Mehr als fünf Jahre nach der Tat - Prozess wegen Angriffs auf Asylbewerber in Cottbus gestartet

Mo 14.08.23 | 14:58 Uhr
Das Cottbuser Landgericht (Bild: rbb)
Audio: rbb24 Inforadio | 14.08.2023 | Dirk Schneider | Bild: rbb

In der Silvesternacht 2017/18 sollen mehrere Jugendliche Asylbewerber in Cottbus angegriffen haben. Die Angreifer sollen ihre Opfer bis in die Unterkunft verfolgt haben. Mehr als fünf Jahre nach der Tat hat am Montag der Prozess begonnen.

Nachdem sie mehrere afghanische Asylbewerber körperlich angegriffen haben sollen, müssen sich insgesamt sieben Cottbuser seit Montag vor dem Cottbuser Landgericht verantworten. Die Männer sollen in der Silvesternacht 2017/18 drei afghanische Asylbewerber angegriffen und bis in ihre Unterkunft verfolgt haben. Dort sei der Angriff weitergegangen.

Der Fall hatte damals deutschlandweit für Schlagzeilen gesorgt, mehr als fünf Jahre nach der mutmaßlichen Tat wird sie nun verhandelt.

Mehrere Kopfverletzungen bei den Opfern

Laut Anklage war die Gruppe von Jugendlichen und Heranwachsenden in der Silvesternacht von zwei Frauen angesprochen worden, die demnach angaben, von den drei Geschädigten beleidigt worden zu sein. Die Angeklagten sollen den Asylbewerbern daraufhin gefolgt sein und ihnen ausländerfeindliche Parolen hinterhergerufen haben.

Nach einem Streit sollen die Angreifer mit Fäusten auf die Köpfe und Oberkörper der Geschädigten eingeschlagen haben. Ein Angeklagter soll einem der Opfer auch aus nächster Nähe eine Bierflasche ins Gesicht geworfen haben. Zwei der Opfer seien bis in ihre Unterkunft verfolgt und im dortigen Vorraum weiter geschlagen worden. Die Geschädigten hätten mehrere Kopfverletzungen davongetragen, einer von ihnen musste zwei Mal stationär behandelt werden.

Lange Dauer bis zum Prozessauftakt

Für Kritik sorgte bereits im Vorfeld der Verhandlung der lange Zeitraum bis zum Prozessauftakt. Seit der Tat sind mittlerweile rund fünfeinhalb Jahre vergangen. Die Staatsanwaltschaft hatte erst zwei Jahre nach dem Vorfall überhaupt Anklage erhoben. Das zuständige Amtsgericht war aber offenbar mit der schieren Anzahl der Verfahrensbeteiligten überfordert und übergab den Fall an das Landgericht. Zudem mussten drei andere Verfahren bevorzugt behandelt werden, weil dort die Angeklagten bereits in Untersuchungshaft waren. Diese Fälle hatten zunächst Vorrang. Das sorgte in dem aktuellen Fall für weitere Verzögerungen.

Auch für das Landgericht stellt die Zahl der Beteiligten eine Herausforderung dar. "Hier haben wir sieben Angeklagte, mit jeweils sieben Verteidigern, drei Nebenkläger mit drei Verteidigern, drei Dolmetscher und etliche Zeugen", so Gerichtssprecher Richard Fergin am Montag.

Angeklagte äußern sich am Montag nicht

Von den Angeklagten äußerte sich niemand am Montag. Die Geschädigten werden wiederum erst zu ihrer eigenen Vernehmung erscheinen und waren am Montag ebenfalls nicht anwesend. Stattdessen wurde ein Video der Sicherheitskamera aus der Asylbewerberunterkunft gezeigt. Darauf war der brutale Angriff auf die Afghanen zu sehen.

Der Angriff habe bei den Geschädigten Spuren hinterlassen, sagte einer der Nebenklagevertreter, Stefan Martin am Montag. "Die körperlichen Wunden mit doppelten Kieferbrüchen sind verheilt, da sind noch Beeinträchtigungen hin und wieder. Psychisch ist es schwierig. Wir müssen abwarten, wie es ihnen damit geht, wenn sie hier im Gerichtssaal den Angeklagten wieder gegenüber treten", so Martin.

Die Opferperspektive Brandenburg, ein Verein der sich um Geschädigte rechtsextremer Übergriffe kümmert, erneuerte am Montag ihre Kritik zur langen Verfahrensdauer. Einerseits könnten die Betroffenen dann mit dem Vorfall noch nicht abschließen, andererseits werde auch das Verfahren an sich erschwert, da sich beispielsweise Zeugen nicht mehr so gut an das Geschehen erinnern könnten.

Sendung: rbb24 Inforadio, 14.08.2023, 11:02 Uhr

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