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Video: Brandenburg aktuell, rbb|24 | 07.07.2020 | Quelle: rbb/Brandenburg Aktuell

BTU Cottbus forscht an Carbon-Rotorblättern

Mini-Windräder sollen Stromgewinnung revolutionieren

Zu groß, zu laut, zu hässlich: Seit Jahren klagen Brandenburger Initiativen über Windräder in der Landschaft. In der Lausitz wird nun hochmoderne Mini-Windräder getestet: Sie sollen nicht nur leiser sein, sondern auch bei wenig Wind Strom produzieren können.

Vor allem kleinere Windräder haben bei wenig Wind ein großes Problem: Ihr Wirkungsgrad liegt oft nur noch bei mageren 15 Prozent. Der Unternehmer Christian Beloch aus Luckau (Dahme-Spreewald) will das ändern und tüftelt aus diesem Grund an neuen Materialen für Windräder. "Wir wollen bei niedrige Windgeschwindigkeiten Bewegung reinbringen und Strom produzieren", erklärt er dem rbb.

Wissenschaftler an der Technischen Universität in Cottbus sind davon überzeugt, dass kleine Windräder mit leichten Materialen wie Carbonfasern auch bei schwachem Wind laufen können. Gemeinsam mit Beloch entwickeln sie superleichte Flügel für kleine Windkraft-Anlagen. "Wir nutzen dafür die sogenannte Biegedrill-Torsionskopplung", erklärt Holger Seidlitz, Professor für Leichtbau an der BTU Cottbus. Dafür wird das Rotorblatt leicht gebogen und verdreht, "und daraus ergibt sich, dass das Rotorblatt bei geringen Windgeschwindigkeiten anläuft".

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Die modernen Windräder sollen später einmal mit Robotertechnik gefertigt werden. Noch aber ist viel Entwicklungsarbeit nötig - nicht nur technische.

Denn dass kleine Windräder nicht überall beliebt sind, zeigt das Beispiel Herzberg: Ein privater Investor will eine kleine Windkraftanlage in der Altstadt errichten. Einwohner empfinden die Anlage jedoch als Fremdkörper im Stadtbild. "Ästhetisch sollte es schon ein wenig schicker aussehen", sagt Bürgermeister Karsten Eule-Prütz (parteilos) diplomatisch. Ihn stört zudem der bislang niedrige Wirkungsgrad. "Es sollte schon etwas dabei rumkommen - sonst macht das keinen Sinn in der Stadt."

Die internationale Forschergruppe in Cottbus will auch erreichen, dass die Flügel kleiner und leiser werden. Nur so könnten kleine Winkraftanlagen mehr Akzeptanz bekommen. "Die Vorbehalte kann man ausräumen, wenn man auf das richtige Design setzt", meint Holger Siedlitz.

Windkraftunternehmer Beloch ist sich sicher, dass die Mini-Anlagen eine große Zukunft haben. "Das geht los beim Eigenheim, über Klein-Industrie bisn zur Landwirtschaft." Sogar Bereiche, in denen bislang gar keine Stromversorgung möglich war, seien denkbar.

In zwei Jahren will Christian Beloch mit der Produktion starten. Dann könnten sich Interessierte eine Windkraftanlage "Made in Brandenburg" aufstellen, sagt er. und eine Anlage, die ebenso wirtschaftlich sein soll wie ihre großen Brüder.

Förderung läuft aus

In Deutschland schickten im letzten Jahr an die 31.000 Windräder Strom ins Netz, fast 4.000 davon stehen in Brandenburg. Die Stromproduktion durch Windenergie ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. Insgesamt erzeugten Windräder im vergangenen Jahr fast ein Viertel des gesamten Stroms.

Nun kommen einige Räder in die Jahre: Fast 10.000 Windkraft-Standorte gibt es schon über zwei Jahrzehnte. Ab 2021 fallen solche alten Anlagen aus der Förderung des "Erneuerbare Energien Gesetz" heraus. Wie viele das genau sind, ist unklar. Schätzungen gehen von insgesamt mehr als 5.000 Rädern aus.

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