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Audio: Antenne Brandenburg | 21.12.22 | Daniel Mastow | Quelle: rbb/Friedrich

Jahresbilanz in Cottbus

"Die Tafeln sind momentan gefordert wie noch nie"

Auf der einen Seite kommen immer mehr Menschen zur Tafel, auf der anderen Seite werden weniger Lebensmittel gespendet: In Cottbus macht die Tafel gerade die schwierigste Zeit seit ihrem Bestehen durch. Von Daniel Mastow

Ein Dienstagvormittag, kurz vor 10 Uhr: Viele Bedürftige stehen am Eingang der Tafel im Cottbuser Ortsteil Sachsendorf. Sie freuen sich über einen Beutel voller Lebensmittel. Bernd Ravenhorst ist seit 2004 von der Tafel abhängig. Er sei sehr dankbar, hier noch ein paar Lebensmittel zu erhalten, sagt er: "Wenn ich das manchmal sehe im Fernsehen von anderen Tafeln, die haben gar nichts mehr. Die Preise steigen, es kostet ja fast alles doppelt so viel, da kann man sich gar nichts mehr leisten."

Die Cottbuserin Simone Eckert kommt seit einem halben Jahr zur Tafel. Seit der stark gestiegenen Inflation sei sie darauf angewiesen, sagt sie, um ihre Familie zu ernähren. "Es ist immer ein kleines Zubrot, was von der Tafel kommt. Die geben sich so viel Mühe, dass man wenigstens ein warmes Gericht kochen kann."

Ehrenamtliche Helfer in der Tafel Cottbus. | Quelle: rbb/Daniel Mastow

Immer mehr Menschen auf Hilfe angewiesen

Die Lage bei der Tafel ist angespannt – sie durchläuft gerade die schwierigste Zeit seit ihrem Bestehen, sagt Tafelchef Kai Noack. Dafür gibt es verschiedene Ursachen: "Auf der einen Seite mehr Menschen, die zu uns kommen, auf der anderen Seite die Lebensmittelspenden, die weniger werden. Dann die gestiegenen Energiepreise und die gestiegenen Spritpreise. Das alles führt dazu, dass die Tafeln momentan gefordert sind wie noch nie."

In den vergangenen Monaten seien immer neue Gesichter in der Cottbuser Tafel aufgetaucht, sagt Noack. "Hier kommen Leute, die einer geregelten Tätigkeit nachgehen, die vor einem halben Jahr noch nicht damit gerechnet haben, mal auf die Hilfe der Tafel angewiesen zu sein." Diese Menschen seien nun vollkommen überfordert und hilflos, sagt Noack. "Weil sie nie damit gerechnet hätten, mal in diese Armutsspirale hinein zu geraten."

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Gut funktionierendes Team

Kai Noack ist froh, ein gut funktionierendes Team von ehrenamtlichen Mitarbeitern zu haben. Klaus Rappenecker ist neu idabei. Er war Narkosearzt am Herzzentrum Cottbus. Jetzt ist er im Ruhestand und möchte sich einbringen. "Es ist eine körperlich sehr anstrengende Arbeit, die Sachen immer wieder zu packen und schnell rauszugeben, weil so viele Kunden da sind. Ich will kein Geld für meine Arbeit, ich habe genügend Rente, da bin ich privilegiert." Jetzt wolle er jenen etwas Gutes tun, die sonst am Rande der Gesellschaft stehen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 21.12.2022, 14.12 Uhr

Beitrag von Daniel Mastow

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