Böller und Bengalos - Mehrere spontane Partys von Marokko-Fans nach Halbfinal-Einzug - eine Festnahme

So 11.12.22 | 12:51 Uhr
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Marokkanische Fans feiern nach dem Halbfinal-Einzug in Berlin. / picture alliance / AA | Abdulhamid Hosbas
Audio: rbb24 Inforadio | 10.12.2022 | Alexander Schmidt-Hirschfelder | Bild: picture alliance / AA | Abdulhamid Hosbas

Nach dem sensationellen Halbfinaleinzug von Marokko bei der Fußball-WM musste die Berliner Polizei bei mehreren spontanen Fan-Partys einschreiten.

In Neukölln versammelten sich kurz nach 18 Uhr laut Polizeiangaben zunächst etwa 300 Personen und blockierten die Kreuzung Sonnenallee/Pannierstraße. Einige kletterten auf Bäume und geparkte Autos, die dabei zum Teil beschädigt wurden. Die Polizei sperrte darufhin die Sonnenallee zwischen Pannier- und Weichselstraße, wovon auch die Buslinie M41 betroffen war. Im weiteren Verlauf wuchs die Menge auf rund 600 Personen an.

Als weitere Einsatzkräfte eintrafen, verließen die Menschen die Fahrbahn und entfernten sich, so dass die Straße gegen 19:45 Uhr wieder freigegeben wurde.

Bei den Maßnahmen wurde eine Einsatzkraft durch Pyrotechnik leicht am Kopf verletzt, konnte aber im Dienst bleiben. "Nach dem Einsatz starker Kräfte ist Ruhe eingekehrt", hieß es beim Lagedienst.

Charlottenburg: Passanten suchten Schutz bei Polizisten

In der City West versammelten sich ebenfalls ab 18 Uhr rund um den Hardenberg- und Breitscheidplatz etwa 250 Fahrzeuge, um den 1:0-Sieg Marokkos über Portugal zu feiern. Die Polizei verhinderte nach eigenen Angaben, dass sich ein Autokorso bilden konnte.

Rund 80 Personen kamen anschließend jedoch auf dem Breitscheidplatz zusammen. Gegen 19:30 Uhr betraten bis zu 200 Personen an der Kreuzung Joachimsthaler Straße/Kantstraße die Fahrbahn. Die Menge zog dann weiter zum Hardenbergplatz, wurde laut Polizei aggressiv und bewarf die sie begleitenden Einsatzkräfte mit Pyrotechnik. In der Budapester Straße wurde ein 15-jähriger Tatverdächtiger festgenommen.

Im Zuge der Festnahme nahm die Aggressivität zu, so dass sich die Einsatzkräfte kurzzeitig mit dem Festgenommenen in ein Gebäude zurückzogen und sie auch unbeteiligte Passantinnen und Passanten schützten. Mit Unterstützung weiterer Polizisten konnte die Situation demnach kurz darauf beruhigt werden. Gegen 20:15 Uhr soll sich die Menge wieder aufgelöst haben.

Bei der Festnahme verletzten sich laut Mitteilung zwei Einsatzkräfte, die ambulant versorgt wurden und anschließend ihren Dienst beendeten. Einer der Beamten wurde von Pyrotechnik am Kopf getroffen. Der 15-Jährige wurde zu einer Polizeidienststelle gebracht, wo ihn seine Mutter abholen durfte.

Alexanderplatz: zweites Viertelfinale beruhigte die Lage

Auch am Alexanderplatz wurde gefeiert. Dort hatten sich nach Polizeiangaben etwa 80 bis 100 Leute versammelt. Nach dem Anpfiff des Viertelfinales zwischen England und Frankreich um 20 Uhr wurde es der Polizei zufolge ruhiger - wohl, weil die Leute wieder vor die Fernseher gezogen sind, wie es hieß.

Es wurden Ermittlungsverfahren wegen besonders schweren Landfriedensbruchs, gefährlicher Körperverletzung, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte, Verstößen gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz sowie wegen Sachbeschädigung an Kraftfahrzeugen eingeleitet.

Sendung: rbb24, 10.12.2022, 21:45 Uhr

19 Kommentare

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  1. 17.

    „Na, endlich wird hier mal wegen Fußball gefeiert!“

    Da musste ich ja doch ein bisschen schmunzeln … : )

  2. 16.

    Na, endlich wird hier mal wegen Fußball gefeiert!

  3. 15.

    Das Marokko im Halbfinale nun auf Frankreich trifft finde ich richtig spannend - und ich bin kein wirklicher Fußballfan.

  4. 14.

    Was sind das für Menschen die schon wegen Fußball so durchdrehen?
    Was passiert bitte wenn die richtige Probleme haben.

  5. 13.

    Ausserdem habe ich geschrieben, dass in Neukölln besonders viel gemacht wird, was nicht okay ist.

  6. 12.

    Sie sehen wirklich den Häufigkeits-Unterschied in Größe und Ausmaß nicht? Dann haben Sie eine „Doppelmoralerzieher*innen“ Problem.

    Und wenn Frauen betroffen sind, mit Böllern sonst wohin geworfen, dann ist es ein Verbrechen.

  7. 11.

    Ich erinnere mich noch sehr gut daran, als Italien gegen Deutschland gewonnen hat und Deutsche Fans bspw. in Wuppertal italienische Fans rassistisch beleidigten, mit Spaghetti bewarfen und tätlich angriffen.

    Solche Momente vergisst der DFB Fan mal gerne, sobald andere Nationen ihren Erfolg feiern.

    Fußball kann mir gestohlen bleiben, diese heuchleriche Doppelmoral allerdings nicht.

  8. 8.

    Na die Feiern in Brüssel,Mailand und den Niederlanden waren nicht so lustig,da gab es nämlich Tote(Mailand)und Verletzte.Wenn man so stolz auf sein Land ist,warum ist man nicht dort und bringt es zum blühen,anstatt halb Europa zu zerlegen.

  9. 7.

    Feiern und freuen ist kein Thema. Straßenblockaden, unerlaubte Pyrotechnik, Hangreiflichkeiten und Sachbeschädigung zeigen jedoch eine sehr eigenartige Feierkultur, von der ich mir wünsche, dass sie sich nicht verbreitet.
    Wer das gutheißt, beweist null Empathie, null Rechtsempfinden aber 110 Prozent Egoismus. Von Dummheit ganz zu schweigen.

  10. 6.

    Ist das so, Reimann? Fällt Ihnen spontan irgendetwas ein, das hier explizit erlaubt,
    in anderen Stadtbezirken jedoch verboten ist?

    Seine dümmliche rechte Gesinnung wie eine Monstranz vor sich herzutragen,
    ist bedauerlicherweise nirgendwo verboten …

  11. 5.

    Vielleicht darf man sich in Berlin auch für ausländische Erfolge freuen, aber doch nicht als Feinstaubverbrecher. Schon garnicht, wenn sich die Polizei das anders vorgestellt hat;-).

  12. 4.

    Ja warum denn gleich Festnahmen, da hätte man ja Hunderte in Brüssel /Amsterdam festnehmen müssen nach der marokkanischen Feierei

  13. 3.

    dem kann ich nur zu Stimmen,Gratulation an Marocko,
    Neuköln oder Wedding,ist doch gut wenn andere Nationen
    hier in Berlin die WM feiern,

  14. 2.

    Ebend Neukölln, da dar man alles.

  15. 1.

    Gratulation an Marokko zum großartigen Erfolg! Natürlich darf man in Deutschland sich für andere Länder nur ganz still freuen, sonst kommt die Polizei.

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