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Audio: Antenne Brandenburg | 12.07.2022 | Isabel Röder | Quelle: dpa

Fachkräftemangel

Speditionen in Ostbrandenburg gehen die LKW-Fahrer aus

Zu Beginn der Corona-Pandemie fehlte Toilettenpapier, mit dem Ausbruch des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine wurde das Sonnenblumenöl knapp. Und auch heute sind einige Produkte nur schwer zu erhalten. Ein Grund dafür ist, dass es derzeit zu wenige LKW-Fahrer gibt. Das merken auch Speditionsunternehmen in Ostbrandenburg.

Unattraktives Berufsbild

"Wir möchten uns als Unternehmen gerne vergrößern, aber durch die Personalknappheit führt es zu erheblichen Engpässen", sagt zum Beispiel Personalleiterin Mandy Heruth von der Spedition Euba Logistik in Angermünde (Uckermark). Das Unternehmen mit seinen 85 LKW transportiert vor allem Papierprodukte durch Deutschland. 120 Mitarbeitende sind dort beschäftigt. Weitere sollten folgen – eigentlich. Doch der Beruf scheint für viele nicht mehr attraktiv zu sein, sagt Heruth.

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"Kunden haben nicht die Geduld, unendlich lange auf ein Fahrzeug zu warten"

Lange Lieferzeiten und hohe Preise: Der Markt für Neufahrzeuge und junge Gebrauchte ist durch internationale Krisen und Lieferengpässe angespannt. Das werde sich aber wieder normalisieren, sagt Autoexperte Dudenhöffer.

"Schlechte Arbeitsbedingungen wie fehlende Parkplätze oder die schlechte Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder die große Kriminalität auf den Parkplätzen und auf den Straßen", so die Personalleiterin. Früher habe der Beruf vor allem ein Gefühl der Freiheit versprochen. Heute sei das anders, so Heruth. LKW-Fahrer zu sein, werde negativ assoziiert. Berufseinsteiger würden sich davon beeinflussen lassen. Das sieht auch der Bundesverband Güterverkehr Logistik und Entsorgung ähnlich.

Problematik noch nicht zu spüren

35.000 Fahren würden jedes Jahr in Rente gehen, so der Verband. Dem gegenüber würden jedoch nur 20.000 neue LKW-Führerscheine ausgestellt. Bislang hätten Speditions-Unternehmen diesen Personalmangel kompensieren können, heißt es. Die Problematik sei daher derzeit noch nicht spüren, berichtet Christine Minkley vom Handelsverband Berlin-Brandenburg.

"Wir haben nicht das Empfinden, dass die Kunden massiv unzufrieden sind", sagt sie. Noch gebe es die Möglichkeiten, auf Alternativen zurückzugreifen, sollte es bei einzelnen Produkten zu Lieferschwierigkeiten kommen. "Im Großen und Ganzen sind keine flächendeckenden Lieferprobleme zu beobachten", so Minkley.

Umfangreiche Transportkapazitäten benötigt

Mit dem demographischen Wandel könnte sich das in den kommenden Jahren jedoch ändern. Kunden in Deutschland haben sich zunehmend an die Möglichkeit gewöhnt, fast alles innerhalb kürzester Zeit an die Wohnungstür geliefert zu bekommen. Doch dafür benötigt es umfangreiche Transportkapazitäten. Sollte der Fachkräftemangel in der Logistikbranche jedoch anhalten, könnte es sein, dass das Angebot in Zukunft eingeschränkt wird. Nur so könnten weiterhin auch Toilettenpapier und Sonnenblumenöl verfügbar bleiben.

Sendung: Antenne Brandenburg, Antenne am Nachmittag, 12.07.2022, 15:40 Uhr

Mit Material von Isabel Röder

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