rbb24
  1. rbb|24
Paddelboote an einer Schleuse im Spreewald | Quelle: privat

Schließung mehrerer Schleusen

Im Spreewald werden Paddelboote jetzt getragen

Paddeln und Kahnfahren gehören zum Spreewald wie die berühmten eingelegten Gurken. Nun müssen die Boote aber an mehreren Stellen aus dem Wasser gehoben werden - die Schleusen bleiben vorerst dicht. Von Florian Ludwig und Daniel Mastow

Dass mehrere Schleusen im Spreewald seit Montag geschlossen bleiben, hat sich schnell unter den Urlaubern herumgesprochen. Viele Anrufe muss Thomas Petsching, Hafenmeister im Bootshaus Leineweber in Burg (Spree-Neiße), zurzeit entgegennehmen. "Die sind verunsichert und wissen nicht, ob das Paddeln im Spreewald funktioniert, ob das Kahnfahren funktioniert", sagt Petsching. Er kann sie meistens beruhigen; der Tourismus könne weiter betrieben werden.

Doch auch Petsching sagt, Paddler sollten möglichst auf das Schleusen verzichten. "Im ganzen Spreewald sind es wahrscheinlich 5.000 Boote, die am Wochenende schleusen", so der Hafenmeister. Mit jeder einzelnen Schleusung gehen hunderte Kubikmeter Wasser verloren.

Anhaltende Trockenheit

Zahlreiche Spreewald-Schleusen bleiben geschlossen - kleinere Gewässer bedroht

Seit Wochen regnet es zu wenig. Im Spreewald werden nun Konsequenzen gezogen, damit das Wasser in der Hauptspree bleibt. Für manche kleineren Fließe und Gräben könnte das aber Konsequenzen haben.

Bäche und Fließe gehören im Spreewald zur Identität

Die Urlauber halten sich meist an die Vorgabe, ist am Montag zu beobachten. "Wir haben volles Verständnis", sagt eine Touristin aus Hessen. Ihr Mann ergänzt: "Die sind ja nicht schwer, man kann sie problemlos tragen." Dennoch, so Petsching, sind nicht alle Besucher entspannt. Er habe bereits Diskussionen mit Gästen führen müssen, die wegen geschlossener Schleusen einen Teil ihres Geldes zurückgefordert hätten.

Viele im Spreewald müssen seit Montag geschlossen bleiben. Wegen der anhaltenden Trockenheit und der Wasserknappheit in der Lausitz fehlen der Spree die Zuflüsse. Damit der Fluss nicht völlig stillsteht, wird das Wasser auf die sogenannte Hauptspree konzentriert.

In einer Mitteilung erklärte das Brandenburger Umweltministerium, dass nun damit gerechnet werde, dass mehrere Fließe und Gräben trockenfallen. In vielen Brandenburger Orten ist das bereits Realität - im Spreewald ist das ein insofern bemerkenswerter Schritt, da die Naturlandschaft von ihren kleinen Bächen, Flussausläufern und Fließen lebt - sie gehören zur Identität der ganzen Region.

Kohleausstieg und Klimakrise bringen Fluss in Gefahr

Trockene Spree wird zum Dauerproblem

Experten nennen die Spree schon heute sarkastisch einen "Flussdarsteller". Das meint: Sie sieht aus wie ein Fluss, aber weil sie häufig nicht fließt, gleicht sie einem See. Von Wolfgang Albus

Wassernutzung bereits eingeschränkt

Die südlichen Landkreise Brandenburgs haben in diesem Jahr bereits frühzeitig versucht dem Wassermangel etwas entgegenzusetzen. Die Wasserentnahme aus Flüssen und anderen Oberflächengewässern ist in allen Südbrandenburger Landkreisen eingeschränkt - mal mehr, mal weniger. Mehrere Kommunen im Spreewald rufen nun dazu auf, auf das Schleusen möglichst zu verzichten.

Dabei ist man vor allem im Spreewald auf die kleineren Gewässer angewiesen. Sie dienen als wichtige Naherholungsgebiete, auf den Fließen wird Kahn gefahren oder gepaddelt. Noch immer gibt es vereinzelte Grundstücke und Häuser im Spreewald, die nur über das Wasser erreicht werden können.

"Bitte verstehen Sie die Situation im Spreewald, wir wollen einfach Wasser sparen", sagt Hafenmeister Petsching Besuchern. "Das, was Sie heute hier erlebt haben, das möchten wir auch noch morgen, übermorgen und vielleicht auch noch nächstes Jahr den Gästen zeigen."

Sendung: Antenne Brandenburg, 15.08.2022, 16:10 Uhr

Beitrag von Florian Ludwig und Daniel Mastow

Artikel im mobilen Angebot lesen