das Impftempo könne nur durch Impfungen in Arztpraxen erhöht werden, heißt es in einem Brief an Senatorin Kalayci.

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin hat den Vertrag über die Kooperation bei den Impfzentren mit dem Senat zum 30. April 2021 gekündigt. Sie könne es künftig nicht mehr gewährleisten, dass der ambulante Bereich alle Schichten der Ärztinnen und Ärzte in den Impfzentren besetze, heißt es in einem Schreiben der KV an Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD), das dem rbb vorliegt.

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Neben den sechs Impfzentren umfasst die Kooperation auch Impfungen in stationären Pflegeeinrichtungen, betreuten Wohngemeinschaften und Seniorenwohnanlagen.

Die KV geht dem Schreiben zufolge davon aus, dass ab Ende April in den Praxen geimpft werden könne. "Dies bedeutet nicht, dass wir unsere Mitarbeit vollständig einstellen", schreibt die KV weiter. "Jedoch können wir ab diesem Zeitpunkt keine Verpflichtung mehr übernehmen, die Dienste in einzelnen Impfzentren zu besetzen oder einen weiteren Ausbau des Schichtsystems zu gewährleisten."

Unklar war zunächst, wie groß die Lücke in den Impfzentren tatsächlich sein wird. Denn alternativ zu den Impfzentren könnten die Menschen dann auch zur Impfung in die Hausarztpraxen gehen.

Kritik an Strategie mit Impfzentren

Deutliche Kritik übt die KV an der von den Gesundheitsministern am 11. März beschlossenen Impfstrategie: "Mit dem weiteren Festhalten an Impfzentren wird das flächendeckende Impfen in Arztpraxen weiter herausgezögert." Eine schnelle Steigerung der Impfquote sei nur mit einem umfassenden Impfangebot durch die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte möglich, so die KV.

Der wieder zugelassene Impfstoff von Astrazeneca sollte vollständig in den Arztpraxen verimpft werden, fordert die KV. Das Arzt-Patient-Vertrauen sei entscheidend, "diesen Impfstoff wieder in eine Akzeptanz zu bringen". Aber auch die Impfstoffe von Moderna und Johnson & Johnson müssten den Praxen zur Verfügung gestellt werden.

Auch der Ärzteverband Hartmannbund forderte am Freitag, niedergelassenen Ärzten "maximale Spielräume bei den Impfungen mit Astrazeneca zu geben". Es brauche jetzt "ein maximales Maß an gesundem Pragmatismus und nicht ein völlig unsinniges Übermaß an Impfbürokratismus", hieß es.

Czaja: Keine Zeit für ein Gegeneinander

Mario Czaja, der Präsident des DRK in Berlin, kritisierte: "Es ist keine Zeit für ein Gegeneinander. Wir brauchen beides, Impfen in den Impfzentren und wenn geeigneter Impfstoff da ist, auch bei den niedergelassenen Ärzten." Er hoffe auf eine Verständigung zwischen KV und Senat und gehe davon aus, dass der Senat eine Lösung finde. "Die Berliner erwarten zurecht jetzt eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten."

Sendung: Inforadio, 19.03.2021, 18:30 Uhr

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